Politik | Schützen

Kompatschers Appell

Finger weg vom Nationalismus, rät Arno Kompatscher den Schützen – und spricht mit ihnen auf Italienisch.

Das Verhältnis zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und den Schützen kann wohl getrost als belastet gesehen werden. Das war zuletzt auf der Andreas-Hofer-Gedenkfeier im Februar deutlich geworden, als Landeskommandant Elmar Thaler verlauten ließ, dass Kompatscher in der Frage der doppelten Staatsbürgerschaft "kein Herz, keinen Verstand, aber dafür Peinlichkeit im höchsten Ausmaß" an den Tag gelegt habe. Umso gespannter wurde am Wochenende seine Rede vor 2000 Schützen am Waltherplatz verfolgt, wo Schützen aus Tirol, dem Trentino und Südtirol bei ihrer Bundesversammlung mit der Segnung von 70 Stahlkreuzen dem Einsatz der Standschützen im ersten Weltkrieg gedachten.

Ein weiterer Eklat blieb zwar aus, doch für die große Versöhnung sorgte der Landeshauptmann mit seinen Aussagen sicher nicht. Symbolisch bereits Kompatschers Entscheidung, seine Ansprache in ganzer Länge auf Italienisch zu wiederholen. „Per la prima volta il governatore ha parlato ai cappelli piumati anche in italiano“, begeisterte sich die Tageszeitung Alto Adige. Wie auch im Corrierre dell’Alto Adige wurde dort vor allem die Warnung des Landeshauptmanns vor Nationalismen in den Vordergrund gerückt. „Der Nationalismus führt in den Abgrund, deshalb müssen wir darauf achten, den Frieden zu verteidigen“, wurde er in den italienischen Medien zitiert. Groß gebracht dort auch seine Aufforderung, nicht der nur Standschützen, sondern auch aller anderen Opfer des Ersten Weltkriegs zu gedenken – ob Soldaten, Frauen, Kinder oder anderer Zivilisten. 

Nur ganz am Rande finden sich solche Aussagen dagegen in der Tageszeitung Dolomiten.  „Wie schaumgebremste Löwen vermieden Schützenkommandant Elmar Thaler und Landeshauptmann Arno Kompatscher die direkte Konfrontation“,  schreibt die Beobachterin des Events Barbara Varesco. Sie geht in ihrem Bericht vor allem auf die Aussagen des Landehauptmanns zum volkstumspolitischen Konflikt mit den Schützen ein. Diese sollten nicht vom „Generalverdacht ausgehen, dass der Landeshauptmann volkstumspolitisch ständig die Hosen herunterlässt“, wird Kompatscher beispielsweise zitiert. Bei den Zielen sei man gar nicht so weit voneinander entfernt – denn auch ihm wäre lieber „dass alle Wege nach Wien statt nach Rom führten.“  Doch auch wenn sich die Wege der Schützen von seinen unterscheiden würden – „das Streiten lohnt sich“, so Arno Kompatscher.