Wirtschaft | Banca d'Italia

Gefährliche Kluft

Südtirol steht laut Banca d’Italia-Daten wirtschaftlich weit besser da als das Trentino. Eine gefährliche Entwicklung, warnt CNA-Präsident Claudio Corrarati.
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Foto: CNA

In den vergangenen Jahren wurde viel gejammert, wenn es um Südtirols Wirtschaft ging. Allerdings immer noch auf hohem Niveau zeigt eine aktuelle Publikation der Banca d’Italia, die ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Entwicklung in Südtirol und der Nachbarprovinz Trient in den Jahren 2007 bis 2015 zeichnet. Ein Zeitraum, in dem Südtirols Bruttoinlandsprodukt der Krise zum Trotz um 7,6 Prozent wuchs. Im Trentino hingehen schrumpfte die Wirtschaft laut den Daten der Banca d’Italia um 2,4 Prozent.

Eine der Erklärungen, die von der italienischen Notenbank für diese beeindruckende Differenz geliefert wird: Während in Südtirol die Exporte seit 2010 stark zulegten und auch kleineren Betrieben und Nischensektoren ein Wachstum ermöglichten, habe es das produzierende Gewerbe im Trentino nicht ausreichend geschafft, auf boomenden  Exportmärkten Fuß zu fassen. „Warum haben zwei benachbarte Provinzen so unterschiedliche Wirtschaftsdaten“, fragt sich CNA-Präsident Claudio Corrarati und regt an, sich im Trentino mehr an Südtirols Wirtschaftspolitik zu orientieren. Vor allem die Steuerbegünstigungen für  Wohnungssanierungen sowie ein Gesetz, das bei Ausschreibungen versuche, so viele Aufträge wie möglich lokalen Betrieben zukommen zu lassen, trägt laut dem Verbandspräsidenten neben exzellenten Exportbetrieben zu Südtirols besserer Performance bei. Gerade für die Landeshauptstadt Bozen zeigen die Banca d’Italia-Daten laut Corrarati aber ebenfalls ein Problem auf: Dort würden bei Ausschreibungen die gesetzlichen Möglichkeiten einer vereinfachten Prozedur noch viel zu wenig ausgenutzt und Dutzende von Unternehmen eingeladen statt stärker auf die lokale Wirtschaft zu setzen.

Sorgen bereiten dem CNA-Präsidenten aber vor allem die Folgen eines so starken Wachstumsunterschieds zwischen den beiden Provinzen: „Damit riskieren wir, dass immer mehr Unternehmen aus dem Trentino auf der Suche nach Aufträgen in Richtung Südtirol abwandern und somit zwei direkt benachbarte Wirtschaftsräume gegeneinander in Konkurrenz treten.“