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Politik | Heimspiel auf Rete 4

Keine Ohrfeige für die Reichen

Rete 4 hat vergangene Woche wieder ein Beispiel für professionelle Meinungsmache geliefert. Mit Roberto Poletti, Alessandro Sallusti und Nicola Porro als gut abgestimmte und bestens gelaunte Influencer.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Steuern
Foto: Pixabay
  • Die neue von Montag bis Freitag am Abend laufende Sendung von Rete 4 unter dem Titel „4 di sera“ hat den Anspruch, Themen zu vertiefen. Es ist ein Mix aus Reportage, Hintergrundberichten und Interviews. Dazu werden jeweils Gäste ins Studio eingeladen oder zugeschaltet. Am vergangenen Mittwoch ist die Talkshow der Besteuerung der Reichen gewidmet. Talkmaster Roberto Poletti umreißt dazu die Position, die Mediaset in den Köpfen der Zuschauer:innen als authentische Interpretation des Selbstverständnisses der Nation platzieren will. Er sagt es nicht direkt, aber bald ist zu erkennen: Neue Steuern sind generell ein Unding und die Reichen müssen davor bewahrt werden. An den Pranger gestellt wird die „Sinistra delle tasse“. Die mit emotionaler Verve verdeutlichte Stoßrichtung dieses Informations- und Meinungsbildungsformats ist als Anleitung für die Zuschauer:innen zu verstehen, die folgenden Berichte und Meinungen danach einzuordnen, inwiefern sie der Kernbotschaft entsprechen. Indem sie dies tun, sichern sich diese ein Erfolgserlebnis und bestätigen für jede einzelne Information oder Stellungnahme ihre Übereinstimmung mit der Linie des Medienkonzerns, der sich seit Jahrzehnten die Rolle als Top-Influencer gesichert hat. 

  • Stammpublikum erwartet klare Ansagen

    Der Fernsehkanal ist so eindeutig auf eine redaktionelle Linie festgelegt, die die Weltanschauung von Berlusconi und Adepten verbreitet, dass sich ein Stammpublikum gebildet hat, das sich klare Ansagen erwartet. Diese bestehen einerseits in der Darstellung und Glorifizierung der Kernthemen Liberalisierung, Privatisierung und Entmantelung des Staates und andererseits in der Abgrenzung gegen die „Sinistra“ und deren gegen die ökonomische Vorteilsoptimierung und somit, wie suggeriert wird, gegen die praktische Vernunft und das nationale Identitätsgefühl gerichtete Vorstellungen von Gesellschaft. Mit Genuss werden in diesem Zusammenhang die individuellen Freiheitsoptimierungen in Form von aus dem Antidiskriminierungsverbot abgeleiteten bürgerlichen Rechten, die sich die „Sinistra“ in ihren unterschiedlichen politischen Formationen auf die Fahnen geschrieben hat, als dem Mainstream kultureller Traditionen zuwiderlaufendes Identitätsmodell angeprangert und somit niemals mehrheitsfähiges elitäres Nischenprogramm verballhornt.

  • Plakative Thesen und Unterstellungen

    Ex-Minister Lupi durfte am Dienstag die großartige Botschaft „Ricchezza produce equità sociale“ verkünden. Am Mittwoch haben Alessandro Sallusti und der zugeschaltete Nicola Porro nachgelegt und Orientierungshilfen zur Steuerpolitik als zentralem politischem Steuerungsthema für die neoliberale Machtübernahme in der Gesellschaft geliefert. Eine Reichensteuer sei total abwegig erklärte Sallusti. Die Armut könne nicht mit der Schikanierung der Reichen bekämpft werden. Der eingeblendete Bericht untermauerte anhand der von linken Regierungsmehrheiten in den letzten 10 Jahren eingeführten Steuern die These, dass der Irrweg der steuerlichen Schröpfung der Bevölkerung gleichsam im DNA der Linken verfestigt sei. Poletti stellte die Vermutung in den Raum, dass diese alten Gewohnheiten wieder einreißen könnten, wenn die Linke an die Macht gelangt. 

  • Ausblendung der europaweiten Debatte zur Vermögenssteuer

    Beim Thema der Besteuerung der Superreichen hat sich gezeigt, dass an einer seriösen Darstellung der Problematik keinerlei Interesse besteht. Dabei benötigt der hochverschuldete italienische Staat dringend zusätzliche Einnahmen, um die Modernisierung der Wirtschaft, Dienstleistungen und Infrastrukturen für die Allgemeinheit zu finanzieren. Davon war in dem Bericht keine Rede. Im Fokus stand die europaweit geführte Diskussion, sehr hohe Vermögen einer jährlich zu entrichtenden Steuer zu unterwerfen. Damit sollen Positionen getroffen werden, die aktuell gar nicht steuerpflichtig sind oder im Vergleich zu anderen Steuerzahler:innen zu geringe Steuern entrichten. Ist eigentlich einfach eine Frage der staatsbürgerlichen Verantwortung, Solidarität und sozialen Gerechtigkeit. Überlegungen in diese Richtung werden weltweit angestellt. Erst kürzlich ist ein Manifest von über 130 italienischen Wirtschaftsexpert:innen[1] veröffentlicht worden, das die Notwendigkeit von entsprechenden Maßnahmen unterstreicht. In der Sendung von Rete 4 geht es nicht darum, zu überlegen, für welche eingegrenzte Kategorie von Multimillionären eine solche Steuer gerechtfertigt wäre und in welcher Höhe welche positiven Effekte damit für den Staatshaushalt erzielt werden könnten. 

  • Angst vor dem Staat als Abzocker

    Nein, das Ziel ist einzig, den politischen Gegner zu delegitimieren, indem die Angst geschürt wird, dass die „Sinistra“, sollte sie jemals wieder an die Macht kommen, mit der Steuerkeule losschlagen und niemand schonen würde. Es wird als offenkundig kolportiert, dass die „Sinistra delle tasse“ auf das durch Fleiß verdiente Einkommen von den gutsituierten Mittelständler:innen bis hinunter zu den Normalverdiener:innen zugreifen würde und weder die Kontokorrente noch das eigene Haus gegen ausbeuterische Steueredikte gefeit wären. Es wird ein Szenario heraufbeschwört, wonach die Bürgerinnen und Bürger nur die Wahl zwischen einer politischen Formation hätten, die sich mit Händen und Füßen gegen zusätzliche Steuerbelastungen wehrt, und einer, die nur darauf wartet, sie systematisch abzuzocken. Dank der Insistenz, mit der dieses Bild verbreitet wird, schwingt immer deutlicher die Botschaft mit, dass Steuern generell eine Form nicht rechtfertigbarer Ausbeutung darstellen und als Fehlentwicklung bekämpft werden müssen. Da der Staat seine Ausgaben durch Einnahmen abdecken muss, geht die Zielrichtung dahin, die Rolle des Staates als Garant des Allgemeinwohls und des Allgemeininteresses auszuhöhlen. 

    Nicola Porro lieferte eine Argumentationsschiene, um die Absurdität einer „Reichensteuer“ zu untermauern: Da nur fünf Prozent der Steuerzahler:innen in Italien mehr als 200.000 Euro an Jahreseinkommen erklären, wäre eine solche vom erzielbaren Steueraufkommen völlig vernachlässigbar und somit nur eine Ohrfeige für die Wohlhabenden. Er schließt daraus, es sei offenkundig („…ma è ovvio…), dass solche Steuerpläne nur dann konsistente Einnahmen generieren können, wenn sie auch einen Zugriff auf die Bankkonten der Normalbürger:innen und deren Haus beinhalten. Wahrscheinlich sind ihm die Zahlen nicht bekannt, die aus Studien und Datenbanken hervorgehen: Es geht darum, die obersten 1-2% der größten Vermögen angemessen zu besteuern, die kaum zum Steueraufkommen beitragen. Laut Global Tax Evasion Report 2024 könnten weltweit 250 Milliarden Dollar pro Jahr eingehoben werden, wenn weniger als 3.000 Individuen besteuert würden. Mehr als 100 an der Studie beteiligte Forscher:innen schlagen dazu eine Reform des internationalen Abkommens zur Mindestbesteuerung vor und empfehlen vor allem folgende Maßnahmen: i) Die Festlegung eines Mindestsatzes von 25% auf Gesellschaften bei gleichzeitiger Bekämpfung der Steuerflucht, ii) die Festlegung einer globalen Mindeststeuer von 2% auf das Vermögen von Milliardären, iii) die Einhebung einer Sondersteuer im Falle des Wechsels in ein Land mit niedrigen Steuersätzen. Das sog. Profit Shifting betrug 2022 1.000 Milliarden Dollar, wobei 40% davon den internationalen US-Konzernen anzulasten sind. 

  • Sauerstoff für notwendige Investitionen des Staates

    Europaweit könnte die Besteuerung der großen Vermögen zwischen 150 und 217 Milliarden Euro an Einnahmen bringen, dringend benötigter Sauerstoff für die Ankurbelung der Industrie, den Ausbau der Infrastrukturen, die Unterstützung des ökokompatiblen Umbaus des Wirtschaftssystems, die Sicherstellung des Zugangs der einkommensschwächeren Bevölkerung zu den ökofreundlichen Technologien sowie für die Festigung des Sozialsystems. Laut Oxfam-Daten könnte in Italien pro Jahr bis zu 15,7 Milliarden Euro an Steuereinnahme erzielt werden, wenn 0,1% der Bevölkerung mit einem Nettovermögen von über 5,4 Millionen Euro einen Steuersatz von 1% bis 3% entrichten müssten. Auf 23 Milliarden würden die Einnahmen steigen, wenn diese Regelung auf 0,5% der Bevölkerung angewendet würde. Eine markantere progressive Gestaltung des Steuersatzes würde noch höhere Einnahmen generieren. 

  • Komplexität in einem binären Setting nicht vermittelbar

    In der Sendung von letzter Woche ist auch augenfällig, dass die eingeblendeten Stellungnahmen und die Interventionen der Gäste im Studio, sofern es sich um Vertreter:innen der Opposition oder um regierungskritische Expert:innen handelt, aus der Vielfalt ihrer politischen Verortung heraus vielfach spontan ihre Meinung zu den Stichworten äußern, die der Moderator liefert. Es ist jedoch schwierig, reflektierte Positionen zu komplexen Themen in einem eng konstruierten Debattensetting zu artikulieren und schlüssige Antworten auf stark vereinfachende Argumentationsmuster zu geben. Mangels systematisch durchdachter und entsprechend abgestimmter Grundsatzdokumente fällt ihre Positionierung teilweise widersprüchlich aus. Dies ganz im Gegenteil zum Moderator, der gezielt versucht, sie auf’s Glatteis zu locken und zu Aussagen zu verleiten, die die Meinung der eingeschworenen Influencerriege von Rete 4 oder das Bild der „Sinistra delle tasse“ bestätigen. 

  • Emotional aufgeladenen Zusehern „Patentlösungen“ anbieten

    Ist die Meinungsmache zu diesem Thema einmal wie beabsichtigt abgespult und verankert, wird noch eine weitere Debatte angehängt. Porro beklagt die jahrelange Untätigkeit des Staates bei der Mikrokriminalität und zeigt sich enthusiastisch über die private Initiative einer Bürgerin in Venedig, Lady Pickpocket, die ähnlich wie die Sonderberichterstatter:innen von „Striscia la notizia“ seit Jahren die Tourist:innen in den Gassen von Venedig vor den anwesenden Taschendieb:innen warnt. Sallusti pflichtet ihm bei und bezeichnet dieses ausufernde Phänomen als schwerwiegende Straftat, da dadurch die Freiheit und Unversehrtheit der Personen gefährdet werden. Hier werden die Zuschauer:innen in ihrer emotionalen Entrüstung abgeholt und bestätigt. Das ist die Gelegenheit, um die von der Lega vorgeschlagenen Verschärfungen des Strafmaßes für Taschendiebstähle zu lancieren. Ein Teil der Gäste verweist richtigerweise darauf, dass angesichts des Mangels an Ordnungskräften ein höheres Strafmaß nicht das Präventionsproblem löst und die Gefängnisse bereits jetzt überfüllt sind. Doch die Rationalität der Vernunft wird nicht imstande sein, die besorgten und verärgerten Zuschauer:innen zu erreichen, zumal wenn die Sinnhaftigkeit zivilgesellschaftlichen Engagements in Frage gestellt wird. Geflissentlich überhört wird von der Moderation der Einwand, dass die Justizreform der Ministerin Cartabia dazu beigetragen hat, die Zugriffsmöglichkeiten der Ordnungskräfte abzuschwächen, indem sie Diebstahl nicht als von Amtswegen verfolgbares Delikt einstufte, sondern nur als Antragsdelikt: Die Bestohlenen müssen selbst einen Antrag auf Strafverfolgung einreichen - Abschreckung der Opfer anstatt der Täter.


     

    [1] https://angelomincuzzi.blog.ilsole24ore.com/2024/05/22/ecco-il-manifest…

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" ... und aus deutschen Eichen macht man keine Galgen für die Reichen ... ". Leider gilt das auch für italienische, französische, ... Eichen.

Mi., 17.07.2024 - 23:09 Permalink

Fazit: "Die Reichen haben nichts für uns übrig."

Und weil es um Deutungshoheit und Narrativ geht:
Anbei, ein Kommentar Berni Sanders, zu Biden und Trump.( New York Times)
Trump ist Faschist.
Meloni ist Faschistin.

"Joe Biden will die Reichen besteuern, damit wir die Bedürfnisse der arbeitenden Familien, der älteren Menschen, der Kinder, der Kranken und der Armen finanzieren können. Donald Trump will die Steuern für die Klasse der Milliardäre senken. Joe Biden will die Leistungen der Sozialversicherung ausweiten. Donald Trump und seine Freunde wollen die Sozialversicherung schwächen. Joe Biden will es den Arbeitnehmern erleichtern, Gewerkschaften zu gründen und Tarifverhandlungen für bessere Löhne und Leistungen zu führen. Donald Trump möchte, dass multinationale Unternehmen mit der Ausbeutung von Arbeitnehmern und der Abzocke von Verbrauchern davonkommen. Joe Biden respektiert die Demokratie. Donald Trump greift sie an."...
https://www.falter.at/seuchenkolumne/20240718/leihen-sie-ihr-ohr-kurz-n…

Do., 18.07.2024 - 08:15 Permalink

Danke für diesen fundierten Beitrag. Wenn die Mehrheit der Gering- bis Mittelverdiener sich von solchen Medienformaten beeinflussen und beeindrucken lässt, sieht es mit mehr Steuergerechtigkeit in Italien tatsächlich schlecht aus. Wie du zu Recht ausführst, ist es mit einer echten Vermögensbesteuerung in diesem Land nicht weit her. Paradoxerweise unterliegen gerade die Menschen mit weniger Vermögen und Einkommen dem Irrtum, dass etwas vernünftigere Vermögensbesteuerung sie, und nicht die Reichen treffen würde. In dieser trüben Suppe werden die Privatsender und Telemeloni noch weiter rühren. Kleiner Akt des Widerstands: eine Unterschrift unter die EBI Tax the rich! https://eci.ec.europa.eu/038/public/#/screen/home

Do., 18.07.2024 - 21:50 Permalink

Das Problem an einer Vermögenssteuer ist, dass sie im Gegensatz zu Konsumsteuern Kapital verzehrt. Kapital ist wichtig für Investitionen und Innovationen. Oder anders gesagt: Vermögen kannst du nur einmal versteuern, dann ist es weg. Vernünftiger wäre gerade der umgekehrte Ansatz: Warum baut die öffentliche Hand nicht selbst Vermögen auf? Niemand hat das Land oder den Staat in den letzten 60 Jahren daran gehindert, Vermögen/Kapital aufzubauen und die Erträge für die Gemeinschaft zu nutzen - ähnlich einer Stiftung. Der Staat und das Land sind immer gut darin, Geld Anderer auszugeben. Für mich ist der Staat in der Bringschuld. Er muss erst beweisen, dass er solche Gelder nicht wieder sinnlos verprasst für Wahlzuckerln, Großprojekte o.Ä. Ich denke es geht vielen Bürgern so. Viele Bürger sind aufgrund der Geschehnisse der letzten Jahrzehnte davon überzeugt, dass Geld bei Politikern schlecht aufgehoben ist. Daher ist für mich die Ablehnung von Vermögenssteuern absolut nachvollziehbar und ich teile diese Ablehnung mit Überzeugung.

Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Ich könnte eine einmalig überwiesene Summe von 5-50 Millionen Euro dafür einsetzen, nachhaltige Strukturen zur Gesundheitsversorgung der Südtiroler Bevölkerung aufzubauen, die sich autonom finanzieren und ohne Zuzahlungen kostenlose oder zu kleinen Selbstbehaltpreisen für Bürger (also etwa 20-30 €) zur Verfügung stehen. Das aktuelle Personal in der Politik ist meiner Meinung nach dazu nicht in der Lage, weil sie im Gegensatz zu den Besitzern von Vermögen einen zu kurzen Zeithorizont haben. Dabei könnten solche Konzepte die Kosten mittel-bis langfristig senken.

Fr., 19.07.2024 - 20:02 Permalink

Ich habe sogar überraschend viel vom Kapital des 21. Jh. gelesen und kritisiere drei Aspekte:
1. für mich arbeitet er nicht wirklich fundiert heraus, dass Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen wirklich das Problem ist.
2. ist fraglich, ob die tatsächlichen Missstände, die Piketty in seinem Buch beschreibt wirklich dem Kapitalismus bzw. einer freien auf Vertragsfreiheit und Eigentumsrechten basierenden Wirtschaftsform zurückzuführen sind oder ob nicht gerade staatlicher Protektionismus und Lobbyismus in Verbindung mit Korruption stärker wirksame Negativfaktoren sind.
3. ist zu bezweifeln, ob eine politische Ökonomie der politischen Umverteilung wirklich eine bessere Alternative wäre. Von wem zu wem würde denn dann wirklich umverteilt werden? Von Reich zu Arm? oder von den Kritikern der Entscheidungsträger zu deren Befürwortern?

Ein weiterer Kritikpunkt an Pikettys Arbeit ist der Aspekt, dass er anscheinend nur Einkommen aus Vermögen und aus Arbeit berücksichtigt hat und die zahlreichen aktuell existenten Transferleistungen nicht wirklich einpreist. Allerdings kann ich mich hier vielleicht auch täuschen, immerhin ist es ca 10 Jahre her, dass sein Buch erschien.

Ich persönlich schlage das Gegenteil von Vermögenssteuern vor, nämlich die Entlastung von Einnahmen aus Vermögen, indem man z.B. die Kapitalertragsteuern bis zu Einnahmen von 5000 € pro Jahr bei natürlichen Personen auf null setzt. So erleichtert man den Vermögensaufbau für Einkommensschwache und stärkt den unteren Mittelstand.

Fr., 19.07.2024 - 22:30 Permalink

Wiederum ein neoliberaler Gedankenzug? Weniger Steuereinnahmen, weniger öffentliche Leistungen, dafür mehr Ressourcen für die Gewinnschöpfung des Privaten und stärkere Ungleichheit in der Bevölkerung. Ich wiederhole mich: und das in einer Zeit, in der die Schere auseinander geht und ein wachsender Teil des Volkes abgehängt wird.

Fr., 19.07.2024 - 23:07 Permalink

Wenn du niedrige Einkommen von Eltern entlastest, sparst du dir viel Kindergeld und andere Transferleistungen. Wenn du der Politik mehr geld gibst, dann finanzieren sie sich damit neue Kabinettchefs. Da ist mir lieber, das Geld bleibt bei jungen Eltern. Ich bin diesbezüglich als Vater von zwei Kindern aber natürlich etwas befangen ;)

Was wäre dein Ansatz? Mehr Steuern für mehr staatliche Ausgaben und damit mehr Geld/Macht für Politiker? Glaubst du, das würde wirklich dabei helfen, die Gesellschaft besser zu machen und wenn ja, wie konkret?

Fr., 19.07.2024 - 23:26 Permalink

"Wenn du der Politik mehr geld gibst, dann finanzieren sie sich damit neue Kabinettchefs."
Sorry Oliver, aber du bringst die ganze Palette der neoliberalen Deutungen. Natürlich gibt es in der Politik viel Missbrauch von Steuergeldern, aber die paar Kabinettchefs fallen doch volkswirtschaftlich nicht ins Gewicht. Für die bessere Nutzung von Steuergeldern und mehr Ausgleich braucht es mMn nicht unbedingt mehr Steuergelder, aber vielleicht eine andere Lastverteilung, mehr Transparenz in der Verwaltung und mehr Mitbestimmungsrechte des Volkes. Also mehr Kontroll- und Regulierungmöglichkeiten der Politik.
Und für die Entlastung durchschnittlich verdienender Eltern bin ich auch. Allerdings senkt man auch die Steuern für hohe Einkommen, wenn man deinem Vorschlag folgt. Was ist so schlecht am Kindergeld? In I ist es zusätzlich an das Einkommen gebunden, das staatliche Familiengeld zumindest, und wird nicht an alle ausgezahlt sondern nur an Familien mit niedrigen bis mittleren Einkommen.

Sa., 20.07.2024 - 00:01 Permalink

Die Kabinettschefs sind ein hochaktuelles Beispiel dafür, dass eben auch Politiker mit Geldern nicht effizient umgehen.

Mein Punkt ist - und damit sind wir wirklich bei Hayek - dass es alles andere als garantiert ist, dass Politiker und Ministerien Gelder besser im Sinne der Gesellschaft ausgeben als es Private täten. Daher trete ich dafür ein, niedrige Einkommen und insbesondere Eltern stark zu entlasten.

ad Kindergeld: Ich habe nie gesagt, dass Kindergeld schlecht sei. Der Selbstwert ist aber ein Anderer, wenn man einem Bürger zuerst Geld nimmt und ihn dann zum Bittsteller macht, der einen Antrag stellen muss. Da wäre es aus meiner Sicht einfacher, Eltern von Haus aus bei Einkommens- und evt auch KeSt zu entlasten. Dass das Reichen auch hilft, mag sein. Aber auch Kinder von Reichen tragen dazu bei, Fachkräftemangel und Pensionsprobleme zu lindern. AUßerdem leben wir in einem System mit progressiven Steuern, d.h. Reiche zahlen in Wirklichkeit mehr Steuern als Arme. Das wäre auch bei der Entlastung von Eltern so. Wenn Eltern bis 50k befreit sind, zahlen Eltern mit einem gemeinsamen Einkommen von 250.000 € trotzdem noch massiv steuern auf 200.000 € ihres Einkommens. D.h. so etwas würde den Haushalt weniger belasten als die genannten Kabinettchefs und die zahlreichen Politikerprivilegien.

Das Problem sind doch eher die Deals, die Großkonzerne im Hinterzimmer mit Regierungen abschließen. Neoliberale (so wie du sie beschreibst) begrüßen diese Praxis. Liberale wie ich nicht.

So., 21.07.2024 - 06:42 Permalink

Ob jetzt liberal, libertär oder neoliberal ist doch schlussendlich einerlei. Soweit ich dich verstanden habe, bist du generell für weniger Staat und weniger Steuern. Und ich glaube, man kann in einem kapitalistischen System die aktuellen Probleme nicht lösen (sondern man verschärft sie weiter) wenn man die Gestaltung der Gesellschaft stärker den privaten Unternehmen überlässt. Der Fokus liegt dabei auf Profit bzw Kapitalvermehrung und nicht auf Solidarität und Umwelt. Meine Meinung ist eben, dass es in Zukunft mehr sozialen Ausgleich und mehr Schutz unserer Umwelt braucht. Und da fehlt mir ehrlich gesagt komplett die Fantasie, wie man das ohne staatliche Regulierung hinkriegen soll. Aber da könnte man noch viel länger darüber diskutieren... Grüße in meine zweite Heimat, das wunderschöne Alpenlandl (mit den vielen gut funktionierenden öffentlichen Strukturen, Straßen, Bahnen, Strom- und Wasserversorgungen, Schulen, Unis und vorbildlichen Kliniken) ;-)

So., 21.07.2024 - 09:09 Permalink

Wenn du glaubst, liberal, libertär und neoliberal seien schlussendlich einerlei, hast du dich nicht genug mit dem Thema auseinandergesetzt. Hast du dich z.B. mal mit Mises oder Schumpeter auseinandergesetzt? Libertäre Autoren positionieren sich eindeutig gegen das "neoliberale" "Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren". Insofern glaube mir, wenn ich dir sage: du wirfst diese Strömungen voreilig in einen Topf, insbesondere was den Neoliberalismus angeht. Der Neoliberalismus hält sich nämlich sehr wohl gerne einen Staat, da der Neoliberalismus z.B. nicht Monopole abschaffen will, sondern die Monopole von Staatsbetrieben zu Konzernen verlegen will und den Staat als Garant für die Privilegien nutzen will. Das würden Liberale und Libertäre klipp und klar kritisieren.

Außerdem umfasst was du als "private Unternehmen" umfasst die gesamte außerpolitische Zivilgesellschaft, das Ehrenamt uvm.

Ein weiterer Aspekt den du außer Acht lässt: weniger finanzielle Macht für Politiker bedeutet nicht, dass die gesetzgeberische Macht verschwindet. Politiker sollen Politik machen. Selbst eine anarchokapitalistische Privatrechtsgesellschaft hat Gesetze und Regeln, die nicht dem Gesetz des Dschungels entsprechen.

So., 21.07.2024 - 21:19 Permalink

Deiner Behauptung "Reiche zahlen in Wirklichkeit mehr Steuern als Arme" muss ich wiedersprechen. Z.B. hat sich in Südtirol bei Studien- und Schüler-Stipendien gezeigt, dass wenn die Eltern nur ihre Steuererklärung abgeben müssen, dann landeten die Hotelierinnen, Unternehmer und Großbauern an forderster Front. Hingegen landeten die unteren und mittleren Lohnempfängerinnen weit hinten, denn diese müssen alle Einnahmen versteuern, wohingegen die Wirtschaftsvertreter alle möglichen Abschreibungen machen können und dadurch wenig Einkommensteuern erklären/zahlen. Man musste ein eigenes Sistem entwickeln, bei dem z.B. die Hoteliere die Betten und die Bauern die Großvieheinheiten, usw. angeben mussten, so dass nicht mehr die Vertreter der Wirtschaft die hohen Stipendien und vergünstigte Heimplätze erhalten konnten.
Unternehmer bezahlen oft viel Mehrwertsteuern, die bezahlt in Wirlklichkeit der Endkonsument. Der Wirt oder die Händlerin reichen sie nur der Steueerbehörde weiter. Also bezahlen wir Verbraucherinnen auch dies Steuern und nicht der Unternehmer. Deshalb ist es auch ein Betrug, wenn bestimmte Gastwirte keine Steuerbestätigung ausstellten und sich die Mehrwertsteuer selbst einstecken!

So., 21.07.2024 - 11:39 Permalink

" Punkt ist - und damit sind wir wirklich bei Hayek - dass es alles andere als garantiert ist, dass Politiker und Ministerien Gelder besser im Sinne der Gesellschaft ausgeben als es Private täten." ,Warum sollten Private überhaupt Geld im Sinne der Gesellschaft ausgeben, ausser die Rendite, die wir als Gesellschaft dann bezahlen, macht es für sie interessant.

So., 21.07.2024 - 14:05 Permalink

Gegenfrage: Warum sollten Politiker überhaupt Geld im Sinne der Gesellschaft ausgeben? Würde sowas überhaupt bei der Wiederwahl helfen? Oft ist es ja so, dass Politiker abgewählt werden, wenn sie sinnvolle, notwendige, aber schmerzhafte Reformen durchdrücken. Wer hingegen Wahlzuckerln verteilt, ist beliebt beim Wähler.
Welcher Politiker hat ein Interesse daran, einen Fonds oder Rücklagen für schwere Zeiten aufzubauen? Unternehmer haben dieses Interesse, sie akkumulieren ja offensichtlich Kapital. Sie dann dafür zu bestrafen, dass sie das machen, was der Staat nicht schafft, ist für mich absurd.

Ich denke aber nun ist es an der Zeit aus der Debatte auszusteigen, ich glaube nämlich es liegen schon viele Argumente auf dem Tisch.

So., 21.07.2024 - 21:25 Permalink

Vermutlich an einer staatlichen Uni studiert, den Staat aber in der "Bringschuld" sehen, in Graz mit seiner kommunistischen Bürgermeisterin wohnen und in Südtirol eine Wohnung leerstehen lassen, weil man ja mal zwei Wochen im Jahr in der Heimat Urlaub machen möchte (sie zu vermieten wäre Kommunismus), vom Piketty nicht wirklich verstanden, dass die Wirtschaft immer dann prosperiert hat, wenn die Spitzensteuersätze am höchsten waren und massiv von oben nach unten umverteilt wurde und Sprüche von den Chicago Boys klopfen, aber sich klassisch liberal (die bekanntlich Leute die "im Schlaf" Geld verdienen höher besteuert hätten) wähnen. Naja, mit soviel kognitiver Dissonanz muss man auch erstmal zurecht kommen.

Sa., 20.07.2024 - 06:26 Permalink

Ich finde du machst es dir zu einfach. Zuerst schreibst du ich soll Piketty lesen. Ich habe Piketty in großen Auszügen gelesen und dir Argumente aufgeführt, warum ich andere Lösungsvorschläge für zielführender halte. Daraufhin zu antworten, ich hätte "Piketty nicht verstanden" und dann noch die moralische Erpressungskeule zu schwingen "du hast auf Steuerzahlerkosten studiert und willst nix zurückgeben", erscheint mir etwas billig.

Wenn man das Gehalt der ersten 3,5 Jahre Arbeit nach dem Studium auf die Stunden aufrechnet, verdient eine Reinigungskraft mehr pro Stunde als ein junger Arzt.
Außerdem arbeite ich seit Jahren in einer Kassenordination. Ich bin in Graz oft der einzige Kassenallgemeinmediziner, der am Freitag nachmittag bis 18:00 geöffnet hat, weil es mir jetzt noch egal ist, Fr NM zu arbeiten und mir wichtig ist, die Versorgung zu gewährleisten.
Was das "kommunistische" Graz angeht: wir zahlen für Kindergarten und Kinderkrippe die Maximalbeiträge - insgesamt etwa 790 € im Monat. Graz ist weit entfernt vom Arbeiterparadies.
Ich sudere über diese Dinge nicht, weil ich weiß, dass ich eine gute Ausbildung habe und froh bin, dass meine Kinder einen Kindergarten- bzw. Kinderkrippenplatz haben. Du brauchst mir aber nicht mit deiner moralischen Erpressung und Klassenkampf daherkommen.

Der größte Umverteiler von unten nach oben ist aktuell der Staat selbst. Ich nenne einige Beispiele: 1. Bankenrettungen in der Finanzkrise. 2. Große Subventionspakete und Steuererleichterungen für die am besten lobbyierenden Konzerne 3. Coronapolitik mit garantierten Gewinnen für die Testhersteller/Durchführer und Pharmaunternehmen (insbesondere Hersteller der Impfstoffe und Paxlovid).

Liberale kritisieren diese durch Lobbyismus und Korporatismus orchestrierte Umverteilung von der steuerzahlenden Bevölkerung zu staatsnahen Konzernen.

Bitte spare dir also die moralische Erpressung, denn gerade mir brauchst du bei aller Liebe nicht den Vorwurf machen, blind für diese Umverteilung zu sein. Ich sehe diese Probleme. Allerdings halte ich aus genannten Gründen eine Vermögenssteuer für KEINE Problemlösung, sondern für reine Kosmetik. Ich würde eher daran ansetzen, die zugrunde liegenden Umverteilungsmechanismen anzugehen.

Außerdem stelle ich klar: ich sage nicht, eine Wohnung zu vermieten sei kommunistisch. Ich sage, es sei kommunismus, wenn man Bürger nicht selbst entscheiden lassen will, was sie mit ihren Wohnungen machen. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Kein Mensch wird eine Wohnung vermieten, wenn er sich selbst damit schadet.

Sa., 20.07.2024 - 18:47 Permalink

Als ein in Ö arbeitender Arzt kennen sie ja das dortige Gesundheitssystem bestens. Auch ich hab fast zwei Jahrzehnte dort gelebt und kenne keine bessere öffentliche Gesundheitsversorgung. Auch in den USA hab ich gelebt und das großteils privatisierte System kennengelernt. Zwei Welten, die ihre Argumentation von der unfähigen Politik und dem effizienten privaten Unternehmer klar in Frage stellen. Klassisch neoliberales Narrativ eben.

Fr., 19.07.2024 - 22:44 Permalink

Was du schreibst, stimmt nicht. Schau dir die Statistik der OECD an (Figure 7.1 auf Seite 155) (https://www.oecd.org/adobe/dynamicmedia/deliver/dm-aid--4ec6771e-e61b-4…). Diese Statistik zeigt auf, wie viele Mittel im Gesundheitswesen vom Staat kommen und wie viele privat zugeschossen werden. Figure 7.5 komplettiert das Bild: Die USA sind sowohl bei den pro-Kopf-Ausgaben als auch bei einer aufs BIP bezogenen Sichtweise bei den staatlichen Ausgaben Spitzenreiter und liegen weit vor Ländern wie D, A oder I.

Der Hauptunterschied zwischen den USA und Österreich ist die Schwerpunktlegung. In Österreich wird Wert auf eine niederschwellige Versorgung gelegt. In den USA schaut man mehr darauf, den Versicherten die hochwertigste zur Verfügung stehende Medizin anzubieten - auch um Klagen zu vermeiden. Dafür bleiben die schlecht oder gar nicht versicherten auf der Strecke. Die USA geben sowohl prozentuell vom BIP als auch pro Kopf betrachtet mehr staatliche Gelder fürs Gesundheitwesen aus als Österreich insgesamt. Es kommt aber nur bei wenigen an, weil das System so konstruiert ist.

Das hat nichts mit Narrativen zu tun, die Zahlen der OECD sind eindeutig. Mich haben diese Zahlen seinerzeit auch überrascht und ich hielt es für einen schlechten Scherz.

Hier ist der ganze Bericht nachlesbar: https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/7a7afb35-en.pdf?expires=1721423…

Fr., 19.07.2024 - 23:19 Permalink

"In den USA schaut man mehr darauf, den Versicherten die hochwertigste zur Verfügung stehende Medizin anzubieten - auch um Klagen zu vermeiden. Dafür bleiben die schlecht oder gar nicht versicherten auf der Strecke."
Vielleicht wird auch die hochwertigste Medizin forciert, da dort mehr Gewinn zu holen ist? Private Medizin, private Krankenversicherungen schaffen Profit für jene, die schon viel haben. Niederschwellige öffentliche Angebote kommen allen zu Gute. Zudem bin ich der Meinung, dass die öffentliche Medizin zB in Ö auch sehr hochwertige Leistungen erbringt. Allerdings bin ich medizinischer Laie. Die Menge an Geldern, welche in ein System gepumpt werden, ergeben nicht automatisch ein gutes gesamtgesellschaftliches Ergebnis. Öffentliche Gelder sollten m.E. der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht werden und nicht dem ärmsten Teil entzogen werden, so wie es in den USA passiert. Das Mutterland des Neoliberalismus übrigens.

Fr., 19.07.2024 - 23:41 Permalink

Kleines Gedankenspiel, das aufzeigt, wie Umverteilung von normal zu reich heute funktioniert. Im Juni wurde wieder von "Leqembi" berichtet. Es handelt sich um ein Medikament, das 25.000 € im Jahr kostet und laut Zulassungsstudie das Voranschreiten von Alzheimer im Vergleich zu Placebo um etwa 27% verzögert.
In einigen Jahren werden wir also vermutlich 25.000 € pro Jahr für dieses Medikament pro Patient öffentlich finanzieren, weil die Wissenschaft sagt, es wirkt. Ich finde das grundsätzlich positiv.

Allerdings frage ich mich folgendes: Was wäre, wenn man 20.000 € pro Alzheimerpatient in die Hand nehmen würde, um ihn möglichst optimal ernährungstechnisch und geistig zu fördern, z.B. durch vernünftige Physio- und Ergotherapie sowie diätologische Beratung? Ist die Therapie mit Leqembi auch so einer Behandlung überlegen? Es gibt keine Studien dazu.

Wenn wir 25.000€ pro Jahr pro Behandlung an eine Pharmafirma überweisen, unterstützt das einen Großkonzern. Wenn wir 20.000 € für lokal tätige Fachkräfte wie Physio,- Ergotherapeuten, Diätologen und Köche überweisen, unterstützt das konkret Bürger.

Das ist das fristrierende an der modernen Leitlinienmedizin: Wenn du einen multimorbiden Pflegeheimpatienten hast, tust du dich leichter so ein Medikament für 25.000 € bewilligen zu lassen als einen Physiotherapeuten, der im Heim Hausbesuche macht und die Patienten fördert/fordert.
Wenn du also von Neoliberalismus redest und damit solche Missstände meinst, stimme ich dir in der Kritik zu, allerdings würde ich nie auf die Idee kommen das als Neoliberalismus zu bezeichnen, sondern ich nenne das Korporatismus/Lobbyismus. Ich selbst würde auch meine Positionen nicht als neoliberal bezeichnen, sondern als liberal. Neoliberal verwende ich nicht, weil dieser Begriff über die Jahre verschiedene Bedeutungen hatte und damit zu einer irreführenden Nebelkerze verkommen ist.

Sa., 20.07.2024 - 18:16 Permalink

Neoliberalismus ganz im Sinne von Hayek und Friedman...Privatisierung, Steuersenkung und Sozialstaatsabbau. So wie in der Folge der Anstalt treffend auf den Punkt gebracht:
https://youtu.be/vzUNwWpk6CE?si=9kqrPFNlBGM8pV1G
Finde die Ansätze in deinen Aussagen immer wieder und halte sie in der heutigen Zeit für sehr bedenklich. Die großen Probleme liegen doch im ökologischen, ökonomischen und sozialen Gleichgewicht. Glaubst du wirklich, der freie Markt bietet diesbezüglich Lösungen an? MMn ist er der Treiber für die derzeitigen Krisen.

Sa., 20.07.2024 - 18:55 Permalink

Meine Aussagen sind das Gegenteil von dem, was im von dir verlinkten Video beschrieben ist, da ich ja gerade diese garantierten Gewinne durch Deals zwischen (korrupten?) Politikern und staatsnahen Konzernen kritisiere. Daher beginnen wir meiner Wahrnehmung aneinander vorbeizureden.

So., 21.07.2024 - 06:30 Permalink

" Problem an einer Vermögenssteuer ist, dass sie im Gegensatz zu Konsumsteuern Kapital verzehrt. Kapital ist wichtig für Investitionen und Innovationen."
Ich bin ja kein Wirtschaftsweiser, aber soviel ich weiß, kann man Investitionen und Innovationen abschreiben, werden also nicht besteuert, und zählen somit nicht zum Vemögen.

Sa., 20.07.2024 - 07:33 Permalink
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Die Reichen werden reicher, der Mittelstand verarmt. Das sollte sogar für einen Arzt nachvollziehbar sein. Wer trägt die Hauptsteuerlast? Die Reichen? Das ich nicht lache. Die machen ja die Gesetze. Abgenickt werden sie von ihren Marionetten, irrigerweise als Politiker bezeichnet.

Fr., 19.07.2024 - 23:38 Permalink

Ich habe nicht gesagt, dass "die Reichen" die Hauptsteuerlast tragen. Ich habe mehrere Gründe genannt, aus denen ich denke, dass eine Vermögenssteuer keine Lösung für die tatsächlich vorhandenen Probleme ist. Wie angedeutet, hielte ich es für zielführender, die Steuerlast für Bürger mit niedrigen Einkommen und wenig Vermögen zu senken und die öffentlichen Kosten zu senken, indem man von einem umlagefinanzierten System weg zu eine kapitalgedeckten System wechselt. Das ist zwar im ersten Moment teurer, langfristig aber effizienter. Das ist ja auch der Grund dafür, warum so viele Leute gierig auf die Vermögen schielen und mit Vermögenssteuern liebäugeln.

Sa., 20.07.2024 - 07:23 Permalink

Weitaus vernünftiger wäre "der arbeitenden Bevölkerung weniger Steuergeld ab zu knöpfen, um dann mit der Wertminderung 3 zu 1 € vermindert -a u s r e i c h e n d - v e r w a l t e t-, davon gütige nach Almosen riechende €-lein mit gütiger Hand zu verteilen!°

Sa., 20.07.2024 - 07:38 Permalink