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Design für eine bessere Welt

Global denken, lokal handeln. Das gilt zunehmend auch im Design. Auf einem Kongress tauschen sich ExpertInnen darüber aus, wie im Kleinen Großes bewirkt werden kann.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Der Frühling steht vor der Tür und mit ihm erwacht Mensch und Natur zu neuem Leben. Auch an der Design-Fakultät der Freien Universität Bozen hat ein neuer Wind Einzug gehalten, es sprüht nur so vor Kreativität, Veränderung und Neubeginn. Anlass, um die neu erwachten Lebensgeister zu bündeln wird eine Konferenz, die am 27. und 28. März an der Uni Bozen stattfindet, bieten. Unter dem Titel “Glocal Design Spring 2015” werden ExpertInnen aus verschiedensten Disziplinen der Frage nachgehen, wie sich in einer zunehmend von Marktimperativen, Wettbewerb und Konflikten dominierten Welt alternative Produktions-, Konsum- und Lebensstile etablieren können. Im Fokus steht dabei der Slogan “Think global, act local!” und wie sich lokale Entwicklungen in globalen Kontexten entfalten und behaupten können. Initiator der Veranstaltung, Programmgestalter und “Mädchen für alles” ist Kris Krois, Professor an der Fakultät für Design und Künste.

Herr Krois, warum ist für Sie eine Besinnung auf das Lokale heute wichtig, ja vielleicht sogar wichtiger denn je?
Kris Krois: Während global Veränderungen eher schwierig sind – denken wir nur an die ganzen erfolglosen Klimagipfel –, können auf lokaler Ebene vorbildliche Projekte realisiert werden, die wirklich nachhaltig sind. Durch soziale Medien und Kommunikation via Web im Allgemeinen erhalten diese weltweit Sichtbarkeit.

Ganz nach dem Motto “Global denken, lokal handeln” also?
Genau. Menschen an unterschiedlichsten Orten können sich von lokalen Initiativen inspirieren lassen, und ihrerseits Projekte an die eigenen Gegebenheiten anpassen und weiterentwickeln. Auch dies ist dann potentiell wieder global sichtbar. Es findet ein kontinuierlicher Austausch von lokalen und globalen Prozessen statt, in denen gelernt wird, Wissen, Fertigkeiten, Entwürfe und Technologien weiter zu entwickeln.

Im Glocal Design Spring 2015 kommen Leute zusammen, die ansonsten nie an einem Tisch sitzen und oft noch gar nicht mal voneinander wissen.

Dieser Austausch wird auch Thema der Tagung kommende Woche sein?
Im Rahmen der Veranstaltung werden verschiedene Initiativen vorgestellt, etwa Lebensmittelkooperativen wie die GAS (Gruppe di Acquisto Soldale), Repair Cafés, Gemeinschaftsgärten, Fab Labs, Impact Hubs und andere mehr.

Wie wird auch die Arbeit von Designern vom mittlerweile omnipräsenten Leitsatz “Think global, act local!” beeinflusst beziehungsweise bestimmt?
Da gibt es verschiedene Beispiele. Zum einen verbünden sich Designer immer öfter mit lokalen Herstellern, Handwerkern und/oder Bauern, um fair und umweltfreundlich zu produzieren. Wie es etwa bei AKRAT der Fall ist. Das nährt lokale Wirtschaftskreisläufe und Gemeinschaften.

Auch die Finanzierung solcher Projekte findet immer häufiger nicht mehr nur auf lokaler Ebene statt…
Sicher, denn neben dem Wissensaustausch werden auch zur Finanzierung – siehe Crowd Funding – und zur Vermarktung überregionale oder globale Netzwerke und Plattformen genutzt und dadurch mehr Sichtbarkeit für die Projekte erzielt.

Es findet ein kontinuierlicher Austausch von lokalen und globalen Prozessen statt, in denen gelernt wird, Wissen, Fertigkeiten, Entwürfe und Technologien weiter zu entwickeln.

Weitere Beispiele dafür, wie sich die Arbeit des Designers im Laufe der Zeit verändert hat?
Designer können lokalen Initiativen und Unternehmen helfen, sich zu positionieren und zu kommunizieren. Etwa als Marke, die hilft, lokale Produkte zu vermarkten und auch, Touristen etwas besonderes zu bieten, das wirklich lokal ist – wo also ein Stück authentischer Kultur mit lokaler Wertschöpfung verbunden wird – und nicht nur so tut, wie zum Beispiel der Südtiroler Speck.
Designer begleiten darüber hinaus Gemeinschaften in partizipativen Prozessen. Sie visualisieren Zusammenhänge so, dass alle Beteiligten verstehen können, um was es geht, zum Beispiel bei Bürgerhaushalten in Gemeinden.
Und schließlich wirken Designer in der Gestaltung von Web-Plattformen mit, Meinungen, Ressourcen und Wissen zu sozial-ökologisch relevanten Projekten zu vernetzen.

Der zeitgemäße Designer ist kein Narziss, sondern mehr an der Welt interessiert als an seinem Ego.

Welchen Herausforderungen müssen sich Designer dabei stellen? Welche Chancen ergeben sich im Feld des Designs?
Designer müssen auf jeden Fall das Große und Ganze im Auge behalten, auch wenn sie im Einzelnen individuell spezialisiert sind. Sie müssen in der Lage sein, mit Entwürfen, Entwicklungen und Umsetzungen Kollaborationen zu organisieren sowie Kompetenzen und Interessen zu verbinden. Designer sind in diesem Sinne Brückenbauer, nicht nur Entwerfer. Der zeitgemäße Designer ist kein Narziss, sondern mehr an der Welt interessiert als an seinem Ego.

Und was erwarten Sie sich von der Konferenz am 27. und 28. März?
Lernen. Inspiration. Austausch. Einen Beitrag zur Gestaltung von zukunftsfähigen Entwicklungen zu leisten.

Designer können lokalen Initiativen und Unternehmen helfen, sich zu positionieren und zu kommunizieren. Helfen, etwas zu unterstützen, das wirklich lokal ist und nicht nur so tut, wie zum Beispiel der Südtiroler Speck.

Wer wird daran teilnehmen?
Eingeladen sind Expertinnen, die alle in dem oben beschriebenen Sinne tolle Arbeit machen, aber in sehr unterschiedlichen “Ecken” und Rollen. Einerseits als Berater für nachhaltiges Wirtschaften, wie etwa Günther Reifer vom Terrainstitute. Andererseits als Designer von Interfaces wie Aral Balkan, als Regionalentwickler wie Armin Bernhard von adam&epfl, als Architektinnen und Künstlerinnen, die Gemeinwesen fördern wie Katrin Böhm und Doina Petrescu, als Soziologin wie Susanne Elsen oder als Designkollektiv wie Brave New Alps.

Hört sich nach einer großen Bandbreite an unterschiedlichsten Disziplinen und Expertinnen an…
Im Glocal Design Spring 2015 kommen Leute zusammen, die ansonsten nie an einem Tisch sitzen und oft noch gar nicht mal voneinander wissen. Und das, obwohl sie viele Werte und Interessen teilen. Meine Aufgabe ist es, diesen Austausch und die gemeinsame Arbeit zu organisieren. Ich hoffe, alle erleben, welches Potential in solch bereichsübergreifenden Zusammenarbeiten liegt.

 

Ab dem Studienjahr 2015/16 wird an der Freien Universität Bozen ein Master in Glocal Design angeboten, in dem junge DesignerInnen in die Lage versetzt werden sollen, zukunftsfähige Lebensstile, Konsum- und Produktionsweisen zu entwickeln – stets mit einem Fokus auf lokale Veränderungen sowie deren Wechselwirkungen in globalen Zusammenhängen.