Zum Johanniskofel in der Sarner Schlucht
Am Eingang zum Sarntal, wo die Felsen der Rittner und Jenesier Talflanke eng zusammenrücken und kaum Platz für den Talferbach und die Straße zu sein scheint, ragt plötzlich in der Mitte der schmalen Talferschlucht der Johanniskofel empor – ein mächtiger Felsmonolith, auf dessen Spitze eine kleine Kirche steht. Ein wild-romantischer Steig führt vom Talferbett zum Maggner und weiter zum Steinmann, beides lohnenswerte Buschenschänke, von dort hinauf zum Kofel mit schwindelerregendem Tiefblick in die Sarner Schlucht und anschließend ins Flussbett und zum Ausgangspunkt zurück.
Zum Wegverlauf
Wer mit dem Bus ins Sarntal kommt, steigt vor Tunnel 13 aus, nimmt den Steig, der hier beginnt, geht auf einer Hängebrücke über die Talfer und folgt dann der Markierung „Maggner“. Wer mit dem PKW anfährt, parkt vor Tunnel 15 an der rechten Straßenseite, zur Zeit wird an der neuen Straße ins Sarntal gebaut, die wenigen Parkplätze nach Tunnel 14 sind verlegt. So gehen wir auf der aufgelassenen alten Straße durch einen kurzen Tunnel und danach ins Flussbett und in Fließrichtung des Wasser bis zu einer alten, halb eingestürzten Brücke, überqueren hier die Talfer und und sind jetzt auf der linken Talseite. Der Steig geht ein Weilchen talauswärts und nun bergauf zum Bauernhof Maggner. Das steile, schmale Steiglein, teilweise mit Halteseilen versehen, windet sich durch felsigen Buschwald in die Höhe bis zu den Wiesen des Hofes, wo die Plackerei ein Ende hat. Nach einer knappen Stunde Wanderung durch eine Landschaft mit Schluchten, Buschwald und schroffen Felsen sind wir beim Maggnerhof, der frei und sonnig auf 716 m Höhe liegt und übers Tal in Richtung Süden schaut. Eine erste Rast ist nun angebracht, zu Herbstzeit lohnt die Einkehr bei Törggelespezialitäten besonders. Für den Weiterweg zum Steinmannhof bieten sich zwei Möglichkeiten an: ein etwas zahme beginnt am Rand der Wiese, am Schild, das den Eibenwald beim Maggner als Biotop ausweist. Der mit roten Farbpunkten markierte Steig umrundet in einer Stunde ca. großräumig den tiefen Bachgraben der die Höfe trennt, geht zum Bach bergab und steil daraus hoch beim Oberegger-Hof in den Weg zu münden, der zum Steinmann (645 m) führt. Die andere, etwas abenteuerlichere Variante, taucht am nordwestlichen Rand der Wiese in den Buschwald (weiße, etwas verwaschene Farbkleckse an den Bäumen), geht nun steil in den Bachgraben, überquert das Bächlein und windet sich am Gegenhang durch felsiges Gelände in die Höhe. Stahl- und Kunststoffseile und eine Aluminiumleiter helfen an besonders kniffeligen Stellen, die Gehzeit zum Steinmann beträgt etwa 45 Minuten. Der Steig endet bei den abschüssigen Äckern und Weinberge des Hofes, der sich an den Hang neben den Felswänden des Johanniskofels duckt. Nach der Einkehr beim Steinmann bei zünftiger Hausmannskost und Abstecher zum Kirchlein beginnt der steile Abstieg auf teilweise grob gepflastertem Weg hinunter zur Hängebrücke, die sich in immerhin 33 m über die Talferschlucht spannt. Um dem unangenehmen Weg auf der Sarner Straße mit dunklen engen Tunnels, ohne Gehsteig, auszuweichen steigen wir wieder ins Talferbett um zum Parkplatz zurück zu kehren.
Gehzeit 3 h ca, Höhenmeter in der Summe 550.
Interessantes am Weg
Vom Steinmann geht ein schmaler Steig über einen gratartigen Sattel in wenigen Minuten hinauf zum dem gotischen Kirchlein auf dem Johanniskofel (658 m) Hier fand man Spuren aus der Jungsteinzeit, ein Beweis für die frühe Besiedelung dieses fast magischen Ortes. Von einer Burg, vermutlich aus dem 12. Jh., sind an der Südkante noch spärliche Mauerreste sichtbar. Das Kirchlein ist dem hl. Johannes dem Täufer gewidmet. Der einfache Altar zeigt in seinem Aufsatz ein kleines Bild: Es erzählt die Geschichte der Salome, der Stieftochter des Königs Herodes. Als Belohnung für ihren berühmt-berüchtigten Schleiertanz und auf das Drängen ihrer Mutter hin erwirkt sie vom Stiefvater den Kopf von Johannes dem Täufer. Der hatte das unrechtmäßige Liebesverhältnis von Herodes mit ihrer Mutter, der Frau seines Bruders, kritisiert und sich deshalb bei ihr verhasst gemacht. Während die Gesellschaft vergnügt tafelt, „serviert“ Salome auf einem Tablett den Kopf des Johannes. Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute. Schlüssel beim Steinmannhof.
Einkehrmöglichkeit:
Steinmann, Familie Winkler, Wangen 9, Ritten, Tel. 0471 602042. Im Sommer geschlossen.
Maggner, Familie Wieser, Unterwangen, 13 – Ritten, Tel, 0471 602024. Im Sommer geschlossen.
Bei beiden Höfen ist an Wochentagen telefonische Vormerkung angeraten. Die Maggerbäuerin meint: „Wenn ich zu Hause bin, bekommt jeder etwas, sonst...“
Anfahrt:
Von Bozen 5 km Richtung Sarntal. Parken nach dem 15. Tunnel. Von der Rittner Seite her führt über Wangen eine schmale und kurvenreiche Asphaltstraße sowohl zum Steinmann als zum Maggner.
Autor: Oswald Stimpfl
www.folioverlag.it
www.stimpfl.info