In zwei Sprachen auf der Bühne
Die begeisterten standing ovations, mit denen das Publikum im ausverkauften Saal des Bozner Stadttheaters die letzte Aufführung von Goldonis Klassiker Der Diener zweier Herren bedachte, galt nicht nur den Schauspielern des rasanten Verwirrspiels. Er galt einem in dieser Form einmaligen und mutigen Experiment, das simpel anmutet, aber alles andere als alltäglich ist: in einer zweisprachigen Stadt auch zweisprachig Theater zu spielen. Nicht wie gewohnt für ein getrenntes Publikum in getrennten Sälen wie jenes von VVB und teatro stabile, sondern auf derselben Bühne, im selben Stück und mit denselben Schauspielern.
Um das zu bewerkstelligen, musste ein süditalienischer Regisseur wie Leo Muscato nach Bozen kommen.
Einer, der unbefangen von amtlichen und angelernten sprachlichen Trennlinien in den Köpfen eine längst abgenützt anmutende, über 200 Jahre alte Komödie zum turbulenten, interethnischen Verwirrspiel werden lässt.
Die spielerische Leichtigkeit, mit der er diese Revolution vollzieht, das sichtliche Vergnügen der Schauspieler, die oft im selben Satz die Sprache wechseln, die Heiterkeit, mit der das Stück einen Tabubruch vollzieht und die Begeisterung, mit der das Publikum ihn quittiert, nähren Hoffnungen für das zukünftige Theaterleben der Stadt.
Der nächste, konsequente Schritt wäre es, eine solche Aufführung auch den Abonnenten des teatro stabile zugänglich zu machen. Und Bozens italienisches Ensemble sollte sich ermutigt fühlen, denselben Schritt zu vollziehen. VBB-Intendantin Irene Girkinger hat mit dem Goldoni-Experiment viel Mut bewiesen. Das Publikum hat ihn ebenso honoriert wie die Leistung der acht Schauspieler, die bravourös von einer Sprache in die andere switchen und damit beweisen, wie Zweisprachigkeit problemlos von der Mühe zum Spass werden kann. Ein erinnerungswürdiger Theaterabend.