Politik | Nachruf

Un grande Italiener

Erinnerungen an Carlo Azeglio Ciampi: Luis Durnwalder, Marco Boato, Andreas Colli, Luigi Spagnolli und Arnold Tribus.
Luis Durnwalder, langjähriger Südtiroler Landeshauptmann

„Ich hatte in meiner aktiven Laufbahn als Landeshauptmann insgesamt mit elf italienischen Ministerpräsidenten zu tun. Mit Carlo Azeglio Ciampi bin ich sehr sehr gut ausgekommen. Auch weil ich ihn schon kannte, als er noch Gouverneur der Banca d´Italia war und er immer wieder in St. Vigil Urlaub gemacht hat. Ciampi hat auf mich bereits damals einen sehr netten, freundlichen und seriösen Eindruck gemacht. Man hatte nie den Eindruck, dass er von oben herab doziert. Mit ihm konnte man wirklich offen reden.

„Er hat uns einfach gemocht. Und ich muss sagen, dass mit ihm ein wirklich großer Italiener gestorben ist.“

Als ich dann als Landeshauptmann bei ihm als Ministerpräsident vorstellig geworden bin, hat er uns und unsere Anliegen immer ernst genommen. Er hat sich die Probleme angehört. Ich habe gerade unter seiner Regierung 1996/97 einige der wichtigsten Durchführungsbestimmungen durchgebracht. Etwa die Universität, die Staatsstraßen, die Wasserkonzessionen und vieles mehr.
Mit Ciampi konnte man reden, er hat zugehört und wenn er konnte, ist er uns immer entgegenkommen. Später hat er mich immer angerufen, wenn er nach Seis gekommen ist und wir haben uns immer getroffen. Dabei hat er sich jedes mal dafür interessiert, wie es in Südtirol geht. Er hat uns einfach gemocht. Und ich muss sagen, dass mit ihm ein wirklich großer Italiener gestorben ist.“

  Marco Boato, ex-deputato e senatore per i Verdi

„Durante la mia vita parlamentare l’ho conosciuto molto bene: negli anni prima del Governo da lui presieduto, poi del suo ministero del Tesoro col Governo Prodi e poi soprattutto durante la sua Presidenza della Repubblica. All’epoca l’ho incontrato più volte al Quirinale quand’ero presidente del Gruppo Misto della Camera dei deputati. E l’ho incontrato anche quando venne, con la moglie Franca, prima a Riva del Garda e poi a Trento.
Ho avuto anche la gioia di ricevere un suo affettuoso messaggio personale, per me e per mia moglie, nel 2004 in occasione del nostro matrimonio a Riva del Garda, letto pubblicamente dall’allora sindaco Paolo Matteotti.

„Negli anni dello scontro più duro tra centrosinistra e centrodestra, pur nell’ovvia distinzione dei ruoli e delle posizioni, mi aveva sempre invitato a costruire momenti di confronto e di dialogo anche nei momenti più difficili“

Ha sempre dimostrato molta attenzione anche per le problematiche dell’Autonomia sudtirolese e trentina, col massimo rispetto e condivisione. Nel corso degli incontri con lui, ha sempre dimostrato grande cordialità, amicizia e disponibilità al dialogo. Negli anni dello scontro più duro tra centrosinistra e centrodestra, pur nell’ovvia distinzione dei ruoli e delle posizioni, mi aveva sempre invitato a costruire momenti di confronto e di dialogo anche nei momenti più difficili, durante le consultazioni al Quirinale.
E’ morto davvero un grande italiano, orgoglioso di esserlo, ma sempre nella più forte e stretta dimensione europea, godendo egli stesso di grande stima tra tutti i governanti dell’Europa.“

 

Andreas Colli, Bürgermeister von Kastelruth

„Wenn Ciampi in unsere Gemeinde kam um hier die Sommerferien zu verbringen, dann haben wir uns zu einem “Ratscher” in der Villa Ausserer getroffen. Er war immer von unserer Gegend und den Menschen begeistert. Er sagte, wir seien alle so freundlich, anders als die Städter. Ich habe ihn als einen sehr bedächtigen und angenehmen Gesprächspartner in Erinnerung. Er hat mir von seiner Karriere und Kandidatur als parteiunabhängiger Präsidentschaftskandidat erzählt.

„Er sagte, wir seien alle so freundlich, anders als die Städter.“

Bei unserem ersten Treffen nach meiner Wahl zum Bürgermeister hat er mir einige Tipps gegeben, die ich allerdings erst nach einiger Zeit verstanden habe. Es ging um Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, Dankbarkeit und politische Freundschaften und Vertrauen. Heute, an Träumen ärmer und an Erfahrungen reicher, weiß ich, was er gemeint hat.“

 

Luigi Spagnolli, ex-sindaco di Bolzano

„Come sindaco l'ho incontrato più volte e devo dire che lui aveva un modo di comunicare e di relazionarsi con le persone che dimostrava immediatamente la sua statura. Parlandoci si capiva che era uno di un altro livello. In tedesco si dice: Dass er in einer anderen Liga spielt. Lui era così. Parlava su un altro livello. Ma non aveva alcun tipo di presunzione e neanche alcun tipo di distacco. Era una persona molto alla mano, molto tranquilla. Eppure si avvertiva che dietro quella tranquillità c'era molto, ma molto di più.“

„Parlandoci si capiva che era uno di un altro livello. In tedesco si dice: Dass er in einer anderen Liga spielt.“

Va detto che lui è stato anche il primo Presidente della Repubblica ad essere scelto per le sue qualità tecnico-amministrative e non solo per la sua appartenenza politica. Credo che questo sia stato un cambiamento fondamentale.“

 

Arnold Tribus, Herausgeber Tageszeitung

"Ich habe Carlo Azeglio Ciampi vor Jahren privat kennengelernt. Er hat seit vielen Jahren seinen Urlaub in Seis verbracht. Dabei haben wird uns mit unseren Ehefrauen immer privat zum Abendessen getroffen. Wobei man eines sagen muss: Ciampi logierte immer in der Villa Ausserer. Bis ihm heuer der Herr Bürgermeister Colli dieses Recht streitig gemacht hat. Das war eine Bosheit.
Ciampi ist jedes Jahr gekommen, weil er Südtirol einfach geliebt hat. Er war ein großer, großer Freund dieses Landes und auch ein glühender Verfechter der Autonomie. Er war vom Charakter her ein Stiller, kein Großredner, aber er hat großen Wert auf diese Autonomie gelegt. Mir hat er gesagt: Darin verwirklicht sich auch ein bisschen mein europäischer Traum.
Er kommt aus der Kriegszeit, war Partisan und dann beim Partito d´Azione und er gehört zu dieser Generation – wie Altiero Spinelli – der großen Europäer, die immer bemüht waren diesen Traum zu verwirklichen. Deshalb war er als Notenbankchef ja auch so fanatisch für den Euro. Ciampi hat alles getan, damit Italien den Euro bekommt, weil er der Überzeugung war, dass Italien ohne europäische Verankerung untergehen wird. Das war seine innere Überzeugung.

„Das hat mich immer am meisten fasziniert. Ciampi war Notenbankchef, hat aber auch Literatur studiert. Er hatte so einen sehr humanistischen Zugang zur Wirtschaft und konnte die Dinge so erklären, dass auch Idioten wie ich die Zusammenhänge verstanden haben.“

Sonst war er so ein einfacher und gemütlicher Mensch, das man es sich kaum vorstellen kann. Eine große Persönlichkeit. Er war wie ein Opa, der leise gesprochen hat. Aber blitzgescheit. Das hat mich immer am meisten fasziniert. Wenn er zum Beispiel über Wirtschaft gesprochen hat. Meistens verstehen wir Normalsterblichen nichts. Aber Ciampi war Notenbankchef, hat aber auch Literatur studiert. Er hatte so einen sehr humanistischen Zugang zur Wirtschaft und konnte die Dinge so erklären, dass auch Idioten wie ich die Zusammenhänge verstanden haben.“