Basta!
Für Michael Mayr, Ressortchef von Gesundheitslandesrätin Martha Stocker, bleibt die Maßnahme auch nach einer weiteren Diskussion nicht nachvollziehbar. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sich gleichzeitig an den Verhandlungstisch setzen und zum Streik aufrufen kann“, erklärte er am Dienstag Abend gegen Ende eines Pro & Contra mit Hausarzt Eugen Sleiter auf RAI Südtirol. Dennoch dürften am heutigen Mittwoch die meisten Hausarztpraxen im Land im Rahmen eines nationalen Streiks geschlossen bleiben. Rund 200 der heimischen Hausärzte sind Mitglied bei einer der vier Gewerkschaften der Kategorie und dürften deshalb auf jeden Fall streiken, erklärte Sleiter im Vorfeld des Streiks. Weitere 73 sind nicht Gewerkschaftsmitglieder.
Konkret bedeutet dies, dass seit 8 Uhr bis 20 Uhr nur dringende Hausvisiten, integrierte Hausbetreuung und programmierte Hausbetreuung von Terminalpatienten stattfinden. Für die nächtliche Rufbereitschaft in der vergangenen Nacht und für Mittwoch von 20 bis 24 Uhr stellten sich für jedes Einzugsgebiet eine Reihe von Ärzten zur Verfügung. Ihre Namen und Telefonnummern finden sich auf der Homepage des Sanitätsbetriebes.
Bedrohtes Vertrauensverhältnis?
Nachdem für Südtirols Hausärzte nach dem Rekurs einer ihrer eigenen Gewerkschaften nun viele der Regeln des nationalen Vertrags gelten, decken sich die Gründe für den Streik mit den nationalen Kollegen in vielen Punkten – allen voran bei der erdrückenden Bürokratie und der befürchteten Abwertung ihrer Rolle und Autonomie. Eine von Rom vorgeschriebene zunehmende Vernetzung unter den Hausärzten wird zwar prinzipiell begrüßt und teilweise auch schon angewandt, wie Sleiter beteuert. Dennoch befürchten die Hausärzte unter den vorgesehenen Bedingungen eine Zerstörung des heutigen Vertrauensverhältnisses zwischen Hausarzt und Patienten. Für Alarmstimmung sorgen diesbezüglich auch die im nationalen Gesundheitsplan vorgesehenen Gesundheitszentren. Ressortchef Mayr versichert aber, dass kein Hausarzt zu Diensten in den neuen Zentren gezwungen werde, in denen längere Öffnungszeiten und zusätzliche Dienstleistungen angeboten werden sollen. „Das ist ein reines Angebot an Ärzte, die bereit sind, die zur Verfügung gestellten Räume zu nutzen“, erklärte er. Ein heikler Punkt bleiben die Gehaltskürzungen vieler Ärzte, die infolge der Anlassung an den nationalen Vertrag immer noch rund 20 % betragen. Auch wenn der zweite vorgesehene Streiktag am Freitag aus gesetzlichen Gründen angesagt werden musste, scheint es also weiterhin genügend Gründe zu geben, diesen im Jänner nachzuholen. Zumindest wenn die Politik nur dann bereit ist, nicht um jeden Cent zu feilschen und Gesprächsbereitschaft zu zeigen, wie Sleiter meint.
Weihnachts- und Silvesterdienst in Bruneck abgedeckt
Eine Lösung wurde indes für einen weiteren aktuellen Brandherd im heimischen Sanitätswesen gefunden. Am Krankenhaus Innichen konnte aufgrund der neuen Arbeitszeitregelung die Notarztversorgung zu Weihnachten und Silvester bekanntlich nicht garantiert werden. Nun wurde dagegen doch eine Lösung gefunden, teilt der Sanitätsbetrieb mit. Demnach konnten die drei bisher vakanten 12-Stunden-Dienste in der Nacht des 24. Dezembers, am Christtag sowie in der Silvesternacht besetzt werden.