Kultur | Salto Afternoon

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Mit zwei "hauseigenen" Publikationen zählt das Waaghaus nun endlich zu den am besten erforschten Gebäuden der Landeshauptstadt. Viel zu lange stand es zentral im Abseits.
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Foto: Salto.bz

Das Waaghaus in Bozen punktet in der heurigen Adventszeit mit einer Tandem-Publikation. Bei den vor kurzem vorgestellten Büchern haben sich die Verantwortlichen an die Vorgabe eines Ausstellungskatalogs gehalten, handelt es sich doch um ein schmuckes und historisch nicht uninteressantes Bauwerk in Bozens Häuserlandschaft, das gut und gerne auch ein Museum oder ein Haus mit passenden Ausstellungsräumen sein könnte. Als Schmelztigel der Kultur wird es genutzt. Mal mehr, mal weniger.
 


Das wuchtig-schmale Laubenhaus wurde über viele Jahrzehnte von Land und Stadt stiefmütterlich behandelt. Wohnungen? Literaturhaus? Haus der Fotografie? Es kursierten viele Gerüchte um eine Neunutzung. Am Ende entschieden sich die Beseitzer für eine Art Kulturorganisations-Konglomerat und so ist das Waaghaus heute vor allem Zentrum für altehrwürdige Festivals, die sich u.a. um Jazz, den Busoni-Preis oder das Bolzano Filmfestival kümmern. Zudem findet sich im Gebäude auch eine Prise Euregio-Bürokratismus, sowie mit Weigh Station eine Plattform, durch die neuer (kreativer) Wind durch die alten Mauern braust. Doch so richtiges „Leben“ ist im frisch herausgeputzten Haus noch nicht zu spüren. Gut Ding braucht Weile.
 


Im Kern stammt das Waaghaus aus dem 13. Jahrhundert. Es zählt somit zu den ältesten Gebäuden des Bozner Stadtzentrums. 2009 von der Stiftung Südtiroler Sparkasse erworben wurde es nach den Plänen von Architekt Wolfgang Piller saniert. 
 

Erstbegehung: Salto Rundgang durch das neue Haus nach der Eröffnung im Februar 2020 / Quelle: Salto.bz


Die sprachlich getrennten Publikationen wurden von der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion der Freien Universität Bozen unter der Leitung von Waltraud Kofler Engl entwickelt. Neben Kofler Engl haben auch Armin Torggler, Sonja Unterthiner, Martin Mittermair, Hanns-Paul Ties und Wolfgang Piller lesenswerte Texte, Dokumente und Fotobestände in das Buch einfließen lassen, um die Geschichte und Funktion, die Baugeschichte, Ausstattung, Restaurierung und die neue Nutzung des Waaghauses auf eine wissenschaftliche und zugleich verständliche Art und Weise zu vermitteln. Das Buch ist im Folio Verlag erschienen und in deutscher oder italienischer Sprache erhältlich.