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„Jim!“

In Bozen läuft nun endlich der in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete Film von Jim Jarmusch. Ein etwas anderer Filmhinweis.
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Foto: SALTO/HM
  • „Ich hatte das große Glück, gemeinsam mit meiner Mutter für den Abend der Preisverleihung in Venedig eine Einladung zu bekommen“, erinnert sich Martina Valentina Baumgartner an ihren besonderen Moment im Zusammenhang mit der Filmgröße Jim Jarmusch

    Die Frau und die Tochter des 2014 verstorbenen Kinoproduzenten Karl Baumgartner waren Anfang September zum Festival angereist, um gemeinsam mit der Regisseurin Ildikó Enyedi sowie dem Produzenten und ehemaligen Pandora-Kompagnon Baumgartners, Reinhard Brundig, die Premiere des Films Silent Friend zu feiern.

    Sandra und Martina Valentina Baumgartner saßen also im Publikum und waren „gespannt wie alle anderen, wer den Goldenen Löwen in diesem Jahr erhalten würde“. Als schließlich bekannt wurde, dass der wichtige Preis an den Film Father Mother Sister Brother ging, schauten sie sich „überrascht an und riefen beide unisono voller Freude: Jim!“ 
     

    Die Freundschaft meines Vaters mit Jim Jarmusch war geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Respekt und einer großen gemeinsamen Leidenschaft für das unabhängige Kino

  • Karl Baumgartner und Jim Jarmusch: Herzliche Umarmung bei der Feier zum 30. Geburtstag von Pandora 2012. Foto: Claudia Ast und Ralf Jürgens

    Kennengelernt haben sich der Brunecker Karl Baumgartner und Jim Jarmusch in den frühen 80er Jahren. Aus der professionellen Zusammenarbeit mit der Pandora Film - unter anderem mit Stranger Than Paradise bis hin zum Kultfilm Only Lovers Left Alive aus dem Jahr 2013, in dem Baumgartners Pandora als Koproduktion fungierte und den Verleih übernahm - entwickelte sich zwischen den beiden zunehmend auch eine persönliche Freundschaft. Das romantische Filmdrama Only Lovers Left Alive über Vampire mit Tom Hiddleston und Tilda Swinton war für die Goldenen Palme in Cannes nominiert; dort hatte Jarmusch bereits mehrfach Preise gewonnen.

    „Uns interessieren Regisseure, Künstler, die Film auch als Kunst begreifen – als Instrument, um nicht nur eine Geschichte zu erzählen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird“, kommentierte Karl Baumgartner einmal das zentrale Element seiner Arbeit als Produzent, als er vor Jahren als Juror beim Filmfestival in Bozen tätig war. Baumgartner trat für Filme in die Bresche, „die dem Zuschauer mehr mitgeben als reine Unterhaltung“. Baumgartner unterstütze Jarmusch – zunächst als Verleiher – mit seinen Kontakten, die wiederum das Startkapital für Stranger Than Paradise zusammenbrachten und so die große Karriere ins Rollen brachten.

  • Father Mother Sister Brother ist eine Tragikomödie mit Cate Blanchett, Adam Driver, Sarah Greene, Mayim Bialik, Charlotte Rampling, Vicky Krieps, Indya Moore und Tom Waits in den Hauptrollen. Der Film feierte Ende August 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere, wo er mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.
    (c) Filmclub

  • Baumi

    Karl Baumgartner erblickte am 3. Januar 1949 in Bruneck die Welt. Aufgewachsen in einem mehrsprachigen, gastronomischen und künstlerischen Umfeld, zog  Baumi, wie er von vielen gerufen wurde, zunächst nach Rom. Er bewegte sich dort in der Filmszene und engagierte sich politisch bei der Gruppierung Lotta Continua, die ihn dann auch nach Frankfurt führte. Hier dann wieder ganz im Dienst des Kinos mit seinem geliebten Kino Harmonie, gründete er später einen Verleih und dann auch eine Produktionsfirma.

    „Jim ist ein wunderbarer Regisseur und ein großer Meister des Erzählens“, ist Martina Valentina Baumgartner überzeugt und zitiert Jim Jarmusch, der über ihren Vater in der Zeitschrift Blickpunkt:Film sagte: „Es war beglückend und aufregend, dass sich unsere Wege kreuzten. Das hat mir viel Energie gegeben. Daran war Baumi maßgeblich beteiligt.“

    Die Tochter Baumis habe beide – Karl und Jim – immer als Freunde wahrgenommen, die sich mochten und schätzten und „auf eine besondere Art eine ähnliche Sprache sprachen“, erzählt sie. Kennengelernt hatten sie sich beim Festival in Mannheim im Rahmen der Premiere von Jarmuschs Debütfilm Permanent Vacation, der in den 1980ern dort bei der Mannheimer Filmwoche gezeigt wurde. Der Kontakt blieb nicht nur bestehen, sondern wurde ausgebaut.

    „Die Freundschaft meines Vaters mit Jim Jarmusch war geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Respekt und einer großen gemeinsamen Leidenschaft für das unabhängige Kino“, sagt Martina Valentina Baumgartner, die derzeit an einem Dokumentarfilm über ihren Vater arbeitet – über „seine Begegnungen, sein Wirken in Film, Politik, Fußball und mehr“. Und welchen Jarmusch-Film mag sie besonders? „Ich mag wirklich sehr viele seiner Filme sehr gern – aber ein kleines bisschen mehr noch Down by Law.“

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