Kultur | Musikszene Bozen

Ötzi mit Bass

Die Bewegung “Freie Musica Musik libera” geht in Stellung. Gerade wieder hat die Musik- und Veranstaltungsszene in Bozen einen empfindlichen Hieb hinnehmen müssen. Im Jazzclub Impronta in der Bozner Locatellistraße, einem der raren Bozner Lokale mit Livemusik, kam es letzthin zu einem Verbot der Konzerte.

Die Gemeinde Bozen erließ ein teilweises Verbot für Konzerte im Jazzclub Impronta, weil Anrainer ihr Recht auf Ruhe geltend gemacht haben. Dabei fanden die Live-Konzerte nicht um 1 Uhr nachts, sondern am späteren Vormittag bis 13.30 in einer belebten Straße gleich neben dem großen Samstagmarkt statt. Auch gab es weder Heavy-Metal, noch Punk-Rock oder verstärkte Gitarren zu hören, sondern akustische Jazzmusik.

Richtig schön zugespitzt findet Manny Pardeller, selbst Musiker und Kenner der Südtiroler Musikszene diesen Fall. Das Recht auf Ruhe werde über das Recht auf gute Unterhaltungskultur gestellt. “Damit stellt man uns Musiker in das Eck der Krawallmacher, das ist weder fair noch entspricht es den Tatsachen.” Fakt ist, dass es in Bozen zwar Veranstaltungsorte für klassische und Volksmusik gibt, jedoch kaum Räumlichkeiten für die freie Musikszene. Nachdem das Kubo ... geschlossen wurde, und die Sperrzeiten der Jugendzentren für Livekonzerte rigoros beschränkt wurden, sind es nur mehr wenige mutige Lokalbetreiber die sich von den bürokratischen und steuerlichen Hürden nicht abhalten lassen, Konzerte zu organisieren. “Die Anrainer sind dagegen, die Stadtverwaltung ist dagegen, wie soll hier eine Musikszene blühen”, fragt Manny Pardeller und rät zu einem Aufenthalt in New York, der Stadt die niemals schläft. Ironie bricht den Frust.

Wie kam es zu solcher Unduldsamkeit? Die Szene sei vor einigen Jahren zusammengebrochen, sagt Pardeller. “Vor acht, zehn Jahren war es anders. Da glaubten wir, Bozen blühe auf, viele Lokale in der Stadt haben Livemusik gegeben, und natürlich kam es zu ersten Protesten der Anrainer. So rückten immer öfter die Ordnungshüter an und haben die Konzerte abgebrochen. Die Veranstalter erhielten keine Unterstützung vonseiten der Stadtverwaltung, die Beschwerden wurden häufiger und so ergab sich die unwirtliche Situation.”

Die Promotoren der Bewegung “Freie Musica” führen Gespräche mit den Gemeindeverwaltern, an der aktuellen Situation scheint sich jetzt etwas zu ändern. “Für zu lange fehlte bisher der politische Wille,” so Pardeller und erinnert an das große Alpinitreffen im Sommer 2012, wo der politische Wille wohl da war, eine Extremsituation zu schaffen, mit Livemusik zu jeder Tages- und Nachtzeit. "Es wäre schön, wenn ein Live-Konzert um halb zwölf Uhr vormittags nicht als Ruhestörung angesehen werden könnte. Und: wir brauchen keine von-Fall-zu-Fall-Lösungen, sondern Regelungen die uns für längere Zeit zufriedenstellen."