Kultur | Salto Return

#230117

In Salto Return geht es um einen österreichischen Politiker, der weder Kern, noch Kurz... sondern Kreisky heißt. Um ein Buch zu ihm und einen Fund aus dem Archiv.
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Foto: edition raetia

Zum 25. Todestag veranstalteten das Südtiroler Landesarchiv und das Wiener Kreisky-Archiv ein Kolloquium zur Gallionsfigur Bruno Kreisky. Am Freitag, 27. Jänner, wird das Buch dazu vorgestellt: Bruno Kreisky und die Südtirolfrage/ Bruno Kreisky e la questione dell’Alto Adige. Es ist der vierte Band der Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs.

Es war ein Kampf auf ‚Leben und Tod‘ im politischen Sinn, den ich über Jahre hin bei der UNO ausgefochten habe, und wenn es danebengegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich zusammenpacken und mich für immer aus der Politik verabschieden können
(Bruno Kreisky)

Im resümierenden Rückblick war Bruno Kreisky Südtirol also wichtig. Er war stolz auf das Ergebnis seiner politischen Schachzüge, seiner Bemühungen zur Konfliktbeilegung, seiner Versuche, die richtigen Koalitionen für tragfähige Lösungen zu schmieden. So steht es im Vorwort.
Ein einleitender Text von Hans Heiss leuchtet die vielschichtige Beziehung zwischen Südtirol und Bruno Kreisky bis zur Gegenwart aus. Die weiteren Beiträge von Rolf Steininger, Federico Scarano, Carlo Romeo, Günther Pallaver und Christoph Franceschini thematisieren verschiedene Teilbereiche von der österreichischen und der italienischen Südtirolpolitik über die Südtiroler Sozialdemokratie bis zur den Südtiroler Sprengstoffanschlägen und ihren Urhebern.

Obwohl im Kreisky-Nachlass bestimmte Unterlagen nur fragmentarisch überliefert sind, lässt sich doch mit Sicherheit sagen, dass Bruno Kreisky über die Aktivitäten des BAS und über die illegalen Aktionen, aber auch über das Innenleben der SVP und die politischen Intrigen der ÖVP gegen ihn als sozialistischen Außenminister weit besser und detaillierter informiert war, als man bisher annahm. Er hielt sein Wissen aber diskret zurück. So war Kreisky zum Beispiel über den BAS und die drei Südtiroler, die im November 1961 in seinem Wohnzimmer in Wien Grinzing saßen, gut im Bilde. Der Außenminister ließ sich aber während dieses Gesprächs und auch später nie in die Karten blicken. Er konnte sehr gut abschätzen, welche politische Sprengkraft die Informationen haben, die jahrelang in seinem Panzerschrank lagen.

Ein kaum bekanntes Filmdokument gibt Aufschluss, zu welchem Südtiroler Kreisky einen heißen Draht hatte. In einem Nachruf auf seinen Freund Claus Gatterer sagt er: „Ich habe den Gatterer seit langer Zeit gut gekannt. Das erste Mal sind wir einander begegnet, als wir die Südtirolfrage aktualisiert und vor die Vereinigten Nationen gebracht haben. Er war damals ein kenntnisreicher Journalist, vor allem was die Verhältnisse in Südtirol betroffen hat. Später war er dann politischer Redakteur in der leider verschwundenen Zeitung Express, wo er für den seriösen Teil der Zeitung lange Zeit verantwortlich war. Später war er dann auf vielen Gebieten tätig, was er für den Rundfunk bedeutet hat, werden andere sagen, ich kann nur sagen: Mit ihm hat Österreich einen der bedeutendsten Journalisten der zweiten Republik verloren, und es werden viele sein, die um ihn trauern."