Umwelt | Natura 2000

„Zustand weitaus besser“

Der Bauernbund wehrt sich gegen die Kritik der Umweltverbände. Diese hatten die Gülle-Ausbringung in den Natura 2000-Gebieten an den Pranger gestellt.
Armentara Wiese Artenreichtum
Foto: Seehauserfoto
  • Seit nunmehr einigen Wochen gehen die Wogen zwischen den Umweltverbänden und dem Südtiroler Bauernbund hoch. Grund dafür ist der neue Fachplan zur Anpassung der Natura 2000-Richtlininen, mit denen indirekt auch die Gülle-Ausbringung in diesen geschützten Gebieten geregelt werden soll. Nachdem sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der AVS wie auch die Vereinigung der Südtiroler Biologen nicht nur hinsichtlich der geschützten Gebiete geäußert hatten, sondern auch eine Grundsatzdiskussion bezüglich des Viehbestandes angestoßen haben, sieht sich nun der Südtiroler Bauernbund (SBB) seinerseits ungerechtfertigter Kritik ausgesetzt. In seiner jüngsten Presseaussendung hält Daniel Gasser, Obmann des Südtiroler Bauernbundes, fest, dass die größte Gefahr für die Natura 2000-Gebiete von der Auflassung der Bauernhöfe ausgehe. 

  • Daniel Gasser, Obmann des Südtiroler Bauernbundes: „Werden Flächen nicht mehr bewirtschaftet, hat dies einen hohen Verlust an Biodiversität zur Folge. Gerade in hochgelegenen Natura 2000-Gebieten stellt dies eine weitaus größere Gefahr dar als eine vermeintlich zu intensive Nutzung.“ Foto: Ivo Corrà

    „Wir sind überzeugt, dass die Lebensräume in einem weitaus besseren Zustand sind, als es zuletzt von einigen Seiten medial dargestellt wurde“, sagt Gasser. Sehr viele der Bergwiesen in den Natura 2000-Gebieten würden vorbildlich bewirtschaftet. Ihr guter Zustand sei in erster Linie der engagierten Bewirtschaftung durch die Bauern zu verdanken. In der aktuellen Diskussion werde jedoch ein entscheidender Aspekt weitgehend ignoriert, kritisiert der Bauernbund: die aufgegebenen und nicht mehr bewirtschafteten Flächen. „Werden Flächen nicht mehr bewirtschaftet, hat dies einen hohen Verlust an Biodiversität zur Folge. Gerade in hochgelegenen Natura 2000-Gebieten stellt dies eine weitaus größere Gefahr dar als eine vermeintlich zu intensive Nutzung“, warnt der Bauernbund und erneuert seine Kritik an der geplanten Neuregelung der Gülle-Ausbringung in den Natura 2000-Gebieten. Kritisiert wird ebenfalls die Vorgehensweise der zuständigen Landesabteilung, der mangelnde Transparenz vorgeworfen wird. Werde bei der Ausbringung von Gülle übertrieben, müsse eingeschritten werden, betont Gasser. Bereits der geltende Natura 2000-Beschluss von 2016 sehe dafür ein Monitoring sowie Düngepläne vor. 

     

    „Das zuständige Landesamt hätte also die Instrumente an der Hand, um das Verschlechterungsverbot in den Natura-2000-Gebieten zu gewährleisten.“

     

    „Das zuständige Landesamt hätte also die Instrumente an der Hand, um das Verschlechterungsverbot in den Natura-2000-Gebieten zu gewährleisten. Diesen Beschluss tragen wir ausdrücklich mit“, so der SBB-Obmann, der vor dem Hintergrund der Diskussion rund um die Gülle-Ausbringung auf das Prinzip der flächengebundenen Milchwirtschaft verweist, das im Jahr 2018 eingeführt worden war und mit welchem der Viehbesatz an die Fläche gekoppelt wird. „Mit Unverständnis reagiert der Südtiroler Bauernbund deshalb auf die pauschale Kritik am Viehbesatz. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: In den vergangenen 20 Jahren ging der Rinderbestand in Südtirol um 18 Prozent zurück, während die Zahl der milchproduzierenden Betriebe um mehr als ein Drittel sank. Zudem reduzierte sich die produzierte Milchmenge laut Daten der Landwirtschaftszählung und des Sennereiverbandes Südtirol in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent“, heißt es in der Presseaussendung des Bauernbundes. „Das größte Problem ist der Rückgang der Milchviehbetriebe“, warnt Gasser abschließend. „Damit einher geht die Aufgabe wertvoller Flächen, insbesondere in schwierig bewirtschaftbaren, aber ökologisch umso wertvolleren Gebieten. Werden Wiesen nicht mehr gemäht, wachsen sie zu und die Artenvielfalt nimmt dramatisch ab.“

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Karl Gudauner Mi., 19.03.2025 - 13:01

Vor 30 Jahren blühten bereits auf den ersten Wiesen hinter Kompatsch Brunellen und Arnika. Heute sind sie erst in der Gegend unter dem Goldknopf zu finden.

Mi., 19.03.2025 - 13:01 Permalink
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Herta Abram Mi., 19.03.2025 - 15:55

Tatsache ist, dass der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der AVS wie auch die Vereinigung der Südtiroler Biologen, ihre Kritiken in Fakten formuliert haben und sich nicht aus den Fingern gesaugt haben, werter Herr Gasser.
Tatsache ist auch , dass man beim BB, statt konstruktiver Auseinandersetzungbereitschaft, zu wichtigen - die Zukunft betreffenden- Themen, mit dem immer gleichen reflexartigender destruktiven, "wirsindOpferBeisreflex" reagiert. Basta!
Ich denk jede/r SüdtirolerIn wünscht sich eine gelingende Zukunft für die Bergbauern und nicht Schikane von aussen - so wie es von Ihnen Herr Gasser hingedreht wird.
Wie - "oben bleiben"- auch gehen könnte damit beschäftigt man sich auch hier:
https://www.natura.museum/de/magazine/vortragsreihe-oben-bleiben-landwi…
"Wie reagieren die Bäuerinnen und Bauern auf diese enormen Herausforderungen, die sich in der Erschöpfung des Bodens, im Klimawandel und zunehmender Bürokratisierung zeigen? Wie gehen sie mit Abhängigkeiten – Pestizide, Kraftfutter, Dünger – um? Was tun sie gegen die teils gewaltsame, teils schleichende Veräußerung ihrer Rechte – Gentechnik, Patente, – bis hin zur Zerstörung ihrer Lebensgrundlage? Wie bringen sie Landwirtschaft und Natur zusammen? Welche Möglichkeiten der Gegenwehr haben sie und welche Strategien des Widerstandes entwickeln sie? Sind sie damit erfolgreich? Haben sie eine Chance gegen die globalen Marktentwicklungen, die vermeintliche Rationalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft und können sie ihr Land, ihre Lebensgrundlage verteidigen?"

Mi., 19.03.2025 - 15:55 Permalink
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Klemens Riegler Mi., 19.03.2025 - 20:23

... Herr Gasser hätte also theoretisch die Möglichkeit seinen Stall sauber zu halten !?!
Der BB könnte also Einfluss auf seine Mitglieder nehmen und diese dazu bewegen mit der Gülle in Schutzgebieten etwas zurück zu stecken. Also die Gesetze zu respektieren. Denn es wissen auch die Landwirte dass die Biodiversität oder Artenvielfalt in diesen Schutzgebieten eine andere ist als "früher".
Und ohne auf die GVE Einfluss zu nehmen, müsste eben geschaut werden wie man dieses doch wertvolle Gut (Gülle) anderweitig verwerten könnte. Da ist längst bekannte Kreativität gefragt, die zudem durchaus Geld bringen könnte.
p.s. natürlich wird mit weniger Gülle auch der Heuertrag etwas geringer sein, und somit noch mehr Heu-Zukauf nötig sein. Das sollte aber eigentlich nicht das übergroße Problem sein, weil es in der Gesamtrechnung (Bilanz) wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Mi., 19.03.2025 - 20:23 Permalink