Kultur | SALTO Gespräch

Geigenspiel ist kein Hexenwerk

Der junge Geigenvirtuose Julian Kainrath kommt international viel herum. Ab und zu kehrt er für ein Konzert auch an den Ort seiner Kindheit zurück. Dieses Mal als Trio.
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Foto: Privat
  • SALTO: Sie spielen am 18.3. mit dem "Alvier Trio" im Ansitz Zinnenberg in Eppan. Auch wenn sie international viel unterwegs sind, ist besonders diese Gegend Ihnen nicht unbekannt. Was verbindet Sie mit Eppan?

    Julian Kainrath: Ich habe ein Großteil meiner Kindheit in Eppan verbracht. Es ist immer wieder schön zurückzukommen, ganz besonders wenn man auch die Möglichkeit hat mit Freunden und Kollegen ein Konzert gestalten zu können. Ich freue mich sehr!

    Sie haben in sehr jungen Jahren mit dem Geigenspiel begonnen. Ab wann wurde Ihnen richtig klar, dass dieses Instrument ihr Leben bestimmen wird?

    Die Geige begleitet mich bereits seit über 12 Jahren. Jedoch muss ich zugeben, dass meine Kindheit sehr von verschiedenen Interessen und Leidenschaften geprägt war, die manchmal auch für eine kurze Zeit wichtiger schienen als die Geige. Mit 14 jedoch hab ich angefangen zu realisieren, dass das was ich ausdrücken möchte, am besten auf diesem Instrument gelingt. Jetzt ist es eine wahre und ehrliche Liebe. 
     

    Wenn ich mir doch eine Auszeit von der Geige nehme, verschlinge ich Bücher und schaue mir Filme an.


    Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten Auftritt als Solist mit Orchester im Alter von zehn Jahren in Bolivien, ein Land, mit dem Sie ebenfalls verbunden sind…

    Jawohl! Meine Mutter ist zur Hälfte Bolivianerin und ich selber hab für kurze Zeit als kleines Kind in Bolivien gewohnt. Ich erinnere mich ein wenig mit Schmunzeln an dieses Ereignis. Da hatte ich noch keine Ahnung von so vielen Dingen. Vieles passierte nur aus einem Gefühl heraus. Was natürlich schön ist, weil es dem Wesen eines Kindes entspricht. 

    Sie verbringen seit früher Kindheit sehr viel Zeit mit Ihrem Instrument. In welche Länder hat Sie die Violine schon hingeführt? Wo spielte Sie sich bisher am besten?

    Ich durfte dank verschiedener Anlässe ziemlich oft und viel unterwegs sein. In den letzten Jahren hatte ich die Möglichkeit u.a. in den USA, in Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz, Frankreich auftreten zu dürfen. Wohin ich aber immer am liebsten zurückkehre ist Italien. Jedoch hatte ich noch nicht die Gelegenheit im Süden aufzutreten. Ich hoffe, dass kann sich bald ändern. 
     

    Es gab da einen Berggipfel der uns wortwörtlich anstarrte. 


    An wie vielen Tagen des Jahres spielen Sie nicht Violine? Was machen Sie stattdessen?

    Oh, das weiß ich nicht. Das passiert eigentlich sehr selten, außer ich werde wegen langer Reisen daran gehindert. Wenn ich mir doch eine Auszeit von der Geige nehme, verschlinge ich Bücher und schaue mir Filme an.

  • Alvier Trio: Julian Kainrath (Violine), Petar Pejcic (Violoncello), Dmytro Semykras (Klavier). Auf dem Programm zum morgigen Konzert des Alvier Trios stehen das Trio Nr. 1 in d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und das Klaviertrio in a-Moll “À la mémoire d’un grand artiste” von Piotr I.Tschaikowski. Foto: Alvier Trio
  • Entlehnt sich der Name des Trios Alvier einem Berggipfel in der Gegend um Liechtenstein? Was können Sie zur jungen Entstehungsgeschichte des Alvier-Trio erzählen?

    Tatsächlich! Wir haben uns das erste mal in Schwarzenberg in Österreich zufällig getroffen, um ein Konzert miteinander zu spielen. Das ist dann so gut gegangen, dass wir beschlossen haben mehrere Projekte als Trio anzunehmen. Was den Namen angeht: wir haben im Dezember 2022 ein Konzert in Liechtenstein gegeben und hatten vorher in der Musikakademie geprobt. Es gab da einen Berggipfel der uns wortwörtlich anstarrte. Am Abend dann - nach ein paar Bierchen - haben wir den Namen gefunden und beschlossen uns den Namen Alvier Trio zu geben.
     

    Obwohl vielleicht Intonation eine der kniffligsten und diabolischsten Elemente des Geigenspielens ist. 


    Ihr spielt Tschaikowski, Mendelssohn, Bartholdy, aber auch Grieg oder Beethoven. Wie will sich das Alvier Trio musikalisch positionieren?

    Grieg und Beethoven spielen wir weil ein Konzertveranstalter extra angefragt hat, ob wir nicht eine Violinsonate und Cellosonate in der ersten Hälfte machen können. Dies ist jedoch eher eine Ausnahme. Wir sind fokussiert darauf soviel Trio-Repertoire wie möglich zu machen. 

    Grandioses Geigenspiel wurde in der Geschichte mitunter mit Hexerei umschrieben. Können Sie diesem – wenn auch altbackenen – Vergleich etwas abgewinnen? Oder ist Gegenspiel einfach nur harte Arbeit?

    Einen gewissen Grad an Talent sollte man mitbringen. Vielleicht ist das schon Hexerei. Es ist jedoch kein Hexenwerk. Obwohl vielleicht Intonation eine der kniffligsten und diabolischsten Elemente des Geigenspielens ist. 

    Wo stehen Sie derzeit als Solo-Violinist? Und was steht demnächst auf Ihrem Termin- oder Tourplan?

    Nach dieser ersten Trio Tour werde ich im April in Deutschland mit Orchester das Violinkonzert von Max Bruch aufführen. Später dann im Mai habe ich zwei Rezitale in Bergamo und Padova. Für die nächste Saison aber, wenn alles gut geht, plane ich ein paar sehr schöne aber aufwendige Projekte von denen ich aber noch nichts verraten möchte. 

    Und wie geht es mit dem Alvier Trio weiter?

    Im April haben wir ein Privatkonzert in Liechtenstein. Im Juli spielen wir in St. Moritz, beim Enganin Festival. Für August und Herbst sind auch bereits ein paar Projekte geplant bzw. am entstehen.