Politik | Armut
Mehr Geld und Wohnraum
Foto: SGBCisl
Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober erinnert der Gewerkschaftsbund SGBCISL daran, dass Armut und Armutsgefährdung auch in Südtirol eine Herausforderung sind, die vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheiten und der aktuellen Teuerungswelle immer mehr Menschen in Schwierigkeiten bringt.
Das Hilfspaket
„Gesundheit, Arbeit und ein Zuhause sind die wichtigsten Voraussetzungen, um nicht in die Armut zu rutschen“, erklärt SGBCISL-Generalsekretärin Donatella Califano. Die letzte Woche vom Landtag beschlossenen 100 Millionen Euro als Hilfen für die hohen Energiekosten der Haushalte seien zu begrüßen, auch wenn der SGBCISL mehr gefordert hatte.
„Die derzeitigen Preissteigerungen erfordern schnelle und gezielte Hilfen für besonders getroffene Bevölkerungsgruppen wie etwa einkommensschwache Familien“, so SGBCISL-Generalsekretär Dieter Mayr. Gleichzeitig brauche es aber auch eine präzise Informationskampagne über die beschlossenen Hilfsmaßnahmen. „Viele Menschen haben noch nie Unterstützungsleistungen gebraucht. Sie wissen nicht, wo sie sich informieren können und schämen sich vielleicht auch, Hilfe anzunehmen, obwohl man sich dafür sicherlich nicht zu schämen braucht“, so Califano.
Die Landesregierung hatte am Freitag angekündigt, bis Anfang Dezember eine technische Plattform einzurichten, wo die Ansuchen für eine Unterstützungsleistung eingereicht werden können. Bis dahin soll auch klar sein, wer ein Ansuchen stellen kann und wie hoch die Leistung ausfällt.
Löhne erhöhen
Neben den Einmalzahlungen müssten die Löhne steigen, da die Reallöhne seit Jahren stagnieren würden. „Bessere Löhne braucht es vor allem in Niedriglohnbereichen, wo die Einkommen auch mit Transferleistungen oft nicht reichen, um über die Runden zu kommen“, so Mayr. Es brauche mehr und bessere Zusatzabkommen, nicht nur um die Löhne anzuheben, sondern auch um die berufliche Weiterbildung zu fördern und Zusatzleistungen zu bieten. Zudem fordert Califano von den Südtiroler Vertreter:innen in Rom, dass sie Gespräche zur steuerlichen Entlastung der Löhne führen.
Mehr Wohnraum
Neben einer Arbeit, die ein geregeltes und angemessenes Einkommen gewährleistet, stellen auch Bildung, ein funktionierendes Gesundheitswesen, ein engmaschiges soziales Sicherheitsnetz und bezahlbares Wohnen entscheidende Faktoren gegen Armut dar. Dabei ist der knappe Wohnraum nicht erst seit der Energiekrise ein Problem. „Es wird daran gearbeitet, weiteren Wohnraum zu schaffen. Aber in Südtirol ist es wegen der begrenzten Flächen und des Tourismus schwierig“, sagt Califano. Deshalb müsse schon vorhandener Wohnraum in erster Linie an Einwohner:innen und nicht an Gäste vermietet werden.
Die SGBCISL-Generalsekretärin heißt die Linie der Landesrätin für Raumordnung Maria Hochgruber Kuenzer für gut, erst leerstehende Gebäude und bebaute Flächen für neuen Wohnraum zu nutzen, anstatt in der grünen Wiese zu bauen. „Aber das wird nicht ausreichen“, so Califano.
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