Wirtschaft | Gleichstellung

„Goldene Flasche“ geht an Avanti

Die SUSIS stellen einen „sexistischen Rückwertstrend“ in der Südtiroler Werbebranche fest: Damit würden Frauen diskriminiert und abgewertet werden. Sie fordern einen Paradigmenwechsel.
Möbelhaus Avanti
Foto: Avanti/Facebook
  • Die diesjährige „Goldene Flasche“ geht an das Südtiroler Möbelhaus Avanti. Es ist nicht das erste Mal, dass der „Trendstore“ mit sexistischen Rückwärtstrends in Sachen Werbebildern auffalle: Bereits vor einiger Zeit wurden Südtirols Sisters (SUSIS) frauenfeindliche Werbekarten mit leicht pädophilem Beigeschmack gemeldet, die nach der Kritik der SUSIS und dem Intervenieren der Kinder- und Jugendanwältin von Avanti zurückgezogen wurden. Auf den Karten waren Bilder kleiner Mädchen abgedruckt, versehen mit dem Text „Scheiß drauf, ich werde Stripperin“ und „Lieber Gott, mach, dass die armen Mädchen in Papas Computer etwas zum Anziehen bekommen“

    Daraus gelernt? Offenbar nicht. Avanti setze weiter auf sexualisierte Werbung ohne jeglichen Produktbezug und bildete letztens eine spärlich bekleidete Frau im Schnee neben ein Sofa ab. Warum das ein Problem sei? „Sexismus ist keine Frage des persönlichen Geschmackes, sondern eine Form der Diskriminierung, die Frauen systematisch abwertet, auf ihr Äußeres reduziert und Ungleichheit aufrechterhält“, erklären die SUSIS in einer Pressemitteilung. Einzelne „geschmacklose“ Werbungen mögen banal wirken, seien in der Summe aber problematisch, weil sie Rollenklischees verstärken, Machtverhältnisse normalisieren, Besitzdenken gegenüber Frauen fördern und sexualisierte Botschaften sogar an Kinder vermitteln – denn die Plakate, Flyer und LKW-Banner sind im öffentlichen Raum allgegenwärtig. „Was haben Mamis Brüste und ihr Hintern eigentlich mit Möbeln, Holz, Betten, Beregnungsanlagen oder Autoreparaturdiensten zu tun? Genauso viel wie Penisse und männliche Oberkörper – nämlich nichts“, so die SUSIS. 

     

    „Verkaf i Möbel, Holz oder an Kuchen, hoben Busen aufm Flyer oanfoch gor nix zu suachen.“

     

    Dennoch bedienen sich weiterhin zahlreiche Südtiroler Unternehmen, die für die „Goldene Flasche“ nominiert wurden – und es seien nach wie vor viel zu viele –, bei der Vermarktung ihrer Produkte des sogenannten „male gaze“, den männlichen Blick, und präsentieren normschöne Frauen aus einer männlich-heterosexuellen Perspektive als sexuelle Objekte. Ohne Produktbezug sei weibliche Nacktheit keine „Wertschätzung“, sondern eine entwürdigende Objektifizierung. Als Faustregel gilt: „Verkaf i Möbel, Holz oder an Kuchen, hoben Busen aufm Flyer oanfoch gor nix zu suachen.“

    Der Gewinner der „Silbernen Flasche“ ist die Bodner LKW- und Autowerkstatt, der nicht nur auf die Objektifizierung eines Frauenkörpers, sondern sogar auf die Bagatellisierung von Übergriffigkeit setze, da eine Frau mit dem Abdruck einer Männerhand auf ihrem Hintern abgebildet wurde. Auch der Gewinner der „Bronzenen Flasche“, Cocoon Boxspringbetten, scheint seine Matratzen nicht ohne halbnackte Frauen an den Mann bringen zu können. 

    „Immer mehr Südtiroler Unternehmen setzen auf sozial-ökologische Werte wie Nachhaltigkeit, Lokalität, faire Arbeitsbedingungen, doch viele bleiben trotz aller Innovation überholten Sexismen in der Vermarktung treu“, erklärt das Frauennetzwerk. „Uns kaufkräftigen Frauen ist Gleichberechtigung aber ein ebenso wichtiger Wert und als Konsument*innen möchten wir klarstellen: Wir kaufen nicht bei Unternehmen, die mit der sexualisierten Darstellung unserer Körper Werbung machen.“ Sie fordern Südtiroler Unternehmen mit sexistischer Werbung daher auf, sich etwas Neues einfallen zu lassen und die „veraltete und humorlose Bild- und Werbesprache“ in die Gegenwart zu holen. 

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Andrea Terrigno Mo., 17.03.2025 - 11:38

Werbung an sich ist bereits blöde Verblödung, und blöderweise entscheiden immer noch Blödis, dass der Blödsinn weiterbetrieben wird.
Die vermittelten Ideen machen etwas mit der Gesellschaft, so etwas ist nicht bagatellisierbar.

Mo., 17.03.2025 - 11:38 Permalink
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Martin Sitzmann Mo., 17.03.2025 - 12:38

Objektifizierung - wieder ein neues Wort gelernt.
Werbung ist blöd.
Werbefuzzis sind auch blöd.
Aber die Blödesten sind halt doch noch die Konsument*innen, die auf sexualisierte Werbung ansprechen bzw. durch ihr generelles Verhalten den Werbefuzzis zeigen, dass sexualisierte Werbung eben doch funktioniert...
Würden die Konsument*innen diese Produkte und Geschäfte konsequent meiden, würden sich die Werbestrategien blitzschnell ändern...

Mo., 17.03.2025 - 12:38 Permalink
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Brigitte Foppa Mo., 17.03.2025 - 22:41

Antwort auf von Martin Sitzmann

Darauf wären wir glatt auch schon gekommen. Schon vor über 15 Jahren hab ich mein Standardmail an Avanti geschickt. Wortlaut: Aufgrund Ihrer sexistischen Werbung habe ich beschlossen, Ihr Unternehmen/Ihre Produkte künftig zu meiden. Mit freundlichen Grüßen etc.
Damals hatte Avanti versprochen uns Frauen mit einem Pfannenset "heiss zu machen" (in der Annahme dass uns das wahrscheinlich gefällt). Ich bekam eine freundliche Antwort aus der Customerabteilung... aber die Werbung blieb immer dieselbe. Boykottieren nutzt offensichtlich nichts. Einzig mögliche Erklärung: die paar entrüsteten Feministinnen werden in Kauf genommen. Die Werbung bringt mehr als sie schadet. Das ist die traurige Wahrheit hinter dieser "schifezza". Avanti tutta.

Mo., 17.03.2025 - 22:41 Permalink
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Robert Hölzl Mo., 17.03.2025 - 17:03

In keiner Werbung wird mit Eigenschaften des beworbenen Objekt geworben, sondern immer mit angenommenen Vorstellungen des Zielkunden/kundin. Sehen sie sich Autowerbung an, Parfumwerbung, was immer sie wollen.
"Würden die Konsument*innen diese Produkte und Geschäfte konsequent meiden, würden sich die Werbestrategien blitzschnell ändern..." Das würde sicher der Welt guttun, da sie kaum etwas kaufen könnten.

Mo., 17.03.2025 - 17:03 Permalink
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m s Di., 18.03.2025 - 04:25

Ja hier wäre von den Firmen mehr Sensibilität gefragt. Die Political-Correctness mag zwar auch nerven (im Sinne "Nichts darf man mehr sagen" oder "Kein untergriffiger Witz ist mehr erlaubt"), aber vor allem an die Öffentlichkeit gewandt, sollte solche "Werbung" inakzeptabel sein. Peinlich und geschmacklos.

Di., 18.03.2025 - 04:25 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Di., 18.03.2025 - 05:56

Ich finde es irgendwie lustig, dass man sich im Jahr 2025 noch über "sexistische Werbung" aufregt und den bösen Marketingfuzzis in Unternehmen und PR-Agenturen die Rute ins Fenster stellt.

Diesbezüglich empfehle ich mal einen Blick auf das Verhalten unserer Jugendlichen auf TikTok, Instagram oder SnapChat. Ich denke z.B. an "Boyfriends of Instagram". Dabei geht es um Frauen/Mädchen, deren Freunde alles tun, um das perfekte Foto ihrer Freundin für Social Media zu schießen und dafür die absurdesten Posen einnehmen, um einen guten Kamerawinkel zusammenzubringen.
Nicht wenige junge Frauen vermarkten sich selbst im Internet als wären sie ein Produkt und würden "Branding" betreiben. Man kann sich fragen: Für wen werden diese knappen Bikinifotos gemacht, wenn sie dann auf Instagram kommen?

Was hat das mit dem Thema zu tun? Ich denke wir sollten Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Sexualisierte Werbung wird nicht deswegen gemacht, weil Firmen diabolische, satanische Leitmotive hätten. Solche Werbung wird gemacht, weil einfach sehr viele Leute darauf ansprechen.

Insofern würde ich eher beim Konsumenten ansetzen.

Di., 18.03.2025 - 05:56 Permalink