Politik | Kandidaten

Deutschland sucht die Kanzlerin

Um die Nachfolge von Angela Merkel ist in den eigenen Reihen ein offener Machtkampf entbrannt. Die Grünen schicken derweil eine Frau als Kanzlerkandidatin ins Rennen.
Angela Merkel 2020
Foto: Bundesregierung/Bergmann

Es sind schicksalhafte Tage für Deutschland. Vermutlich am 26. September 2021 findet die nächste Bundestagswahl statt. 16 Jahre lang hat Angela Merkel die Bundesrepublik Deutschland regiert. Heuer tritt sie nicht mehr an. Ihre Nachfolge entscheiden die Wähler zwar erst im Herbst. Doch das Rennen darum ist längst eröffnet – mit einem offenen Machtkampf, der Merkels eigene Partei vor eine Zerreißprobe stellt. Mit Armin Laschet und Markus Söder wollen zwei Ministerpräsidenten (von Nordrhein-Westfalen und Bayern) und die Chefs beider Schwesterparteien CDU und CSU Merkel beerben. Laschet galt mit seiner Wahl zum neuen Parteivorsitzenden im Jänner als gesetzt für die Kanzlerkandidatur. Der Bayer Söder dementierte lange, den Sprung nach Berlin wagen zu wollen. Jetzt halten ihn auch immer mehr CDU-Funktionäre für den geeigneteren Kanzlerkandidaten. Am Sonntag sollte die Frage gelöst sein. Doch auch eine nächtliche Aussprache zwischen Laschet und Söder blieb ergebnislos.

 

Während in der eigenen Partei ein Hahnenkampf abspielt, ist die Suche beim Merkels Koalitionspartner SPD längst und unspektakulär beendet. Bereits im August 2020 nominierte der SPD-Vorstand den derzeitigen Finanzminister und ehemaligen Ersten Bürgermeister von Hamburg Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten.

 

Und noch eine politische Kraft, die sich anschickt, zur nächsten Volkspartei zu werden, ist fündig geworden. Die Grünen wollen Annalena Baerbock ins Rennen um das Kanzleramt schicken. Die 40-Jährige ist seit 2018 Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, gemeinsam mit Robert Habeck. Mit dem “durfte” sich Baerbock auch die Kanzlerkandidatur ausmachen. Die Entscheidung fiel am gestrigen Sonntag und wurde am Montag Vormittag bekannt gegeben. Baerbock ist bislang die einzige weibliche Kanzlerkandidatin. In der gemeinsamen Entscheidung mit Habeck habe die “Frage der Emanzipation auch eine entscheidende Rolle gespielt”, meinte sie. “Jeden Tag setzen sich überall in diesem Land Lehrerinnen und Pfleger, Forscherinnen, Landwirte und Ehrenamtliche für diese Gesellschaft ein und wachsen über sich hinaus. Es ist Zeit, dass Politik genauso über sich hinaus wächst.” Die Grünen rechnen sich heuer Chancen auf das Kanzleramt aus.

 

In den letzten Umfragen zur Bundestagswahl lagen sie stets bei 21 bis 23% und damit deutlich vor der SPD auf dem zweiten Platz hinter der CDU.

Zur Erinnerung: Bei der letzten Bundestagswahl am 24. September 2017 kamen CDU/CSU auf 32,9%, die SPD auf 20,5% und die Grünen auf 8,9%. Die AfD erhielt 12,6%, die FDP 10,7% und DIE LINKE 9,2%.