Opas Diandl: Das Album

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Opas Diandl sind eine Herausforderung für einen Rezensenten, seit jeher, weil sie seit jeher zwischen den Stühlen sitzen. Opas Diandl machen eigentlich „nur“ Musik. Sie holen sich Stücke, Melodien, Texte, und formen diese mit ihren Instrumenten (und Stimmen) zu etwas neuem und Eigenständigen. Sie backen Kuchen, die man so noch nicht gegessen hat, obwohl man die Zutaten eigentlich kennt.
Ihr jüngstes Album „Riarn und gspiirn“ haben sie Ende Juni auf Castel Katzenzungen live präsentiert und „Riarn und gspiirn“ enthält im Prinzip das Konzertprogramm, mit dem die Band seit einigen Monaten unterwegs ist. Eingespielt wurde es im Oktober letzten Jahres in der BASIS in Schlanders unter der technischen Leitung von Simon Lanz. Wenn die Band in der Vergangenheit ihre Alben auch in Aufnahmestudios eingespielt hat, ergibt der Livemitschnitt gerade bei Opas Diandl sehr viel Sinn, wenn es nicht gar die einzige Arbeitsweise ist, kommt sie dem Geist der Band doch am nächsten bzw. bildet die Band so ab, wie sie ist.
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„Riarn und gspiirn“ beginnt mit dem ruhigen „Über die Liab und es Lebn“, das irgendwo zwischen Volksmusik und Folk liegt, gefolgt vom angezogenen Instrumentalstück „Bozen Süd“, das zeigt, wie gut die Band zusammenspielt. Dieses Zusammenspiel ist das Herzstück der Musik von Opas Diandl, sei es live, sei es auf diesem Album, denn alles klingt sehr verwoben, alles bewegt sich wie ein Schiff im Wasser.
Simon Lanz hat dabei eine exzellente Arbeit geleistet, denn sämtliche Instrumente sind klar wahrzunehmen und ausgeglichen, sie sind im Raum verteilt und ergeben ein klangliches Bild, als wäre man mit der Band auf der Bühne. Das mag vielleicht auch mit der Aufnahmetechnik zu tun haben, die Opas Diandl für dieses Album angewandt hat: Die Band hatte einen Kreis gebildet, die Mikros in der Mitte, das Publikum außen herum.
Das sehr bekannte Volkslied „In die Berg“, das sich schon relativ lange im Repertoire befindet, ist dafür ein gutes Beispiel, zeigt aber auch, wie Opas Diandl ihre Lieder würzen. Ist es bei „Bozen Süd“ Veronika Egger, die kurze klassische Kadenzen einfügt, so ist es bei „In die Berg“ Thomas Lamprecht, der ein orientalisch-bluesiges Solo auf seiner akustischen Gitarre beisteuert.
„Jedl ti ri“ ist ein erster Jodler („Groaßwalser Jodler“ folgt gegen Ende des Albums), die poppige Ballade „Sternenmeer“, der ruhige Walzer „Herbert Vals“ und die beiden schnelleren Nummern „7er Humus“ und „Hiasl Nr. 5“ bringen uns in die Mitte des Albums, das die Band von einer doch ruhigen, reflektierten und fokussierten Seite zeigt.
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Opas Diandl: „Bozen Süd“ (Official Music Video)(c) Philip Unterholzner / Opas Diandl
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Wer Opas Diandl live gesehen hat, wird die gewisse Unbändigkeit vielleicht vermissen, die die Band ausmacht. Dass diese auf „Riarn und gspiirn“ nicht so sehr zum Tragen kommt ist aber kein Manko. Das Album lässt sich hervorragend am Stück durchhören, weiß, etwa mit der „Mabi Polka“ ebenso zu überraschen wie mit der schönen, ruhigen und düsteren Atmosphäre von „Isch so still umen Sea“ oder der „abstrakten“ Umsetzung von „Mama daini Hänt“, das aus Luis Stefan Stechers „Kornerlieder“ stammt, eine poetische Quelle, die Opas Diandl in der Vergangenheit mehrfach für sich zu nutzen wussten. Es gibt aber auch Nummern wie „Maybe Mazurka“, die vielleicht nicht ganz so leicht zu knacken sind.
Wer die Musik von Opas Diandl mag, bekommt hier exakt das, wofür Markus Prieth (Raffele, Gitarre, Bratsche, Stimme), Veronika Egger (Geige, Viola da Gamba, Stimme), Thomas Lamprecht (Gitarre, Stimme), Jan Langer (Perkussionen) und – seit 2024 – Michael Hackhofer (Kontrabass, Geige, Stimme) stehen: schöne neue Musik, die sich ständig an irgendwelchen stilistischen Übergängen befindet, die zu verschmelzen weiß, die Traditionen ebenso zu würdigen weiß wie neue Ideen und Herangehensweisen.
Es ist die besondere klangliche Vielfalt, die die Band mit ihren vielen unterschiedlichen Instrumenten erschafft, die den einen Teil der Originalität und Wiedererkennbarkeit der Band ausmacht. Der andere Teil ist das unverkennbare Stimmenpaar von Prieth und Egger, das die Nummern – sind sie denn gesungen – stets um etliche Grade mehr erhitzt. „Polli des Etschpachl lai häar“, wieder ein Text von Luis Stefan Stecher, ist ein Beispiel dafür, wie gut sie harmonieren und dennoch hervorzustechen wissen.
Die letzten beiden Nummern des Albums, „Melanie“ und „Und olls“, sind dann ein guter Albschluss. Ein einigermaßen „typisches“ Opas Diandl-Stück die eine, eine ruhige, schöne und abwechslungsreiche Ballade die andere.
Opas Diandl bestätigen mit „Riarn und gspiirn“, dass sie zu den besten und interessantesten Bands des Landes zählen. Sie gehen ihren Weg, sind fordernd aber unbedingt lohnend, lässt man sich auf sie ein.
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Eine Möglichkeit, Opas Diandl live zu sehen, ergibt sich bereits diesen Sonntag, den 20. Juli 2025. Auf Einladung des Kulturvereins arcus raetiae spielen sie um 16 Uhr auf der Plawenner Alm (Flyer siehe weiter unten). Für dieses Konzert und für das Rahmenprogramm ist eine Anmeldung notwendig: Tel. +39 335 220789.
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Links:
Opas Diandl YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UC_j1qKlyz-PLFJEMa68DUcA
Opas Diandl Homepage: https://www.opasdiandl.com/
Opas Diandl Facebook: https://www.facebook.com/OPASDIANDL
Opas Diandl Instagram: https://www.instagram.com/opasdiandlofficial/