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Wirtschaft | Goldpreis

Goldpreis im Höhenflug

Der Goldpreis befindet sich seit Anfang des Jahres in einem starken Aufwärtstrend, im April wurde die Rekordmarke von 3500 Dollar pro Feinunze erreicht
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Gold
Foto: Pixabay
  • Welche Faktoren beeinflussen den Goldpreis?

    Der Goldpreis wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter Zinssätze, Inflation, US-Dollar, Aktien- und Anleihenmärkte, allgemeine Wirtschaftslage und Finanzkrisen, geopolitische Ereignisse, wie Kriege, die Nachfrage der Zentralbanken nach Gold sowie die allgemeine Stimmung der Anleger. Gold gilt als sichere Wertanlage bei hoher Inflation, in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder in geopolitischen Krisenzeiten.  Wenn Anleger ihre Anleihen oder Aktien wegen niedriger Zinsen oder niedriger Dividenden veräußern, fließt das Geld oft in Gold.  Wenn das Vertrauen in den US-Dollar sinkt, gehen Länder und Zentralbanken dazu über ihre Währungsreserven zu diversifizieren und kaufen Gold, was die Nachfrage nach Gold und den Goldpreis antreibt.

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  • Die Grafik zeigt die historische Entwicklung des Goldpreises seit 1920, wobei auf wichtige Ereignisse, die den Goldpreis beeinflusst haben, hingewiesen wird.

    1934 unterzeichnete US-Präsident Roosevelt den Gold Reserve Act, in welchem der Preis für eine Feinunze 1/ Gold auf 35 Dollar festgesetzt wurde. Dies war ein zentraler Bestandteil seines Programms zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise. 

    1944 wurde das Bretton-Woods-Abkommen in den USA unterzeichnet, wobei ein neues internationales Wechselkurssystem eingeführt wurde, das den Dollar an Gold und die meisten anderen Währungen an den US-Dollar koppelte. Der Dollar wurde somit zur Leitwährung. Alle teilnehmenden Länder vereinbarten feste Wechselkurse zum US-Dollar und die US-Notenbank verpflichtete sich im Gegenzug, Zentralbanken aller Teilnehmerländer Dollar gegen Gold zum festen Kurs von 35 US-Dollar pro Feinunze zu tauschen. Bis Anfang der 1970iger Jahre veränderte sich der Goldpreis nicht. 

    Unter US-Präsident Nixon wurde die Goldkonvertibilität des Dollars beendet. Der Goldpreis veränderte sich nun, abhängig von Angebot und Nachfrage und wurde beeinflusst von der Wirtschaftslage und geopolitischen Krisen. 1973 führte der erste Ölpreisschock zu einem starken Anstieg des Goldpreises.

    Ein weiterer Anstieg folgte 1980 nach der Iranischen Revolution und dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan. In den beiden folgenden Jahrzehnten bis zum Millennium fiel der Goldpreis wieder.

    2002 kam es zur Einführung von Goldzertifikaten als Finanzprodukt, was zu einem steilen Anstieg des Goldpreises führte. Während der Finanzkrise 2008 fiel der Goldpreis kurzfristig. 

    Während der Eurokrise 2011 trieben massive Goldkäufe von asiatischen Zentralbanken den Goldpreis in die Höhe und er erreichte im Juli 2011 einen noch nie dagewesenen Rekordwert von 1840 Dollar pro Unze. 

    Nach der Eurokrise sank der Goldpreis, 2020 stieg der Goldpreis als Folge der Covid-Krise wieder kräftig an. 

    Nach einer kurzen Phase von fallenden Goldpreisen stieg der Goldpreis als Folge des Russland-Ukraine Krieges, den Kriegen im Nahen Osten und den daraus folgenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten wieder. Zentralbanken, vor allem die der aufstrebenden Märkte und Schwellenländer wie China, Indien, Russland kauften vermehrt Gold, um ihre Devisenreserven zu diversifizieren und um ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern und so das Risiko ihrer Portfolios zu reduzieren. 

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  • Anfang 2024 kostete eine Feinunze Gold etwas über 2000 Dollar, ab Februar 2024 stieg der Goldpreis und erreichte im letzten Quartal 2024 die 2800 Dollar Marke, dann kam es zu einem leichten Abschwung, bevor der Goldpreis ab Jänner 2025 einen regelrechten Höhenflug erlebte. Am 22. April wurde die Rekordmarke von 3500 Dollar pro Unze erreicht. Während des Israel-Iran Krieges im Juni 2025 kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Gold-Futures 2/, was die Funktion von Gold als geopolitisches Absicherungsmittel bestätigt. Derzeit liegt der Preis für eine Feinunze Gold (= ca. 31,1 Gramm) bei etwa 3350 Dollar, das bedeutet einen Anstieg von über 40% gegenüber dem Preis am Anfang 2025. Vergleicht man den derzeitigen Goldpreis mit Preis von vor 2 Jahren, so ergibt sich ein Anstieg von über 70%. 

    Während der Goldpreis in der Vergangenheit stark von Realzinsen 3/ und Inflationserwartungen beeinflusst wurde, hat er sich zunehmend von den monetären Einflussfaktoren abgekoppelt. Vor allem seit dem Russland-Ukraine  Krieg hat sich dieses Muster deutlich abgeschwächt. Trotz stabiler Realzinsen ist der Goldpreis weiter gestiegen, was darauf hindeutet, dass andere Faktoren, wie die geopolitische Lage, die enorme Staatsverschuldung der USA, Präsident Trumps erratische Zollpolitik, das sinkende Vertrauen in den US-Dollar und vermehrte Goldkäufe der Zentralbanken mehr Einfluss auf den Goldpreis haben. 

  • Kurzer Abriss der Geschichte des Goldes

    Gold ist eines der ältesten und begehrtesten Edelmetalle. Die frühesten bekannten Goldartefakte stammen aus der Zeit um 2600 v. Chr. aus dem alten Ägypten. In antiken Zivilisationen wie Ägypten oder Mesopotamien wurde Gold für Schmuck, religiöse Artefakte und als Symbol für Reichtum und Macht hochgeschätzt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurden in Lydien (der heutigen Türkei) die ersten Goldmünzen geprägt. Dies markierte den Beginn von Gold als standardisiertes Tauschmittel. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Gold zu einem universellen Wertaufbewahrungsmittel und wurde weltweit im Handel und in Währungssystemen verwendet.

    Im 19. und 20. Jahrhundert spielte Gold eine zentrale Rolle im internationalen Währungssystem, vor allem durch den Goldstandard, bei dem Währungen an Gold gebunden waren. Nach dem Ende des Goldstandards Anfang der 1970er Jahre wurde Gold vermehrt als Wertanlage und zur Absicherung gegen Inflation genutzt.

  • Wofür wird Gold verwendet?

    Der größte Teil von Gold wird zur Schmuckherstellung genutzt. Obwohl die Nachfrage nach Gold im Schmucksektor in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen ist, macht sie immer noch 45% der gesamten Goldnachfrage aus. Indien und China sind mit Abstand die größten Goldschmuck-Märkte und machen zusammen über 50 % des weltweiten Gesamtvolumens aus

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  • Mit 22% rangieren die Zentralbanken an 2. Stelle, sie kaufen Gold, um ihre Währung zu stabilisieren, sich gegen Inflation und Währungsrisiken abzusichern und ihre Reserven zu diversifizieren, 26% entfielen auf Investitionen in Gold von Investoren und Privatanlegern.  Die Industrie ist mit nur 7% zwar der kleinste Sektor, dafür gibt es hier eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten für Gold. Aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften wie hervorragender Leitfähigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Verformbarkeit wird Gold in einer Vielzahl von Technologien verwendet (z.B. Elektronik, Elektrotechnik, Medizin und Zahnmedizin, Raumfahrt, Katalyse und Nanotechnologie).

  • Welche Länder halten die größten Goldreserven?

    Goldreserven sind ein Teil der Währungsreserven 4/, die meist von den Zentralbanken gehalten werden. Infolge wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheit haben die Zentralbanken in den letzten drei Jahren jeweils über 1000 Tonnen Gold gekauft, was einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Durchschnitt von 400 bis 500 Tonnen im vorangegangenen Jahrzehnt darstellt.

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  • Die Vereinigten Staaten liegen mit 8.133,5 Tonnen Goldreserven an der Spitze der weltweiten Goldreserven. Bei einer Bevölkerung von knapp 340 Millionen Menschen entspricht dies einem durchschnittlichen Goldvorrat von 23,9 Gramm pro Person.

    Deutschland verfügt über 3.351,6 Tonnen Goldreserven und ist damit In Europa das Land mit den größten Goldreserven. Bei einer Bevölkerung von etwas mehr als 83 Millionen Menschen entspricht dies beeindruckenden 40,2 Gramm pro Kopf. 

    Ende 2024 lagen die Goldbestände in Italien bei 2.451,9 Tonnen. Mit einer Bevölkerung von fast 58,9 Millionen verfügt das Land über einen Goldvorrat von 41,6 Gramm pro Kopf, eine der höchsten Quoten in Europa.

    Frankreich verfügt über beachtliche 2.437,0 Tonnen Gold, was rund 37,6 Gramm Gold pro Kopf bedeutet.

    Russland hat seine Goldbestände auf 2.333,1 Tonnen aufgestockt. Bei einer Bevölkerung von rund 144,4 Millionen Menschen entspricht dies 16,2 Gramm pro Kopf. 

    Auch China hat seine Goldreserven in den vergangenen Jahren stetig vergrößert und verfügte Ende 2024 deutlich auf 2.279,6 Tonnen, was bei einer Bevölkerung von über 1,42 Milliarden Menschen jedoch nur über 1,6 Gramm Gold pro Person ausmacht.

    Die Schweiz, Japan, Indien und die Niederlande folgen auf die Ränge 7 bis 10. Bemerkenswert ist, dass sich mit Russland, China und Indien 3 Schwellenländer, die zu den BRICS-Staaten gehören, unter den Top 10 Ländern mit den größten Goldreserven, gehören.

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  • Gold ist nach dem Dollar die zweitwichtigste Reserveanlage im internationalen Finanzsystem

    Laut einem Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) verfügen Zentralbanken weltweit insgesamt über schätzungsweise rund 36.000 Tonnen Gold. Gold belegt bei den offiziellen weltweiten Reservebeständen der Zentralbanken mit 20% nach dem US-Dollar (46%) und noch vor dem Euro (16%) den zweiten Platz und ist somit zweitwichtigste Reserveanlage im internationalen Finanzsystem. Obige Graphik zeigt die Goldkäufe der Zentralbanken und den Goldpreis. Die Nachfrage nach Gold für Währungsreserven ist nach der Invasion Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 stark angestiegen 5/.

  • Welche Länder produzieren am meisten Gold?

    Laut USGS (United States Geological Survey) wurden im Jahr 2024 weltweit etwa 3300 Tonnen Gold produziert. Die weltweite Goldförderung ist nicht gleichmäßig verteilt. Ein kleiner Teil von Ländern dominiert die Goldproduktion. China, Russland und Australien sind die größten Goldproduzenten und machten zusammen fast ein Drittel der weltweiten Goldproduktion aus, während die 10 größten Produzenten fast zwei Drittel der Goldproduktion ausmachen und auf die 17 größten Goldproduzenten ein Anteil von 75% entfällt.

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  • Die Schwellen- und Entwicklungsländer des Globalen Südens haben einen wesentlich höheren Anteil an der weltweiten Goldproduktion, als die Länder des Globalen Nordens.

  • Wie lange reichen die Gold-Reserven noch?

    Gold ist nicht unendlich verfügbar, die genaue Dauer der Verfügbarkeit von Gold ist schwer vorherzusagen, da neue Entdeckungen von Goldminen und zukünftige technologische Entwicklungen dabei eine Rolle spielen. Die Schätzungen über die verbleibenden Goldreserven variieren, aber viele Experten gehen davon aus, dass es noch für mehrere Jahrzehnte genügend Gold gibt. Langfristig wird der Goldabbau schwieriger und teurer werden. Laut Schätzungen von USGS beläuft sich das weltweit derzeit abbaubare Gold auf 64.200 Tonnen. Australien und Südafrika mit je 12.000 Tonnen haben die größten Goldreserven, gefolgt von Russland mit 5000 Tonnen, Indonesien mit 3600 Tonnen, Kanada mit 3200 Tonnen, China mit 3100 Tonnen, die USA mit 3000 Tonnen, Mexiko mit 2500 Tonnen, Brasilien mit 2400 Tonnen und Kasachstan mit 1800 Tonnen.

  • Blut- oder Konfliktgold

    Der Handel mit Gold und anderen wertvollen Mineralien ist einer der Hauptgründe für die Gewalt im Ostkongo, wo ein tödlicher Krieg wütet. Gold und andere Mineralien finanzieren bewaffnete Gruppen. Auch in den Ländern der Sahelzone, wie Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad ist Gold mit ein Grund für die bewaffneten Konflikte zwischen den Militär-Regierungen und den dschihadistischen Gruppen. Die Bevölkerung profitiert nur wenig vom Goldabbau, Hauptprofiteure sind große Konzerne, Schmuggler, korrupte Politiker und Beamte und bewaffnete Gruppen. 

  • Recycling von Gold

    Gold ist ein sehr wertvolles und stabiles Material, das recycelt und wiederverwendet werden kann. Etwa 1.000 Tonnen Gold werden jedes Jahr recycelt, circa 90% des recycelten Goldes stammt aus altem Schmuck und 10% werden aus industriellem Abfall gewonnen. 

  • Prognosen für den Goldpreis

    Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, dass der Goldpreis in nächster Zeit weiter steigen wird. Gründe dafür sind steigende geopolitische Risiken, die massive Staatsverschuldung der USA, der Vertrauensschwund in den US-Dollar, wirtschaftliche Unsicherheit und die Angst vor Inflation, Rezession und sinkenden Zinsen. Vor allem der Vertrauensschwund in den US Dollar führt dazu, dass klassische US-Staatsanleihen an Attraktivität verlieren und deshalb Gold zunehmend als alternatives Sicherheitsinstrument gesehen wird. Das neue Haushaltsgesetz der Trump-Regierung bringt voraussichtlich 3,4 Billionen US-Dollar an zusätzlichen Schulden über die nächsten zehn Jahre, gleichzeitig soll die Schuldenobergrenze um weitere fünf Billionen Dollar steigen.  Diese Entwicklung lässt die Sorge um die fiskalische Stabilität wachsen und hat zur Folge, dass Zentralbanken und Anleger mehr Gold kaufen, um ihr Portfolio zu diversifizieren.  Manche Prognosen sehen den Goldpreis Ende 2025 auf über 4000 US$ pro Feinunze steigen.

  • 1/ Der Goldpreis wird international in Dollar je Feinunze (englisch: troy ounce) notiert. Gold wird physisch, z.B. als Goldbarren oder Goldmünzen, als auch an der Börse gehandelt. Die wichtigsten Handelsplätze für Gold sind London (London Bullion Market – LBMA,) New York (New York Mercantile Exchange - NYMEX), Tokio (Tokyo Commodity Exchange -TOCOM) und Shanghai.

    2/ Ein Gold-Future ist ein standardisierter Vertrag, der es Investoren ermöglicht, eine bestimmte Menge Gold zu einem festgelegten Preis zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Gold-Futures werden hauptsächlich an Terminbörsen gehandelt.

    3/ Realzins = Nominalzins minus Inflationsrate. Bei niedrigen oder negativen Realzinsen (d. h. bei höherer Inflation als die Zinsen) wird Gold als Anlage attraktiver, da es keine Zinserträge bietet. Umgekehrt verliert Gold bei hohen Realzinsen im Vergleich zu verzinslichen Anlagen an Attraktivität.

    4/ Währungsreserven sind die von den Zentralbanken gehaltenen Vermögenswerte, die in ausländischen Währungen (Devisen) oder Gold denominiert sind. Sie dienen dazu, das Vertrauen in die eigene Währung zu stärken, Zahlungsbilanzungleichgewichte auszugleichen und Wechselkurse zu beeinflussen. 

    5/ Russland wurde vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen und die Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von rund 300 Milliarden Dollar wurden eingefroren. Diese Entscheidung löste einen Schock im internationalen Währungssystem aus, da Zentralbankreserven und der US-Dollar für manche Länder nicht mehr sicher schienen. Die EZB stellt in ihrem Bericht vom Juni 2025 fest, dass die Nachfrage nach Gold für Währungsreserven nach der Invasion Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 stark anstieg und seitdem auf hohem Niveau verblieben ist.  Gold scheint von vielen Ländern als Absicherung gegen Sanktionen und das Einfrieren von Vermögenswerten betrachtet zu werden.