Gesellschaft | Flüchtlinge

Mals ist bereit

In den kommenden zehn Tagen sollten auch in Mals 40 Flüchtlinge eintreffen. Das Ergebnis eines Informationsabends: Wir sind bereit.

Das Thema Flüchtlinge lässt Brixen nicht los. Noch vor kurzem waren in der Bischofsstadt spontan Unterkünfte für Flüchtlinge auf dem Weg in den Norden geschaffen worden. Nun wird Brixen seinem Namen gerecht und beherbergt im Rahmen der regionalen Bischofskonferenz von Nord-Ost-Italien Bischöfe 15 verschiedener Diözesen. Auch dort stellt die Flüchtlingsproblematik ein zentrales Thema dar, wie ein Appell von Bischof Ivo Muser für ein „Klima der Aufnahmebereitschaft“ zeigt. So wichtig Strukturen auch sein mögen, unterstrich der Bischof. Es reiche nicht, nur ein Haus als Unterkunft zur Verfügung zu stellen. „Vor allem geht es um die Aufnahmebereitschaft in den Köpfen und in den Herzen der Menschen.“ Denn diese werde dazu beitragen,  Antworten auf offene Probleme zu finden.

Ein Wunsch, der in Südtirol derzeit an vielen Orten in Realität umgesetzt wird. Nach der wundersamen Wandlung von Prissian, wo trotz des anfänglichen Protests der Gemeindeverwaltung gegen die Zuteilung von Flüchtlingen schließlich ein Vorzeigeprojekt entstand, sind nun die Malser an der Reihe. In zehn, maximal 14 Tagen sollen auch dort bis zu 40 Flüchtlinge ankommen, wurde am Montag Abend bei einem Informationstreffen im Mehrzwecksaal des Martinsheims Mals bestätigt. Mit am Podium: Landesrätin Martha Stocker, Abteilungsdirektor Luca Critelli, Caritas-Direktor Franz Kripp,  Alexander Nitz vom Haus der Solidarität, der Leiter des Meraner Flüchtlingsheims Haus Arnika Michael Peintner sowie Bürgermeister Ulrich Veith und Sozialreferentin Gertrud Telser.

Wie groß das Interesse der Bevölkerung ist, bewies der volle Saal. Geschätzte 200 Malserinnen und Malser kamen, um sich zu informieren, was in den kommenden Wochen auf sie zukommt. Weit mehr, als man ursprünglich gerechnet hatte. „Das Interesse ist groß, und die Hilfsbereitschaft ebenso“, bestätigt Referentin Getrud Telser. Ihr Telefon klingelt in diesen Tagen häufig. Und oft sind es Menschen, die Kleider und andere Sachgüter vorbeibringen wollen, die wissen wollen, wo sie sich einbringen können. Einiges liege schon bereit, sagt Telser. Auch die Malser Kleiderkammer sei derzeit gut gefüllt. „Deshalb wollen wir nun einmal abwarten, wer kommt und was konkret gebraucht wird“, sagt die Gemeindereferentin. „Schließlich wissen wir ja noch nicht einmal, welche Kleidergrößen benötigt werden.“

Doch auch über Sachgüter hinaus wird schon vorausgeplant in Mals. Ob Vereine, Pfarrcaritas oder KVW, Sozialsprengel oder Gemeinde selbst: In verschiedenen Treffen wurden Aktivitäten angedacht oder vorab überlegt, wie die Menschen bürokratisch unterstützt werden könnten.

"Müssen unsere Frauen jetzt Angst haben"

Sehen wir das Positive statt Ängste zu schüren, lautet das Motto, das Bürgermeister Ulrich Veith von Beginn an in Sachen Flüchlinge vorgab. Auch am Montag Abend legte er sich ins Zeug. „Ich bin stolz, Bürgermeister einer Gemeinde zu sein, die bereit ist, Flüchtlinge aufzunehmen“, erklärte Veith in seiner Rede. Doch auch für Zweifel war Platz am gestrigen Abend. „Wie lange dürfen die Flüchtlinge am Abend außer Haus“, lautete beispielsweise eine Frage aus dem Publikum, verbunden mit der Sorge: „Müssen unsere Frauen jetzt Angst haben?“ „Vor allem der Leiter des Meraner Flüchtlingsheims konnte solche Ängste aufgrund seiner Erfahrungen im Haus Arnika entkräften“, erzählt Sozialreferentin Telser.

Bis nach 23 Uhr dauerte die Information und Diskussion im Malser Martinsheim. Und nicht nur Gertrud Telser verließ den Saal schließlich mit einem guten Gefühl. Ihr Fazit: „Eigentlich sind wir wirklich gut vorbereitet.“