Cannes 2025 stellt sich vor

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Alle Jahre wieder erlischt das Licht in den Kinosälen der Filmfestspiele von Cannes. Die diesjährige 78. Ausgabe des renommierten Festivals findet vom 13. bis 24. Mai statt. Vergangene Woche wurde das Programm durch die Leiterin Irisi Knobloch und dem Künstlerischen Leiter Thierry Frémaux vorgestellt. Wie so oft haben Zahlen von sich reden machen. Etwa die beeindruckende Anzahl der eingereichten Filme. 2909 Stück sollen es gewesen sein, sie alle haben sich um einen der begehrten Plätze im Wettbewerb oder in einer der Nebenkategorien beworben. Auch die Zahl der Regisseurinnen im Wettbewerb spielt wie jedes Jahr eine Rolle. Dieses Mal sind es sechs Frauen, eine weniger als noch 2023. Die Quote, über die immer wieder mal gesprochen wird, nämlich eine 50:50 Verteilung zwischen Männer und Frauen zu schaffen, wurde damit verfehlt. Ob sich Cannes in den nächsten Jahren zu einer festen Quote verpflichten wird, muss sich zeigen. Ohnehin wird von jenen, die sich dagegen sind, immer darauf verwiesen, sich mit den Filmen selbst zu beschäftigen. Dafür wird beim Festival wieder viel Zeit sein. Der Wettbewerb hält spannende Namen bereit. Drei davon schauen wir uns genauer an.
Mehr vom gleichen gibt es vermutlich von Wes Anderson.
Julia Ducournau, die 2021 in Cannes die Goldene Palme für ihren absurd-surrealen Horrorfilm „Titane“ erhielt, kehrt mit „Alpha“ zurück. Das Drama erzählt von einer Schülerin in der bereits von Aki Kaurismäki porträtierten Hafenstadt Le Havre, die angeblich von einer Krankheit infiziert wurde. Inwieweit sich der Film wieder in das Horror-Genre bewegt, und ob die Body-Horror-Einflüsse wie schon in „Raw“ oder „Titane“ sehr in den Vordergrund treten, muss sich zeigen. Andererseits wäre es erfrischend, eine andere Seite der Regisseurin zu sehen. -
(c) Focus Features
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Mehr vom gleichen gibt es vermutlich von Wes Anderson. Der Amerikaner zeigt mit „The Phoenician Scheme“ eine weitere Abwandlung seiner etablierten Themen und seiner Inszenierung. Angeführt wird der abermals hochkarätige Cast von Benicio del Toro, der hier den Geschäftsmann Zsa-Zsa Korda spielt und in einem Thriller, der sicherlich humoristisch daherkommt, gegen sinistre Kräfte ankämpfen muss. Einen ersten Trailer gibt es bereits. Wer Wes Anderson mag, der wird wohl auch mit diesem Film seine Freude haben, andere werden ihre Schwierigkeiten mit der zentralperspektivischen Weltsicht des Regisseurs wahrscheinlich nicht ablegen.
Neben diesen drei Filmen zeigen außerdem Kelly Reichhardt, die Brüder Dardenne, Joachim Trier, Ari Aster, Jafar Panahi oder die Deutsche Mascha Schilinski ihre neuen Werke – um nur eine Auswahl zu nennen.
Richard Linklater präsentiert in Cannes seinen neuen Film, der sich mit der französischen Nouvelle Vague auseinandersetzt. Passend dazu heißt auch der Film selbst „Nouvelle Vague“, ist aber keine dokumentarische Abhandlung der filmhistorisch sehr wichtigen Phase im Kino Frankreichs. Linklater nähert sich dem Thema in Form eines Spielfilms und erzählt nichts Geringeres als die Entstehungsgeschichte des Klassikers „Außer Atem“ von Jean-Luc Godard. Ein mutiges Unterfangen, aber vergleichsweise risikoarm, wenn man bedenkt, dass der strenge Blick des Meisters Godard 2025 nicht mehr kritisch auf die Leinwand fällt – Gott hab ihn selig. Linklater muss nur noch die Lebenden fürchten, aber als Regisseur hat er ein gutes Händchen für lockere Erzählweisen und eine gewisse Lakonie, die dem Film vermutlich guttun wird.
Neben diesen drei Filmen zeigen außerdem Kelly Reichhardt, die Brüder Dardenne, Joachim Trier, Ari Aster, Jafar Panahi oder die Deutsche Mascha Schilinski ihre neuen Werke – um nur eine Auswahl zu nennen. Wer von ihnen die Palme nach Hause nehmen wird, klärt die Jury rund um die Vorsitzende Juliette Binoche. Und ob der Siegerfilm so wie im letzten Jahr „Anora“ einen cineastischen Siegeszug rund um die Welt antreten wird, kann nur ein Blick in die Glaskugel klären. Eine, die wir leider nicht besitzen. -
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