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Spiritus Rector

Im September muss die Uni Bozen einen neuen Rektor wählen. Einiges spricht dafür, dass zum ersten Mal ein Italiener der Südtiroler Universität vorstehen könnte.

Man hält sich bedeckt. „Jeder Name, der jetzt fällt, wird mit Sicherheit verbrannt“, sagt einer, der an der Universität zu Hause ist. Doch hinter den Kulissen wird im Stillen seit Monaten gearbeitet. Man fühlt vor, testet. Es werden Allianzen geschmiedet und man paktelt, wie es im Südtiroler Deutsch so schön heißt.
Immerhin geht es um den höchsten akademischen Posten, den Südtirol zu vergeben hat: das Amt des Rektors an der Freien Universität Bozen.
Derzeit ist nur eines fix: Am 30. September 2016 läuft die Amtszeit des amtierenden Rektors Walter Lorenz aus. Der deutsche Bildungswissenschaftler wurde 2008 zum Rektor ernannt, 2012 für weitere vier Jahre bestätigt. Weil nach acht Jahren eine Mandatsbeschränkung greift, muss Lorenz jetzt gehen. Bis September muss deshalb ein Nachfolger gefunden werden.
Wer das sein wird? Dieses Rennen ist noch offen.

Die Ernennung

Im Statut der Uni Bozen ist festgelegt, wie die Ernennung erfolgt:

„Zum Rektor/zur Rektorin wird nach Anhörung des Senates vom Universitätsrat ein Universitätsprofessor/eine Universitätsprofessorin von international anerkanntem wissenschaftlichen Rang ernannt. Er/Sie bleibt vier akademische Jahre im Amt und kann nur einmal bestätigt werden.“

Der akademische Senat gibt eine Art Gutachten ab. Er kann selbst jemanden vorschlagen oder die Kandidaturen begutachten, die vorliegen, und dann eine Empfehlung aussprechen. Die offizielle Entscheidung fällt dann der Universitätsrat. Es gilt aber als sicher, dass sich der Unirat an die Empfehlung des Senates halten wird.

Rektor Walter Lorenz: Seine Amtszeit endet am 30. September

Theoretisch bestehen zwei Möglichkeiten. Eine Berufung von außen oder eine interne Besetzung. Bei einer Berufung von außen müsste eine internationale Ausschreibung erfolgen. Weil diese bisher aber noch nicht in die Wege geleitet wurde, dürfte die Zeit dafür zu knapp werden.
Demnach setzt man auf eine interne Berufung. In Frage kommen dabei theoretisch rund 40 Professoren der ersten Ebene, die in den verschiedenen Fakultäten tätig sind. Weil viele der Hochschullehrer aber der Lehre und Forschung den Vorzug geben und das Rektorenamt zwar prestigeträchtig, aber vor allem mit Verwaltungsarbeit verbunden ist, bleiben am Ende nur eine Handvoll Kandidatinnen und Kandidaten übrig.

Ein rettore?

In welche Richtung die Wahl dabei gehen könnte, zeigt die Vergangenheit. Die Freie Universität Bozen hatte bisher vier Rektoren. Gründungsrektor von 1998 bis 2002 war der deutsche Wirtschaftsprofessor Alfred Steinherr. Ihm folgte als Interimsrektor 2003/2004 der gebürtige Österreicher und Sprachwissenschaftler Johann Drumbl.
Von 2004 bis 2008 stand die Schweizer Sprachwissenschaftlerin Rita Franceschini der Uni Bozen als Rektorin vor. Auf sie folgte dann der deutsche Sozialwissenschaftler Walter Lorenz.
Diese Abfolge weist in eine klare Richtung: Alle bisherigen Rektoren kamen aus dem deutschsprachigen Ausland.
Weil die Freie Universität Bozen aber Wert auf Mehrsprachigkeit legt und sich auch mit der akademischen Brückenfunktion zwischen deutschsprachigem und italienischsprachigem Raum brüstet, wäre es durchaus an der Zeit, den ersten italienischen Rektor zu ernennen.
Eine solche Wahl wäre auch ein politisches Signal für die italienische Sprachgruppe in Südtirol weit über die akademische Welt hinaus.

Eine solche Wahl wäre auch ein politisches Signal für die italienische Sprachgruppe in Südtirol weit über die akademische Welt hinaus.

Die Rotation

Die Entscheidung dürfte aber auch noch durch einen anderen Faktor beeinflusst werden. Drei der vier Rektoren kamen bisher aus der bildungswissenschaftlichen Fakultät in Brixen. Nur Gründungsrektor Alfred Steinherr war und ist an der Wirtschaftsfakultät in Bozen tätig.
Weil die Universitätsführung sehr viel Wert darauf legt, alle Fakultäten gleichberechtigt in die Univerwaltung einzubinden, spricht vieles dafür, dass Brixen bei der Rektorenwahl diesmal nicht mehr zum Zug kommen wird.
Dafür könnten jene Fakultäten berücksichtigt werden, die bisher noch keinen Rektor gestellt haben. Das sind die Fakultäten Informatik, Design und Künste oder Naturwissenschaften und Technik.
In den nächsten Wochen wird man mehr wissen. Denn bis Ende Juni wird klar sein, wer als neuer Rektor oder Rektorin in Frage kommt.