Kultur | Transart24

„Peter, lass uns träumen!“

Mit diesen Worten übergab Trägervereinspräsidentin Tanja Pichler das Wort an den künstlerischen Leiter. Heute durfte bei einer Pressekonferenz schon einmal ein Bild von Transart24 entstehen.
Femina by Riccardo Giovinetto
Foto: l.e.v.festival/transart
  • Nachdem Bürgermeister Renzo Caramaschi und Kulturstadträtin ihren Gruß und Wertschätzung zum Ausdruck bringen konnten, präsentiert Peter Paul Kainraths seine Vision fürs Festival auf einige „Metathemen“ gebündelt. Man darf sich beim international vernetzten Festival seitens der Veranstalter über weiteres Wachstum beziehungsweise Konstanz freuen, sei es bei großen und kleinen Sponsoren.

    Mit einer Mischung aus Alt und Neu, aus Wiedersehen mit alten Formaten und der Entdeckung von Neuem wartet das Festival auf, das sein Basislager - wie bereits im letzten Jahr - am Enel-Gelände nahe der Drusus-Brücke aufschlagen und als OASIE für die Festivaldauer (von 12. bis 29. September) offen zugänglich sein wird. Dem Museion Arts Club und dem Kids-Culture-Club wurde dabei die Aufgabe übertragen, an Ort und Stelle einen Ort der Begegnung mit Architektur zu schaffen, der alle Altersschichten einzubinden sucht und dem Festival zwei Tage vorgreift.

  • Immersion und Teilhabe

    Exhaust: Die Verbrennung des Verbrenners - ein LKW Motor - ist als Protest gegen unseren Umgang mit Ressourcen zu verstehen. Foto: Koen Broos

    Falls sich im Laufe der Jahre eine Konstante bei den Eröffnungen herausgebildet, so wird diese wohl Provokation lauten und auch heuer wird diese, am 12. September ab 18 Uhr von der OASIE ausgehend versuchen, diese zu Wirkung zu erzielen.

    „EXHAUST/Ajax“, ein Projekt des Performancekünstlers Kris Verdonck, wählt die Form des Umzugs in Zusammenarbeit mit lokalen Gruppierungen wie Fridays for Future. Der Protest, angelehnt an eine mittelalterliche Hinrichtung, wird einen LKW-Motor als Angeklagten stellvertretend für unsere Verbrennungsgesellschaft durch die Straßen führen, bevor dieser, nach Verkündung des Urteils, verbrannt wird. Eine mobile, als Demonstration beim Quästor angemeldete Transart-Eröffnung gab es bislang noch nicht.

    Ebenfalls mit einem Gestus der Gewalt, mit gebrochenen und überhöhten Bildern zu Totalitarismus, Gewalt und Militarismus, arbeitet die russische Post Punk Band Shortparis aus St. Petersburg. Sie wird ab 21 Uhr ein Konzert im Quartier Rombrücke spielen, das für Irritation sorgen dürfte. Die Band, die mit einem Musikvideo 2022 direkt Stellung gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine bezogen hat, sind nicht die einzigen russischen Künstler im Programm „die sonst keinen Platz, keine Bühne mehr finden“.

    Neben dem Protest sieht man den Zuseher auch bei Inaudito/Unerhört als Teilnehmer involviert. Der fünfstündige Musikmarathon, mit parallel zueinander ablaufenden Stücken, den es durch den Zuschauer zwischen den Musikern von Studio DAN und dem Ensemble Chromoson zu „ergehen“ gilt. Am 15. September wird Inaudito heuer, ab 11 Uhr, im Hotel Icarus auf der Seiser Alm seinen Platz finden.

    Als eine andere, nicht minder immersive Art der Fortbewegung an Ort und Stelle kann das dauerbeliebte Mutek-Außenspiel verstanden werden. Der stets beliebte Clubbing Termin fällt in diesem Jahr auf die erste Festivalwoche, genauer auf Samstag den 14. September an dem ab 23 Uhr im Edison Park „advanced gedanced“ werden kann.

    Immersion ist für das Nesterval - Immersive Theater Vienna, Teil des Namens. „Die 7 Tage von Mariaheim“ wird als Koproduktion mit den Vereinigten Bühnen Bozen im, wie könnte es anders sein, ehemaligen Gutshof Maria Heim umgesetzt, das sich für die Veranstaltung auch mit seinen drei Kirchlein öffnen wird. Bei den „7 Tagen“ handelt es sich um eine Adaption der 2019 für den Nestroypreis nominierten Nesterval-Produktion „Das Dorf“, die auf Südtiroler Boden in den 60ern verpflanzt wird.Termine sind der 26., 28. und 29. September, mit Beginn jeweils um 20 Uhr.

  • Postkoloniale Aussichten

    Shortparis: Postpunk aus Russland wird als Teil der Eröffnung vielleicht ebenso einheizen, wie es ein brennender Motorblock tut. Foto: Victor Yuliev/transart

    Vom kleinen, aber sicherlich lohnenden Konzert unter dem Siegesmal, in dem unter anderem die Stimme des Duce auf Band musikalisch seziert wird, bis zur großen Italienpremiere des „Song of the Earth“, dienoch einmal Quellensuche betreibt, lohnt sich nicht nur in Sachen Musik ein neuer, kritischer Blick auf die Geschichte.

    Während am 24. September sicherlich Reibungspotential im Dokumentationszentrum besteht, gerade was „ ‚Il Duce‘ for Tape “ von Louis Andriessen betrifft, ist „The Song of the Earth“ eine versöhnliche Geste. Unweit von dort, wo Gustav Mahler seinen Bekannten Liederzyklus „Das Lied der Erde“ schrieb, wird eine neue Version, aus der Feder von Xiaogang Ye durch das Haydn Orchester aufgeführt. Die Komposition, ein chinesisches Lied von der Erde, geht zurück zu den Quellen, den großen Dichtern der Tang-Dynastie, welche Mahler nur in übersetzter Form zugänglich waren. „The Song of the Earth“ wird am 17. September, ab 20 Uhr im Kulturzentrum Toblach erklingen.

    Dem Thema Postkolonialismus ist auch die Sommerausstellung von Kunst Meran „Die insubrische Linie“ gewidmet und so wundert es wenig, dass man auch hier gemeinsame Sache macht. Unter dem Stichwort „Metamorphismus“ sollen daher am 21. September, 15.30 Uhr, performative Impulse gesetzt werden, und zwar von The School of Mutants, Betty Tchomanga und Alessandra Ferrini.

    Tags zuvor wird das ZeLT in der OASIE ab 19 Uhr einen Abend gestalten und durch „war in words“ den Lyriker Yevgeniy Breyger und die Lyrikerin Kholoud Charaf über Krieg und dessen Erzählen in Worten diskutieren lassen, bevor dem deutschsprachigen ukrainischen Autor und seiner syrischen Kollegin noch Journalist:innen mit Erfahrung auf dem Gebiet der Kriegsberichterstattung zur Seite gestellt werden, etwa auch Kiev-Korrespondentin Daniela Brugger, die letztes Jahr den Gatterer Preis gewann.

  • Weiblichkeit

    Gleich der zweite Tag des Festivals, der 13. September (ein Freitag), wird im Zeichen des Weiblichen stehen und im Noi Techpark mit In Medeas Res durch die Performance-Kompanie Liquid Loft der antiken Figur tänzerisches Leben verleihen, bevor Riccardo Giovinetto sein interaktives Audio-Video-Liveprojekt „Femina“ präsentiert, das Frauenportraits von DaVinci bis Botticelli mit Giovanni Pierluigis Musik zusammenbringt.

    Wer der Weiblichkeit lieber unvermittelt und nicht durch einen männlichen Blickpunkt geleitet begegnen möchte, der kann etwa in den Filmclub gehen, wo es am 16. September beim Movie Monday mit „Teaches of Peaches“ einen Dokumentarfilm zur neuerlichen Begegnung mit dem Eröffnungsact von Transart21 gibt. 

    Als Teil eines DADA-Abends hat man zudem am 23. September ab 20.30 Uhr in der Stiftung Antonio dalle Nogare Gelegenheit herauszufinden, wie Zitronen der japanischen Künstlerin Akemi Takeya dabei helfen, den Dadaismus ins 21. Jahrhundert zu holen. Hauptsache, es sind keine Eier.

  • Programm

    Zum vollständigen Programm von transart24 geht es hier.