Gesellschaft | Fremdenverkehr

Überkochender Tourismustopf

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz kommentiert die jüngsten, rekordverdächtigen Daten zum Tourismus in Südtirol. Jede Medaille habe ihre Kehrseite.
St. Ulrich
Foto: Seehauserfoto
  • Acht Millionen Ankünfte und über 36 Millionen Nächtigungen im Jahr 2023: Das war das vergangene Tourismusjahr in Zahlen. Der Dachverband bezeichnet diese Zahlen als Ausdruck eines Massentourismus, der zwar die Tourismusbetriebe mit Geld überschütte, der Lokalbevölkerung aber auch viel Schatten bringe.

  • Josef Oberhofer: „Die Tourismusindustrie konzentriert sich nach wie vor auf Wachstum.“ Foto: dnu

    Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz kritisiert: „Obwohl weite Teile der Bevölkerung bereits seit Jahren unter der Last des Massentourismus stöhnen, konzentriert sich die Tourismusindustrie nach wie vor auf Wachstum und noch einmal Wachstum.

    Die Grenzen der Erträglichkeit sei durch die Bevölkerung zu definieren und nicht durch Tourismusbetriebe.

    Dies sei auch etwas, das Kritiker der Tourismusindustrie versuchen klarzumachen: Übertourismus gehe einher mit dem Verlust der gesellschaftlichen Akzeptanz.

    Der gesetzlich definierte Bettenstopp sei zwar ein erstes Zeichen der Eindämmung, das würde aber wenig bringen, wenn die IDM nach wie vor massiv viele Millionen Euro in die Destinationswerbung investiere. „Südtirols Tourismuswerbung tritt im In- und Ausland extrem aggressiv auf und das zeigt Wirkung“, so sieht der Geschäftsführer des Dachverbandes Hanspeter Staffler die neuesten Tourismuszahlen.

  • Hanspeter Staffler: „Südtirols Tourismuswerbung tritt im In- und Ausland extrem aggressiv auf und das zeigt Wirkung.“ Foto: Facebook/Hanspeter Staffler

    Vertreter der Tourismusindustrie würden nach wie vor viel Wachstumspotential sehen, weil die Betriebe noch nicht vollständig ausgelastet seien, der Dachverband sehe diese Entwicklung aber etwas differenzierter. Die Frage, ob Südtirol weitere Nächtigungen vertragen könne, entscheide sich an überfüllten Straßen, Trinkwasserversorgungsproblemen und stark steigenden Miet- und Wohnungspreisen und nicht an leer bleibenden Betten.

    Straßenverkehr, Trinkwasserversorgung, Wohnungspreise und die Geduld der Ansässigen haben Grenzen, diese Grenzen hat Südtirols Tourismusindustrie ausgereizt,“ so Josef Oberhofer und Hanspeter Staffler in unison. Es sei Zeit geworden, Dampf aus dem Tourismuskochtopf abzulassen.

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Robert Zagler Fr., 15.03.2024 - 18:42

...tja Herr Staffler, das mag für den Osten und dem Burggrafenamt stimmen, aber wenn ich meinen Heimatort Goldrain hernehme, wo zwei Hotels in letzter Zeit zusperrten und der Gemeinderat diese für Wohnzwecke umwidmen musste, Restaurants Mangelware sind, leere Geschäfte im Hauptort Latsch das Ortsbild prägen kann man die Situation nicht über einen Kamm scheren! Auch der Hauptort Schlanders kann ein Lied davon singen!

Fr., 15.03.2024 - 18:42 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 16.03.2024 - 08:28

Antwort auf von Robert Zagler

Wenn der Westen aufrüsten will, dann trägt das auf der Vinschgerstraße, dem Burggrafenamt mit Meran, Bozen und den Dolomitenstraßen zu einer Zunahme des Verkehrs und der belastet alle Südtiroler. Es muss nicht überall gleich sein! Es gibt sicher Gründe, warum es dem Vinschgau nicht gelungen ist, vergleichbar mit dem Pustertal zu sein! Man könnte sich über dem ruhigeren Istzustand freuen!

Sa., 16.03.2024 - 08:28 Permalink
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Salto User
nobody Fr., 15.03.2024 - 20:43

Es gibt Orte, die nicht unter dem Tourismus leiden, mein Dorf gehört zum Glück dazu. Aber auch die Schattenseiten gehören dazu, wie von Herrn Zagler beschrieben. Es bräuchte eine vernünftige Obergrenze, wie von Oberkofler und Staffler gefordert. In beispielsweise Gröden, Schenna und Hafling kann man nur mehr von Overtourism reden.

Fr., 15.03.2024 - 20:43 Permalink