Gesellschaft | MUSE

Eintritt frei für Benachteiligte

Eine Initiative nach dem Prinzip des "caffè sospeso" ermutigt Besucher des MUSE, ein Ticket an wirtschaftlich benachteiligte Menschen zu spenden. Mehr als 200 Eintrittskarten wurden bereits an Vereine übergeben.
Eine Hand überreicht einer anderen Hand ein Ticket für das MUSE.
Foto: MUSE
  • Im Museum für Wissenschaft (MUSE) in Trient läuft ein Projekt nach dem Prinzip des „caffè sospeso“, um das Museum für alle zugänglich zu machen.  Seit April haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, wirtschaftlich benachteiligten Menschen einen Eintritt in das Museum zu schenken

  • Was ist der "caffè sospeso"?

    Der „caffè sospeso“, wörtlich übersetzt „aufgeschobener Kaffee“, ist ein neapolitanischer Brauch. Dabei bezahlt jemand in einer Bar oder einem Restaurant einen zusätzlichen Kaffee. Dieser wird später denjenigen serviert, die sich selbst keinen leisten können. 

  • Das Besondere am „biglietto sospeso“ ist, dass man die Spende einer fremden Person zukommen lässt. Die Tickets können am Ticketschalter, online oder über die 5 Promille bei der Steuererklärung gespendet werden. 

    Mehr als 200 Tickets wurden im Juli bereits an zehn Vereine und Organisationen übergeben, die im Bereich der wirtschaftlichen Armut tätig sind. „Das deckt bereits 64 Prozent der Nachfrage von Vereinen ab“, erklärt der Projektleiter Alexander Zen. Er hofft, dass sie bis Ende des Jahres (und somit Ende des Projekts) den gesamten Bedarf decken können. So wolle man Menschen in allen wirtschaftlichen Lagen den Zugang zu den Ausstellungen des MUSE ermöglichen

    Zen betont, dass dieses Projekt nicht isoliert steht: „Die Aktion ist Teil einer Reihe von kulturellen Initiativen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die das MUSE in den letzten Jahren entwickelt hat. Dazu gehören unter anderem Projekte für Jugendliche in sozial-ökonomischer Notlage, ein bevorstehendes Projekt für Migranten, interkulturelle Projekte mit den ausländischen Gemeinschaften der Region.“

    Wie viele der Tickets tatsächlich genutzt werden, könne man leider noch nicht überprüfen, so der Projektleiter. Ende des Jahres will das Museum diese Daten sammeln: „Die Vereine zeigen großes Interesse für dieses Pilotprojekt. Wir können aber erst mit Projektende einschätzen, welche realen Auswirkungen diese Initiative hatte.“

    Projekte im Stil des „caffè sospeso“ gibt es auch in einigen italienischen Kinos und Theatern, um benachteiligten Menschen den Zugang zu Kultur zu erleichtern. Im Nationaltheater in Mailand wurden in der Saison 2024/25 ungefähr 700 Tickets gespendet.