Rund um die Uhr

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„Ich habe eine Stunde geschlafen“, erzählt ein durchaus wacher Bart van der Heide am gestrigen Sonntag gegen 11 Uhr im Foyer des Museion. Er ist sichtlich erfreut über den großen Zuspruch, den das Haus in den vergangenen Stunden erlebte. Viele Künstlerinnen und Künstler hätten ihn dennoch gefragt, weshalb er eine 24-Stunden-Veranstaltung organisiere. Für ihn sei das klar: „Es geht darum, eine kritische Masse aufzubauen“, sagt er. Kunst sei nicht nur ein Hobby oder etwas Nebensächliches, sondern für eine moderne Gesellschaft unabdingbar. In Bozen müsse da noch viel Aufbauarbeit geleistet werden.
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Transart feiert 2025 seine 25. Ausgabe, das Museion sein 40jähriges Bestehen. Die beiden großen Player im lokalen Kulturbetrieb haben sich aus gutem Grund zusammengetan und feierten im Rahmen einer 24-Stunden-Veranstaltung von Samstag 14 Uhr bis Sonntag 14 Uhr auf allen Ebenen.
Seit van der Heide in Bozen die Leitung des Museion übernommen hat, bemüht sich das Haus, den über Jahre gepflegten elitären Touch abzuschütteln und ein junges, weltoffenes Publikum anzusprechen. Die 24-Stunden-Aktion war eine Wiederaufnahme einer Idee von Museion-Direktorin Corinne Diserens, die wenige Ausstellungen später – nach der "Kippenberger-Affäre" rund um ein Frosch-am-Kreuz-Kunstwerk – ihren Posten räumen musste. Bereits unter Diserens hatte es, wie jetzt 2025, bereits 2008 eine größere Zusammenarbeit mit dem zeitgenössischen Festival Transart gegeben: mit der Ausstellung Sonic Youth etc.: Sensational Fix im Museion und einem legendären Konzert in der Halle von Stahlbau Pichler.
Es braucht in Südtirol eine kritische Masse
Wie aber war es vor 40 Jahren, als am heutigen Standort des Museion von der Bozner Stadtverwaltung lediglich ein lumpiger Schotterparkplatz errichtet wurde? Schon damals war das Grundstück als Ort für ein Kulturzentrum vorgesehen. Die Stadt Bozen stellte sich jedoch gegen die Forderung der Jugend, im alten Tabaklager ein mehrsprachiges Kulturzentrum einzurichten. Der damalige Bürgermeister schickte hingegen Polizei und Bagger – das bereits aufblühende Kulturleben an der Talfer musste noch Jahrzehnte warten.
Aber wo und „wer" war das Museion vorher? Gemeinsam mit Karl Nicolussi-Leck war es vor allem Pier Luigi Siena, der das Museion von einem kleinen Verein zu einem kleinen Ausstellungsbetreib aufbaute. Die beiden Namen stehen am Anfang der Museion-Geschichte und es wäre durchaus angebracht, mehr über die inzwischen bekannten politischen Verfehlungen der Gründer zu wissen, vielleicht hilft dazu ja etwas „kritische Masse" aus dem aktuellen Jahrtausend.
Bevor der Museionbetrieb in das heutige Gebäude zog, war er samt Ausstellungsräumen im alten Spitalsgebäude in der Sernesistraße untergebracht. Zunächst lag der Schwerpunkt auf regionaler Kunst. In den frühen 1990er Jahren erfolgte eine Erweiterung und der Vergleich zwischen deutscher und italienischer Kunst trat stärker in den Vordergrund. 1991 wurde offiziell der Vereinsname „Museion“ übernommen. Ab 2000 wurde der Bio-Winzer und langjährige Präsident des Ökoinstituts Alois Lageder zum Präsidenten gewählt. Unter der Leitung von Andreas Hapkemeyer (2000–2006) lag der Schwerpunkt verstärkt auf sprachlichen Strukturen in der Kunst. Erst 2007 wurde aus dem Verein Museion eine Stiftung. Mit Corinne Diserens kam eine neue Direktorin, und es entstand der Neubau, der im Mai 2008 eröffnet wurde. Von Ende 2008 bis Mai 2020 leitete Letizia Ragaglia das Museion als Direktorin. Im Jahr 2010 ernannte die Südtiroler Landesregierung die Kunsthistorikerin und Kuratorin Marion Piffer Damiani zur Präsidentin der Stiftung. Seit Juni 2020 ist Kunsthistoriker Bart van der Heide am Ruder und sorgt für frischen Wind und für eine „Critical Mass". -
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