Politik | Landesgesellschaften

Das Familienpaket

Die Landesregierung hat Karl Martinelli, den Lebensgefährten der Lega-Politikerin und Landtagsvizepräsidentin Rita Mattei, als Vizepräsident der Thermen AG designiert.
Therme Meran
Foto: Therme/Tappeiner
Es gehört zum politischen Spiel.
Es gibt auch in Südtirol rund 100 gut dotierte Ämter und Posten im Bereich der öffentlichen und halböffentlichen Gesellschaften, die politisch besetzt werden. Traditionell sind diese Teil des sogenannten „sottogoverno“, und sie werden an die Parteigänger und Günstlinge der Regierungsparteien verteilt.
Jahrzehntelang teilten in Südtirol zuerst die SVP und die DC und dann die Volkspartei und der PD diese Posten unter sich auf. In Südtiroler Städten wie Bozen, Meran oder Brixen fielen dabei einige Posten zum einen an die Grünen (die dort in der Regierung sitzen), zum anderen war man manchmal so schlau, auch die italienische Rechtsopposition einzubinden.
Nach der historischen Wende der SVP von links nach rechts und der Regierungsvereinbarung zwischen Volkspartei und Lega drängt nun auch die Lega verständlicherweise in diese Ämter. Man muss sagen, dass die Salvini-Partei in Südtirol dabei bisher durchaus mit Zurückhaltung operiert hat.
Schön langsam beginnt man aber den Kuchen neu zu verteilen. Und man startet dabei mit einer Familienoperation.
 

Die Ernennung

 
Am Dienstag hat die Landesregierung den neuen Verwaltungsrat der Therme Meran designiert. Als Mitglieder des Verwaltungsrates wurde dabei der Rechtsanwalt und Zeller-Sozius Stefan Thurin anstelle von Andreas Cappello als Präsident namhaft gemacht. Karl Martinelli soll als Vize-Präsidenten Sandra Lando ablösen, Sonja Pircher wird den ehemaligen IDM-Direktor Hansjörg Prast ersetzen. Bestätigt wurden hingegen Irene Pechlaner und Alfred Strohmer. 
Was in der Aussendung nicht steht: Karl Martinelli ist der Lebensgefährte der Lega-Politikerin und Vizepräsidentin des Landtages, Rita Mattei.

 
 
Diese familiäre und politische Konnotation dürfte dann auch die besondere Eignung sein, die den Meraner Freiberufler als Vertreter des Landes in der Landesgesellschaft auszeichnet.
Der 59-jährige, im Sarntal geborene Karl Martinelli hat nach der Matura am klassischen Lyzeum Pharmakologie in Padua studiert, das Studium aber nicht beendet. Danach arbeite er drei Jahrzehnte lang als Vertreter und Verkaufsleiter verschiedener Unternehmen in Norditalien und Südtirol. Seit einigen Jahren arbeitet Martinelli im Meraner Steuerberatungs- und Buchhaltungsbüro „mira consult“, das seiner Lebensgefährtin Rita Mattei gehört.
Rita Mattei und Karl Martinelli sind seit 36 Jahren privat ein Paar, wie die Landtagspräsidentin vor wenigen Wochen dem Bozner Internetportal „buongiornosuedtirol“ erzählte. Auch politisch marschiert das Paar im Gleichschritt. „Senza di lui, senza il suo appoggio morale, oggi non credo che sarei dove sono“, sagt Rita Mattei im Porträt von „buongiornosuedtirol".
 

Der Aktivist

 
Karl Martinelli, der von den meisten mit seinem Spitznamen „Rolly“ angesprochen wird, ist ein altgedienter Lega-Aktivist. Offiziell bekleidet der Wahlmeraner die Funktion des „Responsabile Lega Nord Alto Adige Dipartimento Sicurezza e Immigrazione“. Martinelli kandierte bei den Gemeinderatswahlen 2015 für die Lega in Meran, schaffte 106 Vorzugsstimmen und wurde damit erster Nichtgewählter auf der Salvini-Liste. Trotzdem mischt Martinelli in der öffentlichen Verwaltung der Passerstadt seit einigen Jahren mit, indem er in den Verwaltungsrat und Vorstand des kommunalen Meraner Stadttheater- und Kurhausvereins entsandt wurde.
Mit der Wahl seiner Lebensgefährtin Rita Mattei in den Landtag hätte ihr Lebensgefährte in den Meraner Gemeinderat nachrücken können. Er verzichte darauf und ließ Sergio Armanini den Vortritt.
 
 
Im November 2018 stand Karl Martinelli im Mittelpunkt einer ungeklärten Episode, bei der eine Bürgerin an einem Lega-Stand in Meran aufs Übelste beschimpft worden sein soll. Der „Alto Adige“ berichtete darüber. Die Sache hatte kein Nachspiel.
Lega-Anführer und Innenminister Matteo Salvini hat für Samstag auf dem Mailänder Domplatz zu einer großen Kundgebung mit dem Titel „Prima L’ Italia! Il buonsenso in Europa“ geladen. Auch Busse aus Südtirol fahren am Samstag nach Mailand. Die Anmeldungen in Meran für die Busfahrt nach Mailand nimmt Karl Martinelli entgegen, und er fungiert auch als Koordinator.
Detail am Rande: Dass der neue Vizepräsident der landeseigenen Thermen AG im Übrigen kein allzugroßer Fan von Greta Thunberg ist, sondern eher von Verschwörungstheorien, wird auf seiner Facebookseite deutlich. Am 22. April 2019 hat Karl Martinelli folgende Foto-Collage gepostet:
 
Darüber schreibt der neue Vizepräsident der Thermen: „Lo hanno già fatto ....“'