HCP sucht Topform unterm Christbaum
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Von Besinnlichkeit ist Mitte Dezember im Pustertal kaum eine Spur. Die Autos und Busse wälzen sich durch das grüne Tal, viele Urlauber steuern den Christkindlmarkt in Bruneck an, andere zieht es auf die Hänge des Brunecker Hausbergs. In der Intercable Arena in der Schulzone war es zuletzt aber verhältnismäßig ruhig, zumindest in puncto Erstliga-Hockey. Die ICE Hockey League hat ihren Teams eine Nationalteam-Pause verordnet. Und die ist für den HC Falkensteiner Pustertal „im richtigen Moment” gekommen, sagt der sportliche Leiter, Patrick Bona, im Gespräch mit SALTO.
Denn der HC Pustertal ist zwar weiter voll auf Kurs, rangiert nach mehr als der Hälfte der Saisonspiele wenige Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Im Dezember waren die Wölfe aber zuletzt nicht mehr auf der Überholspur, mussten erstmals in dieser Saison drei Niederlagen in Folge einstecken.
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HC Pustertal im leichten Dezember-Blues
Im November fanden die Pusterer noch passende Antworten auf die herbe Pleite im Derby. Die Truppe um Kapitän Raphael Andergassen errang wichtige Siege gegen Fehervar und Ljubljana, sowie gegen die Nachzügler aus Feldkrich, Innsbruck und Wien. Lange Zeit thronten die Wölfe an der Spitze. Die jüngsten Auftritte der Wölfe waren dann, nüchtern betrachtet, unrund. Einer deutlichen Heimpleite (0:4) gegen den formstarken KAC folgte eine noch deutlichere Niederlage gegen Liganeuling und Angstgegner Ferencvaros Budapest (7:3).
Tags darauf ging auch die schwere Auswärtspartie in Linz verloren – allerdings denkbar knapp (3:2). Die Leistungskurve zeigte trotz Niederlage leicht nach oben. „Wir hatten ein gutes letztes Spiel, es hätte in beide Richtungen ausgehen können”, konstatiert Headcoach Jason Jaspers gegenüber unserer Redaktion und fügt hinzu: „In Linz zu gewinnen, ist immer sehr schwierig”.
Für den Sportchef der Schwarzgelben ist der Dämpfer aber kein Grund zur Beunruhigung, sondern eine normale Begleiterscheinung in einer hart umkämpften Liga: „Wir haben die Zeit an der Spitze genossen. Dass eine Mannschaft während der Saison mal einen Dämpfer hat, ist normal. Das hat jeder Verein gehabt und wird es noch haben”, stellt Bona klar.
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„Das ist viel Eishockey” – Nationalteam-Pause zehrt an Pustertals Kräften
Woran hat es aber gelegen? Der Hauptgrund für den kleinen Dämpfer wird von beiden Verantwortlichen unisono benannt: die Überlastung durch die Länderspielpause. So paradox es klingen mag, leisten die Unterbrechungen der Müdigkeit im Team Vorschub. Wie beim HC Bozen werden auch vom HCP verhältnismäßig viele Nationalspieler einberufen.
„Während die meisten österreichischen Teams vielleicht ein paar Spieler stellen, waren bei uns sieben Jungs weg, haben drei Spiele in drei Tagen gemacht. Sie sind am Tag vor einem Spiel zurück, und das zehrt einfach. Das ist viel Eishockey”, gibt Jaspers zu bedenken.
Als Ausrede lässt es der Trainer der Wölfe aber nicht gelten. Müdigkeit sei auch bei allen anderen Teams ein Faktor. Zudem war schon vor Saisonbeginn klar: „Wir wussten, dass wir damit umgehen müssen. Es ist eine Chance für andere Spieler, vielleicht ein paar Minuten mehr zu spielen und für uns einzuspringen.” Die Pause ist also Fluch und Segen zugleich. Genauso wie die im Februar anstehenden Olympischen Spiele in Mailand und Cortina: Jaspers sieht darin zwar eine „phänomenale Gelegenheit“ und einen Motivationsschub für die Spieler, weiß aber auch: Der mentale und physische Stress ist immens.
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HCP-Coach Jaspers: „Müssen uns wieder um uns selbst kümmern”
Im Endeffekt liege es Jaspers zufolge aber am Trainergespann, die Müdigkeit zu erkennen und entsprechende Anpassungen an der Aufstellung und Linienzusammensetzung vorzunehmen. Selbst wenn das bedeute, Eiszeiten von dem einen oder anderen Leistungsträger zu kürzen, die das „Opfer“ im Sinne des Teams bringen müssten.
Jeder muss akzeptieren, dass wir viele Spieler haben, die in jedem Spiel den Unterschied machen können.
Nicht nur die Müdigkeit machte den Wölfen zuletzt das Leben schwer, sondern auch die mangelnde Disziplin auf dem Eis. Coach Jaspers spart nicht mit Kritik an der eigenen Mannschaft: „Wir müssen uns einfach wieder um uns selbst kümmern. Unsere Disziplin hat in den letzten Spielen gefehlt; wir haben in den letzten drei Spielen 21 Strafen in Unterzahl verteidigt.” Der Deutsch-Kanadier appelliert zudem an seine Mannen, „nicht zu emotional zu werden, wenn eine Entscheidung nicht zu unseren Gunsten ausfällt.”
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Feiertagsstress für die Wölfe: Duelle gegen die Führungsriege und Südiroler Derby
Dieselbe Marschrichtung gibt auch Bona vor: „Ich hoffe, dass wir an die Leistung der ersten Saisonhälfte anknüpfen. Wir müssen versuchen, disziplinierter Hockey zu spielen, mit dem richtigen Kampfgeist, die Füße auf dem Boden behalten und jeden Gegner respektieren.” Bis zum Dreikönigstag muss der HCP insgesamt acht Mal ran, darunter auch gegen die aktuelle Top-Drei: Ljubljana, Graz und Klagenfurt. Am 3. Januar 2026 empfangen die Wölfe die Füchse aus Bozen und Neo-Coach Doug Shedden zum dritten Saisonderby.
Vorsicht ist jedoch auch gegen tabellarisch schlechter positionierte Teams geboten. Die Haie aus Innsbruck (Mittwoch, 17.12.,Spielbeginn 19:45 Uhr) konnten, genauso wie die Pioneers Vorarlberg, die am Neujahrstag nach Bruneck kommen, zuletzt einige Achtungserfolge landen. Ebenso stabilisiert haben sich die Vienna Capitals. Jaspers wird, wie schon zu Saisonbeginn, nicht müde, zu betonen, dass die Meisterschaft extrem ausgeglichen ist: „Jedes Team kann das andere an einem beliebigen Abend schlagen.”
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Nicht einfacher machen es die, teils auch für Jaspers überraschenden, Trainerentlassungen. Schon fünf ICE-Teams an der Zahl haben in der laufenden Spielzeit ihren Coach getauscht. „Es ist definitiv herausfordernder, aber gleichzeitig ist es schwierig, die Identität eines Teams mitten in der Saison zu ändern”, sagt Jaspers, der bei den Pusterern fest im Sattel sitzt. „Im Grunde kennt man den Trainer, der kommt – man weiß, wo er vorher war, welchen Stil er spielen und was er mitbringen will.”
Jaspers weiß auch, was er sich zur Bescherung wünscht: „Einfach wieder so zu spielen, wie wir es vor ein paar Wochen getan haben und wieder Spiele zu gewinnen. Wir wollen zurück an die Spitze. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde der Weihnachtsmann uns wieder auf den ersten Platz bringen.”
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