Gesellschaft | Südtirol Guest Pass

„De fohren olle gratis (?)“

Der Südtirol Guest Pass wird von vielen Hoteliers angeboten. Zur Finanzierung der Maßnahmen wurden Dejaco, Generaldirektor der STA, und Landesrat Alfreider interviewt.
Guest Pass
Foto: Merano.it
Salto.bz: Viele Beherbergungsbetriebe in Südtirol verteilen an ihre Gäste den Südtirol Guest Pass. Der Südtiroler Guest Pass ermöglicht es Tourist*innen alle Verkehrsmittel in Südtirol zu benutzen. Erklären Sie, warum dieser Guest Pass eingerichtet wurde.
Joachim Dejaco: Der Südtirol Guest Pass ist eine umlagefinanzierte Karte, die Gäste aller teilnehmenden Betriebe bekommen. Der Vorteil besteht darin, dass die Gäste einen einfachen Zugang zum öffentlichen Nahverkehr bekommen und dementsprechend die öffentlichen Verkehrsmittel leichter und unkomplizierter nutzen können.
 
Wer finanziert den Südtirol Guest Pass?
 
Der Südtirol Guest Pass ist umlagefinanziert, was bedeutet, dass der Hotelier für jede Nächtigung einen kleinen Betrag von 0,55€ + MwSt. verrechnet. Dieser Betrag ist dabei unabhängig davon fällig, ob der Gast die Karte nutzt oder nicht. Der gezahlte Betrag für diese Karte geht an das Land und verbleibt nicht beim Hotelier. Der Grund dafür ist, dass das Land die Leistung zur Verfügung stellt.
 
 
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Joachim Dejaco: "Jeder Gast zahlt"  (Foto: Joachim Dejaco) 
 
Wie fair ist der Südtirol Guest Pass, wenn man bedenkt, dass die Einheimischen jede Fahrt einzeln zahlen müssen?
 
Der Südtirol Guest Pass ist durchaus fair, da das Land für eine Einzelfahrt eines Touristen mehr kassiert als für die gleiche Einzelfahrt eines Einheimischen. Ich möchte hier unterstreichen, dass Einheimische nicht mehr zahlen müssen. Sie kommen wesentlich günstiger davon.
 
Bei gewissen Touristenhotspots ist sehr viel Andrang, das sehen wir beispielsweise bei der Rittner Seilbahn. Inwiefern gibt es nun einen Interessenkonflikt zwischen Touristen und Pendler?
 
Am Morgen stellt sich diese Frage nicht wirklich, da die meisten Pendler zwischen 6:30 und 8:30 unterwegs sind und somit nicht wirklich mit einem hohen Touristenaufkommen konfrontiert sind. Wenn man sich die Statistik anschaut, wie wir es beispielsweise bei der Vinschger-Bahn getan haben, sind die Pendlerströme eindeutig am Morgen, gen Mittag und am Abend zu verzeichnen. Natürlich schließt dies gewisse Überschneidungen nicht aus. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass, wenn alle Gäste mit dem Auto anstatt mit dem Südtirol Guest Pass unterwegs wären, es viel katastrophalere Auswirkungen geben würde. Ich möchte hier klarstellen, dass die Gäste nicht gratis fahren. Die Gäste zahlen sehr wohl und im Durchschnitt sogar mehr. Das Prinzip bei den Gästen ist, dass sie eine Pauschale zahlen. Die Pauschale zahlen sie unabhängig davon, ob sie den Südtirol Guest Pass nutzen oder nicht. Bei Einheimischen mit dem Südtirol Pass hingegen wird nur die abgebuchte Fahrt verrechnet.
Bei den Gästen zahlen alle und immer. Ob sie fahren oder nicht. 
 
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Talstation der Rittnerseilbahn: Stau um die Mittagszeit  (Foto: Salto.bz)
 
Zum Thema des Südtirol Guest Pass äußerte sich schriftlich auch der Landesrat für Mobilität, Daniel Alfreider.
Alfreider sieht den Sinn des Südtiroler Guest Pass darin, zahlreiche Dienstleistungen in einer einzigen Karte zu vereinen, für welche es bisher eine Vielzahl an Karten und Diensten brauchte. Laut Alfreider geht es beim Südtirol Guest Pass darum, Ordnung zu schaffen.
 
Das neue Produkt ist Frucht einer guten Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Mobilität mit dem Hauptziel, Individualverkehr zu vermeiden.
 
Ein weiterer Vorteil des Südtirol Guest Pass sei es, dass durch dieses umlagefinanzierte System zusätzliche Einnahmen für das Land generiert werden. Diese Einnahmen werden genutzt, um die Tarife für Schüler, Pendler und Senioren niedrig halten zu können.
Daniel Alfreider sieht zudem, dass es nur auf einigen Linien und zu gewissen Stoßzeiten zu Überfüllungen kommt. Hierzu meint der Landesrat für Mobilität: „Wir wollen ein System der öffentlichen Mobilität, das gut funktioniert und der Nachfrage gerecht wird. Das bedeutet, dass wir potenzieren müssen, wo dies möglich ist. Am Beispiel Eisenbahn haben wir schon die Weichen gesetzt, um mit 15 neuen Zügen und wichtigen Infrastrukturprojekten wie der Riggertalschleife die Kapazität massiv zu potenzieren. Außerdem muss gesagt werden, dass die Busse auch ausgelastet sein müssen, um die Vielzahl von Diensten auch in Zukunft stemmen zu können.“
 
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Daniel Alfreider: "Unser Ziel ist es, die Tarife für Einheimische niedrig zu halten" (Foto: LPA / Fabio Brucculeri)