Gesellschaft | Corona-Aufarbeitung

Die Bilder von Bergamo

18 März 2020 - fünf Jahre später besteht immer noch kein öffentliches Bewusstsein über die vielfältigen Hintergründe der damaligen Katastrophe. Beispiel Meran
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  • Foto: Martin K
  • Ein denkwürdiger Tag

    Es war der 18. März 2020, an dem die viel zitierten “Bilder aus Bergamo” entstanden und nachhaltig jede Diskussion über die Corona-Sicherheitsmaßnahmen bestimmten. Mit der “LEGGE 18 marzo 2021, n.35” wurde dieses medial propagierte [verbreitete] Ereignis zum Anlass genommen, den 18. März zum nationalen Gedenktag für die “Opfer der Corona-Pandemie” zu institutionalisieren. 

    Es war dieser Tag, der 18. März 2020, als der Präsident der Region Lombardei, Attilo Fontana, in Mailand den Vizepräsidenten des Chinesischen Roten Kreuzes, Sun Shuopeng, in Empfang nahm. Die Nachrichten- Plattform “Lombardia Notizie online” zitierte Shuopeng wie folgt: “ancora troppa gente non rispetta le misure di sicurezza che, a mio avviso dovrebbero essere ancora più rigide”.1

    Es war wiederum dieser Tag, der 18. März, an dem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel eine viel beachtete Fernsehansprache hielt. Darin sagte sie: “Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.”2

    Die “Bilder aus Bergamo” und ihre mediale Propaganda [Verbreitung] konnte also durchaus dazu geeignet erscheinen, die allgemeine Bereitschaft zu strengeren Sicherheitsmaßnahmen zu fördern. 

    Allerdings stellt sich heute, fünf Jahre später, die Frage wie diese Propaganda fortwirkt und ob angesichts einer gebotenen “Corona-Aufarbeitung” nicht ein bewußterer Umgang angeraten sein sollte. 

    1Coronavirus, Fontana e Croce rossa Cina: troppi non rispettatano regole

    2Fernsehansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel

  • Der Text der kommissarischen Verwaltung 2021

    Beispiel Meran: Am 17.03.2024 veröffentlichte die Stadtgemeinde Meran eine Aussendung, in der Bürgermeister Dario Dal Medico und Vizebürgermeisterin Katharina Zeller mit einer gemeinsamen Stellungnahme zum Gedenktag zitiert werden. Wörtlich übernommen bei Südtirol News .3 Der letzte Absatz der Aussendung gibt  den Originaltext der Gedenk-Stele von 2021 wieder, allerdings ohne diesen als Zitat zu kennzeichnen

    Der Text, der an prominenter Stelle Merans in drei Sprachen präsentiert wird und laut Bürgermeister Dal Medico von Kommissarin Anna Bruzzese "konzipiert" wurde,  behauptet: Der “18 März [2020]“ sei jener “Tag” gewesen “,als eine ganze Kolonne von Lastwagen der italienischen Armee mit Hunderten von Särgen [...] Bergamo verließ”. Der Text schließt mit der Anspielung auf “das Bild der LKW-Kolonnen”, das sich “tief in unser Gedächtnis eingebrannt” habe. 

    3https://www.suedtirolnews.it/chronik/meran-gedenkt-der-todesopfer-der-pandemie-3

     

    Die jährliche Propaganda [Verbreitung] der Zahl von angeblich “Hunderten von Särgen” suggeriert, am 18. März seien zwischen 200 und nahezu 1000 Särgen aus der Stadt gefahren worden. Darüber hinaus suggeriert das “Bild der LKW-Kolonnen”, es sei mehr als nur eine LKW-Kolonne zur Abholung der “Hunderten von Särgen” bestellt worden. Die Rede “von der völlig überlasteten Stadt” täuscht über die Tatsachenlage:

  • 10 Tatsachen

    Tatsache 1: Die Gemeinde Mailand hatte am 13.März verordnet, Anghörige müssten fortan die Entscheidung über die Art der Bestattung innerhalb von nur fünf Tagen fällen (bis dahin galten 30 Tage).4 Der 18 März 2020 war also der erste Stichtag. Ansonsten würde die Gemeinde den Sarg auf einen Groß Friedhof bringen lassen. In Bergamo war der cimitero monumentale bereits zum Hotspot geworden. 

    Tatsache 2: Die meisten Bergamasker entschieden sich in jenen Tagen für die Einäscherung. Das war nur am Großfriedhof möglich: am einzigen Krematorium. “Prima Bergamo” berichtet: “Al cimitero di Bergamo è in funzione l’unico forno crematorio. Sono molte le persone che scelgono questa modalità funeraria. Così la chiesa si è riempita in fretta”. Zwischen dem 7. und 12. März hatten sich bereits 146 Särge angesammelt.5

    Tatsache 3: Nicht unschuldig waren die Medien, die in jenen Tagen falsche Suggestionen beförderten. Die Bevölkerung wurde in den Glauben versetzt, dass nur die Einäscherung möglich sei; ja, dass sie verpflichtend sei. Die Märzausgabe des BLOG “Outlet del funerale6: “Nonostante tutti i media parlino di cremazione, non è vero che i corpi dei morti per coronavirus (codiv-19) debbano essere per forza cremati.”

    Fra l’altro, al momento, c’è un esubero di richieste per la cremazione e ci vogliono settimane e settimane – tra poco sarà un mese – prima di ricevere i resti del proprio caro. Il consiglio è di procedere con le altre due forme di sepoltura; a tal proposito il Comune di Milano ha agevolato le inumazioni in particolari circostanze, proprio per diminuire la pressione sui forni crematori.” Mailand erkannte also das Problem.

    Tatsache 4: Bergamo musste bereits am 12. März den Betrieb des Krematoriums auf 24 Stunden ausweiten. Laut dem Assessor für Zivilschutz in Bergamo, Giacomo Angeloni, konnte das Krematorium in 24 Stunden aber nur die Einäscherung von 27 Särgen bewältigen. Nicht mehr. Es wurdert also nicht, dass am 18. März erstmals Särge in andere städtische Krematorien verbracht werden mussten.

    Tatsache 5: erste Versuche der Aufklärung und Entspannung über die legalen Formen der letzten Ruhe kamen erst am 3. April 2020.8 D.h. erst eine Woche nach der “ordinanza” der Protezione Civile. Eine verspätete Reaktion auf die selbstverschuldeten “problematiche derivanti [...] dall’accumulo anomalo di feretri rimasti in giacenza, peraltro contenenti salme di defunti risultati positivi al covid-19 (coronavirus).

    Tatsache 6:  Es waren also Särge, die “peraltro” [u.a.] “Leichen von Verstorbenen” enthielten, die positiv auf Covid-19 getestet waren. Der Test aber wurde bei Toten “unabhängig von der Schwere der klinischen Anzeichen oder Symptome” angewendet; bei positivem Ergebnis wurde ICD-10 U07.1 eingetragen9. U steht für “uncertain etiology” [unklare Ursache]. Medien aber berichteten von “morti per pandemia di Covid-19”. 

    Tatsache 7: Die “effektive Todesursache” musste in der Tat erst noch festgelegt werden. So hieß es im “Bollettino” der Protezione Civile vom 18.03.2020 18:00 Uhr: “I deceduti sono 2978, questo numero, però, potrà essere confermato solo dopo che l’Istituto Superiore di Sanità avrà stabilito la causa effettiva del decesso.” Bis zuletzt blieb man aber bei dieser provisorischen Zuordnung U07 [“provisional assignement”].

    Tatsache 8: Diagnostiziert wurde also mittels Labortests. Diese standen anfangs nur für Tote zur Verfügung. Der Fall des ersten autochthonen Coronafalles Italiens bei Codogno wurde am 21.2.2020 nur erkannt, weil eine noch lebende Person eindeutigen Symptome von Covid zeigte. Als bei Alzano am 22.02.2020 der zweite Fall bekannt wurde, verstarb nachts die Mutter von Francesco: Er berichtete am 18.März 2024 der Rai 10:

    Francesco vermutete bei seiner Mutter Covid als Totesursache und fragte um einen Labortest; u.a. auch für seinen noch lebenden Vater. Die Antwort lautete, “für die Lebenden” gebe es keinen Test. Der Vater erkrankte und verstarb bald darauf. “Es war auch kompliziert, herauszufinden, wo der Körper [zu finden] war”. Seine Leiche landete im cimitero monumentale bei der Bestattungsunternehmerin Roberta Caprini.

    Tatsache 9:  Roberta Caprini vertrat in jenen Tagen ihre Eltern, war überfordert und sah sich von den Behörden allein gelassen. Im Interview mit Oval Media erklärte Frau Caprini [ca. Min. 11]11: “quei giorni [...] cercavamo di parlare con le istituzioni, che erano introvabili - [...] il centro sanitario territoriale non ci ha mai risposto. La prefettura di Bergamo, organo di governo provinciale chiuso; come chiuso?!”  

    Roberta Caprini erreichte nur die Protezione Civile. Was dann passierte, entsetzte sie [ca. min 14]12: “Per la gente di Bergamo è stata una ferita che sarà insanabile, cioè perchè aveva i suoi cari su quei mezzi. Non serviva quella cosa! [...] Anche perchè poi in realtà di numeri si tratta di -io non so- 60 70 salmi; cioè se hai un po di personale e fai arrivare dei mezzi ti aiutano senza spettacolarizzare in quel modo un trasporto

    Tatsache 10: Dass es sich um 65 und maximal um die 70 Särge handelte, war zeitnahe bereits bekannt und öffentlich gemacht: l’ Avvenire berichtete am 18.03.2020 von eine  “certo numero di bare, circa una sessantina” und schreibt am 19.03.2020  von “65 bare13. Dies entspricht der Zahl von 65, die im  Video Bericht des TG3 der Rai mehrmals erwähnt wurde.14 Die Republica klärte am 30 April 2020 auf 15

     

    "dieci camion dell'Esercito con a bordo 65  salme" 

    "Su ogni camion ci stanno 6-7 bare"

     

     

    4Coronavirus: a Milano ordinanza per sepoltura entro 5 giorni - Notizie - Ansa.it

    5https://primabergamo.it/cronaca/troppe-bare-al-cimitero-non-si-sa-piu-dove-metterle/

    6Marzo, 2020 | OUTLET DEL FUNERALE

    7"Covid, i camion trasportavano una bara", il Comune di Bergamo querela

    8https://outletdelfunerale.it/wp/2020/04/introdotte-procedure-eccezionali-per-le-sepolture-dei-defunti/

    9https://icd.who.int/browse10/2019/en#/U07.1

    10https://www.rainews.it/video/2024/03/bergamo-nel-2020-fu-colpita-duramente-dal-covid-migliaia-i-morti-la-testimonianza-di-francesco-2b92a3f6-f504-40f8-b25e-1ca9fe3dd970.html

    11 https://youtu.be/nnQ5hdQun-Y?si=dRhAkJN7r2aJ5CII 

    12 https://youtu.be/nnQ5hdQun-Y?si=dRhAkJN7r2aJ5CII 

    13https://www.avvenire.it/attualita/pagine/le-bare-sui-camion-militari-bergamo-sotto-choc

    14https://www.facebook.com/tg3rai/videos/18-marzo-2020-linizio-di-tutto/445853393291730/

    15https://milano.repubblica.it/cronaca/2020/04/30/news/quella_colonna_di_camion_nella_citta_ferita_cosi_l_italia_capi_la_tragedia-300899823/

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Martin Tarshito Di., 18.03.2025 - 19:56

Antwort auf von pérvasion

"übrigens" dienen eckige Klammern dazu, eigene Gedanken einfließen zu lassen, die durchaus dem vorausgehenden entgegenhalten. Zwinkersmiley
Frage an "pérvasion": waren diese Särge "peraltro" ausschließlich mit Verstorbenen belegt, die positiv auf C getestet worden waren?! Wohl nur [u.a.].
[U.a.] waren positiv getestete Tote nicht notgedrungenerweise “morti per pandemia di Covid-19”.

Meine Anmerkung im Vorspann trifft wohl auf "pérvasion" zu.

Di., 18.03.2025 - 19:56 Permalink
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Peter Gasser Di., 18.03.2025 - 19:09

Zugrundeliegende Tatsache, im Artikel leider verschwiegen:

In der Provinz Bergamo starben laut einer Studie des italienischen Statistikamts zwischen dem 20. Februar und dem 31. März fast sechsmal so viele Menschen wie im Vorjahr.

Di., 18.03.2025 - 19:09 Permalink
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Milo Tschurtsch Di., 18.03.2025 - 20:44

Antwort auf von Peter Gasser

Grundsätzlich gab es 2020 (außer in einigen Hotspots, die auch auf massive Fehler zurückzuführen sind ) keine Übersterblichkeit.
Die massive Übersterblichkeit begann erst ab 2021 (ab dem Beginn der Corona-Impfung) , vor allem auch bei jüngeren Leuten. Dafür gibt es eindeutige Studien (peer reviewed :Reizner-Kuhbandner) . Hier im Interview:

https://www.infosperber.ch/gesundheit/uebersterblichkeit-die-meisten-wa…

Was die Ursachen dafür sind, ist noch ungeklärt und wird es auch noch länger bleiben.

Wie viele Menschen heuer an der schweren Grippe-bzw. Corona Welle gestorben sind, ist ebenfalls noch nicht bekannt.

Di., 18.03.2025 - 20:44 Permalink
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Milo Tschurtsch Mi., 19.03.2025 - 07:42

Antwort auf von Peter Gasser

Das "alte Zeug" von Reizner-Kuhbandner ist eine peer- reviewte Studie, die nicht widerlegt ist (man kommt zu keinen anderen Zahlen) und das Interview ist das vom Autor selbst und völlig egal wo es erschienen ist. Dass die steuergeldfinanzierten Einheitsmedien daran nicht interessiert sind, ist klar, haben sie doch alle unwidersprochen auch die totalitärsten Maßnahmen gutgeheißen, anstatt als 4. Gewalt da kritisch nachzuhaken.
Die Wiederholungsschleife wird sich solange drehen, bis die Aufklärung (etwa hier die eklatante Übersterblichkeit ab 2021) nicht geklärt ist. Das wird mindestens 10-15 Jahre dauern.
Denn angesichts des evidenzlosen Abräumens von Grund-und Menschenrechten wäre es ja ein Verbrechen an der Gesellschaft wenn dies nicht erfolgen würde. Ob die Aufklärung erfolgt oder nicht ist ein Lackmustest ob wir noch in einer freien Gesellschaft leben oder ob die totalitären Eingriffe des Staates zunehmend als salonfähig angesehen werden oder nicht.
Aber bestimmten Kräften ist jedes Mittel recht um das zu verhindern. Und jeder der sich da dagegen stemmt, unterstützt da de facto den totalitären Maßnahmenstaat.
Übrigens warte ich auf die Zahl der "an" und "mit" Grippe bzw. Corona schwer Erkrankten bzw. Verstorbenen 2025. Wird sich halt nicht leicht feststellen lassen, fehlt es doch an der Massentesterei.

Mi., 19.03.2025 - 07:42 Permalink
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Martin Tarshito Di., 18.03.2025 - 20:57

Antwort auf von Peter Gasser

"übrigens" geht es hier um den 18. März, Herr Peter!

Wenn Sie aber auf ihr Scheinargument der "sechsmal so viele Menschen" zwischen 20.2 und 31.3. bestehen wollen, kann ich nur sagen: wen wunderts?!
➔ trat doch der PD Chef Zingaretti [angesichts der ersten Fälle in Latium] anfangs noch als Verharmloser und tatsächlicher Leugner auf. (s. https://www.ilgiornale.it/news/politica/quando-zingaretti-diceva-corona…)
➔ wurde den Hausärzten doch verboten, Ihre Arbeit zu tun
➔ zeichnete sich der März 2020 doch durch glanzvolle Abwesenheit der lombardischen Regionalregierung aus [u.a. mit einem Gesundheitsassessor von Forza Italia]
➔ glänzte die lombardische Regionalregierung "übrigens" [u.a.] doch mit verfehlten Dekrete: z.B. mit einem Dekret, das entschied moderat symptomatische ältere Menschen [die nicht mehr von Hausärzten besucht werden durften und deshalb in die Krankenhäuser gegangen waren], in Altersheime umzusiedeln. Allein zum Zweck, Betten für eventuell schwere Fälle frei zu bekommen. In den Heimen aber, in denen die Pflegerinnen keine Masken benutzen durften und in nicht unerheblicher Anzahl - da aus osteuropäischen Ländern stammend- nach Hause flüchteten, kamen diese älteren lediglich schwach erkrankten Menschen einfach so ums Leben. Sie siechten im wahrsten Sinne des Wortes dahin, indem ihnen teilweise nur noch das Essen an die Tür gestellt wurde. Viele deportierten Insassen wurden erst dann tot geborgen, nachdem es schon nach Tod roch. Eines der größten Heime kam damals ja auch in die Schlagzeilen, weil von über 700 Insassen nahezu die Hälfte verstorben war. (s https://www.milanotoday.it/attualita/coronavirus/morti-rsa-trivulzio-lo…). Nicht ganz unschuldig daran sind Studien wie diese hier vom 13.3. 2020: https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2763188
➔ war sich Italien doch nicht einig, ob es von China lernen wolle [Plasmatherapie]. Immerhin hatte China am 1. März nicht ohne Grund nur noch 202 positive Fälle und am 2.3. nur noch 125, während Italien mit 566 Fällen am 1.März einen ersten sprunghaften Anstieg verzeichnete (am 29.2. waren es noch 240; in China 573); am 2.3. verzeichnete Italien mit 342 Fällen bereits mehr als China! Nachdem am 12. März die neunköpfige Delegation des chinesischen roten Kreuzes in Italien angekommen und am 13.3. ihre Arbeit aufgenommen hatte, begannen die Paktierer für die Wissenschaft [pts] und Feinde der TCM [EASAC] zu fürchten: Der Erfolg, der in Wuhan seit Anfang Februar dank Integration ( jiéhé) der TCM unaufhaltsam war, könnte die Runde machen. Immerhin hatte China die bereits 6. Version seiner Leitlinie zu Prävention und Therapie bereits weltweit zur Verfügung gestellt. Als China am 16.3. über seine Botschaften das vom Westen unterschlagene Kapitel 10.4 "Behandlung mit traditioneller chinesischer Medizin" zur Verfügung stellte, war die Propaganda gegen China , das chinesische rote Kreuz und die von China vorgeschlagenen Therapien nicht mehr zu bremsen.
➔ Forza Italia Urgestein Berlusconi dachte, mit seiner Millionenspende für Beamtungsgeräte wäre die Lombardei und damit der Gesundheitsassessor seiner Partei safe (https://www.corriere.it/cronache/20_marzo_17/coronavirus-berlusconi-ins…)

Eine politisch- mediale Katastrophe ..., die -bekantlich- in einer medizinisch- gesellschaftlichen Katastrophe ausartete.

Di., 18.03.2025 - 20:57 Permalink
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Peter Gasser Di., 18.03.2025 - 22:29

Antwort auf von Martin Tarshito

Ich wiederhole meinen Kommentar:
“Zugrundeliegende Tatsache, im Artikel leider verschwiegen:
In der Provinz Bergamo starben laut einer Studie des italienischen Statistikamts zwischen dem 20. Februar und dem 31. März fast sechsmal so viele Menschen wie im Vorjahr”:

also die sechsmal mehr Toten in diesem Zeitraum in der Provinz Bergamo als im Vorjahr sind die Folge einer (Zitat) “politisch- mediale Katastrophe” gefolgt von einer “medizinisch- gesellschaftlichen Katastrophe”, und nicht etwa durch Covid-19 und seine Folgen verursacht?
Das haben Sie wo recherchiert?

Di., 18.03.2025 - 22:29 Permalink
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Oliver Hopfgartner Mi., 19.03.2025 - 06:09

Antwort auf von Peter Gasser

Eine weitere zugrunde liegende Tatsache wird ebenfalls verschwiegen:

Manche Leute behaupten, damals sei es zu einer medizinischen Katastrophe gekommen, das System sei kurz vor dem Kollaps gestanden. Das ist aber objektiv betrachtet nicht der Fall, sondern trifft nur zu, wenn man es subjektiv betrachtet. Hier einige Überlegungen dazu:

Bei einer tatsächlichen medizinischen Katastrophe wären alle Krankenhausbetten belegt und vor den Krankenhäusern würden große Feldlazarette mit hunderten von Zusatzbetten stehen. Auch an einem Feldbett kann man einem Patienten mittels Sauerstoffflasche Sauerstoff verabreichen, Infusionen etc verabreichen und fast dasselbe tun, was man auch in einem Krankenhausbett tun kann. Bei einer tatsächlichen medizinischen Katastrophe würde man Medizinstudenten von den Universitäten abziehen und sie verstärkt in der medizinischen Versorgung einsetzen. Wir alle haben auch die Fotos von leeren Krankenhausstationen gesehen. Die Überlastung des Gesundheitssystems betraft nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil der medizinischen Versorgung, nämlich die limitierten Intensivbetten.

Da Peter Gasser gerne Dinge missversteht, bin ich gezwungen noch etwas auszuholen und den Kontext klarzustellen: Ich sage nicht, dass Covid eine Lappalie war, sondern möchte damit den Gesamtblick auf die Verhältnismäßigkeit schärfen, denn wie bereits gesagt medizinische Katastrophen haben nochmal ein anderes Ausmaß. Wo waren denn die Feldlazarette? Auf vielen Abteilungen war der Workload während Covid sogar geringer als normalerweise. Deswegen hatte das Personal ja auch Zeit für aus meiner Sicht der Bevölkerung gegenüber respektlose Aktionen wie diese: https://www.youtube.com/watch?v=wmffLZnc3X8

Ich habe ja auch schon mal gesagt, dass wir 2021 im Frühjahr im was weiß ich wievielten Lockdown im OP mit 5 Ärzten zeitgleich einfach gemütlich NFL-Zusammenfassungen geschaut haben, weil einfach nix los war, obwohl die OP-Warteliste ellenlang war. In normalen Zeiten wäre sowas undenkbar gewesen, deswegen hat sich diese Erfahrung in mein Gehirn eingebrannt.

Daher finde ich es schon wichtig, den Grundtenor des Artikels ernst zu nehmen und zu thematisieren, ohne sich an der einen oder anderen zu provokanten oder überspitzten Formulierung aufzuhängen, denn im Grunde hat er schon Recht: Bilder von Särgen sind keine wissenschaftliche Grundlage für gute und richtige Entscheidungen. Objektiv betrachtet haben einigen Maßnahmen die wissenschaftlichen Grundlagen gefehlt, insbesondere in den späteren Lockdowns. Wer das heute noch leugnet, ist selbst ein Wissenschaftsleugner und sollte den Mund nicht zu voll nehmen. Ich denke da an Blödsinne wie Maskenpflicht im Freien, 200m-Regel, 2G etc.

Mi., 19.03.2025 - 06:09 Permalink
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Peter Gasser Mi., 19.03.2025 - 07:35

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Ich liebe diese Art der Argumentation (die meist von immer denselben Charakteren kommt): “Da Peter Gasser gerne Dinge missversteht...”:

also auch für Sie (Wiederholung): ‘Zugrundeliegende Tatsache, im Artikel leider verschwiegen:
In der Provinz Bergamo starben laut einer Studie des italienischen Statistikamts zwischen dem 20. Februar und dem 31. März fast sechsmal so viele Menschen wie im Vorjahr”:

Diese “sechsmal so viele Toten” sind also nur “von Peter Gasser missverstanden”: womit begründen Sie diese Behauptung?

Mi., 19.03.2025 - 07:35 Permalink
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Oliver Hopfgartner Mi., 19.03.2025 - 06:24

Nochmal allgemein und kurz: Sicher kann man nun hergehen und dem Beitrag von Martin Tarshito vorwerfen, die Todesfälle in Bergamo und die zweifellos dramatischen Zustände die dort damals herrschten zu bagatellisieren.

Man könnte aber auch drei mal tief durchatmen, kurz nachdenken und sich fragen, ob die Grundaussage seines Beitrages nicht doch einen wichtigen, wahren Kern hat.

So weitreichende politische Entscheidungen wie sie mit der Begründung Covid getroffen worden sind, sollten wissenschaftlich fundiert sein und nicht emotional.
Die Bilder von Bergamo stehen symbolisch für die Klaviatur der Angst, die in den letzten 5 Jahren wiederholt gespielt wurde, um gewisse Maßnahmen (insbesondere die Fragwürdigen) zu rechtfertigen und durchzubringen.

Was mich nach wie vor wundert: Wo waren während Covid die Feldlazarette? Müssten bei einer medizinischen Katastrophe nicht eigentlich alle Krankenhäuser pumpvoll sein und daher notdürftig durch beispielsweise 100-200 Feldbetten in einem Lazarettzelt erweitert werden? Ich habe damals ja im Krankenhaus gearbeitet und kann sagen, dass es eine punktuelle Überlastung war. Die meisten Abteilungen hatten während Covid sogar WENIGER zu tun als im Normalbetrieb, weil man ja die normale Krankenversorgung komplett auf Eis gelegt hat.
Wie bereits öfters gesagt: Gerade beim ersten Lockdown sollte man nicht zu streng mit den Politikern ins Gericht gehen, weil damals das Wissen noch nicht da war. Im Frühling 2021 wurde allerdings immer noch dieselbe Klaviatur der Angst gespielt und die Bilder von Bergamo wurden immer wieder bemüht. Insbesondere die späteren Lockdowns (trotz Vorhandensein der Impfstoffe!) waren objektiv betrachtet überzogen und deren Opportunitätskosten wurden unterschätzt. Unser Landesrat Messner sagte unlängst in einer Talkshow, dass man sich zu sehr aufs Medizinische fokussiert habe und die anderen Bereiche zu sehr ausgeblendet habe. Ich würde sogar noch spezifischer sagen, man hat sich fast ausschließlich auf den intensivmedizinischen Bereich fokussiert.

Manche sagen gerne, es sei im Nachhinein leicht groß zu reden, man hätte es damals halt nicht besser gewusst. Das ist aber eine zu apolegetische Sichtweise, denn wie wir alle wissen (manche erinnern sich aber nicht so gerne daran), wurden damals Leute als Schwurbler und Verschwörungstheoretiker diffamiert, die für verhältnismäßigere und weniger strenge Maßnahmen geworben haben und beispielsweise auf die Probleme der Vereinsamung von Pflegeheimpatienten oder die negativen Konsequenzen für Kinder hingewiesen haben. Echter wissenschaftlicher Diskurs befürwortet nämlich Falsifikationsversuche und diffamiert sie nicht.

Mi., 19.03.2025 - 06:24 Permalink
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Peter Gasser Mi., 19.03.2025 - 07:48

Zitat: “... wurden damals Leute als Schwurbler und Verschwörungstheoretiker diffamiert, die für verhältnismäßigere und weniger strenge Maßnahmen geworben haben”:
Haben Sie für diese subjektive Behauptung auch einen Beleg?

Meiner Erinnerung nach wurden (z.B. hier auf Salto) nur Leugner, Schwurbler und Verschwörungstheoretiker eben als solche bezeichnet.
Es wurde stets und sehr wohl zwischen Kritikern einerseits und Leugnern, Schwurblern und Verschwörungstheoretikern andererseits differenziert.

Leider aber verkleiden sich “Leugnern, Schwurbler und Verschwörungstheoretiker” gerne als (besonders) kritische Geister, ja in einem Anflug elitärer Jüngerschaft gar als die einzigen kritischen Geister, welche die dumme Mitläufermasse ja heilend erretten müssten...

Also: Haben Sie für diese zitierte subjektive Behauptung auch einen Beleg?

Mi., 19.03.2025 - 07:48 Permalink