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Übers Schulemachen

Ob ein Gedicht an einer Hochschule in Berlin oder die in wenigen Wochen anstehende Summer School Südtirol. Maxi Obexers Literatur macht Schule.
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Foto: Privat
  • „Wer hier einfährt, wird von dem Text empfangen, hereingeholt in einen poetischeren Kosmos, anders als der kommerzielle, der uns sonst umgibt“, freut sich die Schriftstellerin Maxi Obexer über das gut einsehbare und von einer Berliner Hausfront funkelnde Gedicht aus ihrer Feder. Am heutigen 17. Juli wird ab 16 Uhr von den dächern (so der Titel des Gedichts) an der Südfassade der Alice Salomon Hochschule (ASH) offiziell eingeweiht. Die Hochschule wurde 1908 von der Wissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Alice Salomon (1872–1948) als Soziale Frauenschule in Berlin Schöneberg gegründet und zählt heute zu einer der avanciertesten Hochschulen für soziale Arbeit, politische Bildung, künstlerische Erziehung und kreatives Schreiben. 
     

    Die Möglichkeit, sich zusammen zu denken

  • Gut einsehbar: Der an der Südfassade des Gebäudes angebrachte literarische Wurf von Maxi Obexer bleibt nun für die nächsten zehn Jahre sichtbar. Vor allem von den nahegelegenen Gleisanlagen ist er gut einsehbar. Heute wird das Wandgedicht an der Südfassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin feierlich eröffnet. Foto: Privat

    „Unsere Südfassade ist und bleibt ein Ort von Kunst im öffentlichen Raum“, betont Bettina Völter, Präsidentin der Hochschule. Als Preisträgerin des mit 6000 Euro dotieren Alice Salomon-Poetikpreises 2023 wurde Maxi Obexer – gemeinsam mit früheren Preisträger:innen – eingeladen, ein Gedicht zu schreiben, welches das Wand-Gedicht der Lyrikerin und N.C. Kaser-Preisträgerin von 2004, Barbara Köhler (1959–2021) ablöst. Dass nun das Gedicht von Obexer nachrücken sollte, entschieden eine Jury und die Studierenden. „Es ist eine extrem wache, kritische und diskursfreudige Community unter Lehrenden und Studierenden“, meint Obexer auf Nachfrage von SALTO. 
    Das Gebäude mit ihrem Gedicht steht in Hellersdorf, einem Berliner Bezirk „mit einer sehr spannungsgeladenen Gesellschaft“. All das habe sie in ihren Gedanken zum Gedicht natürlich mitgetragen: „Ich wollte aus diesem Geist und Umfeld heraus – und angesichts einer sehr zerrissenen Zeit mit viel Feindseligkeit und Gewalt – etwas formulieren, das etwas ganz anderes anbietet: die Möglichkeit, sich zusammen zu denken.“

     

    wo ist das außen, wenn wir es suchen
    wer ist das außen, wenn wir es lieben

  • Radikal alt: Hochkarätiges Programm und hochkarätige Gäste bei der Summer School Südtirol; u.a. die Musikerin und Theaterregisseurin Bernadette La Hengst Foto: summerschoolsuedtirol.eu

    Obexers Text lädt ein, fragt etwas Ungewöhnliches, schickt die Antwort den Vorbeiziehenden mit auf den Weg. „Es war mir wichtig“, fügt die Autorin hinzu, „einen Textkörper zu schaffen, in dem kein Gegenüber einem anderen gegenübersteht, in dem die sprachliche, noch so subtil gesetzte Abgrenzung aufgehoben ist, in dem es ein Wir gibt, ohne zu vereinnahmen, oder wo Bedrohte und Betroffene von den Berufenen per se nicht unterschieden sind.“ Sie wünsche sich, „dass viel öfter Gedichte auf Wänden und Fassaden die öffentliche Welt poetisieren, die uns so oft als kommerzialisierte entgegentritt.“
    Von der heutigen Einweihung des Wandgedichts an der Hochschule geht es für Maxi Obexer in ein paar Wochen erneut schulisch weiter, denn für die nächste Ausgabe der 2015 erstmals durchgeführten Summerschool in Südtirol steht das Programm seit wenigen Tagen fest.

  • Summer School Südtirol 2025

    Vom 22. bis 26. August. 
    Programm