Gesellschaft | RAI-Südtirol

Die Programmänderung

RAI-Südtirol überträgt jetzt doch die Ostermesse aus dem Bozner Dom. RAI-Koordinator Markus Perwanger: „Es war ein Missverständnis und ein Fehler“.
Perwanger, Markus
Foto: Privat
Jeder Mensch macht Fehler. Die Frage ist, ob man die Größe hat, das einzugestehen.
Markus Perwanger hat diese Größe gezeigt. „Es war ein Missverständnis in der Programmgestaltung“, sagt der Koordinator von RAI Südtirol gegenüber der regionalen ANSA-Redaktion.
Markus Perwanger hat „das Missverständnis“ jetzt korrigiert. Am Ostersonntag wird damit wie seit Jahren die Ostermesse des Südtiroler Bischof Ivo Muser aus dem Bozner Dom um 10 Uhr live im Radioprogramm übertragen.
Es ist das glückliche Ende einer absurden Geschichte, die salto.bz exklusiv aufgedeckt hat. Am vergangenen Mittwoch zeichnete salto.bz eine absurde Affäre nach.
Seit vielen Jahren überträgt „RAI Südtirol“ am Ostersonntag um 10 Uhr die Ostermesse des Bischofs aus dem Bozner Dom live im Radio. Umrahmt vom Bozner Domchor ist es der oberste Südtiroler Hirte, der am Tag der Auferstehung die Predigt an die Kirchengemeinde hält.
Doch heuer wollte man mit dieser Tradition plötzlich brechen. Die Ostermesse sollte diesmal aus Nordtirol kommen. RAI Südtirol wollte die Heilige Messe aus der Pfarre Fulpmes übernehmen, die vom ORF Tirol übertragen wird.
Brisant ist aber der Hintergrund dieser Entscheidung. Der Festgottesdienst im Bozner Dom ist offiziell die gemeinsame Ostermesse der deutschen und italienischen Pfarrgemeinde und so wie inzwischen in vielen Südtiroler Pfarrgemeinden üblich, gestaltet Bischof Ivo Muser den Gottdienst zweisprachig.
Das war dann auch der Grund für die Absage der Live-Übertragung. Markus Perwanger wünscht keine „doppelsprachigen Gottesdienste“ auf RAI Südtirol mehr.
 

Perwangers Dementi

 
Der RAI-Koordinator dementierte diese Lesart vergangenen Mittwoch gegenüber salto.bz energisch: „Das ist eine haltlose Unterstellung und vollkommener Käse“. Die Messe aus Fulpmes sei nur ein Teil einer Kooperation mit dem ORF, zudem hätte er von dieser ganzen Geschichte erst wenige Tage zuvor erfahren. Für die Koordination der kirchlichen Sendungen sei Pater Urban Stillhard zuständig.
Doch Markus Perwangers Versuch die Verantwortung auf Urban Stillhard abzuschieben ging nicht auf. Denn salto.bz liegt eine schriftliche Dokumentation vor, in der bereits vor Wochen die Rollen klar geklärt werden: Demnach war es Markus Perwanger, der sich gegen die Übertragung einer zweisprachigen Messe ausgesprochen hat.
Markus Perwanger bestätigte dann auch , dass es mit Urban Stillhard vor längerer Zeit eine Aussprache dazu gegeben habe. „Dabei habe ich die Frage gestellt, ob es sinnvoll für einen deutschsprachigen Radiosender sei, eine Messe zu übertragen, die zur Hälfte auf Italienisch gefeiert wird“, so der RAI-Koordinator.
 

Die Reaktionen


Die Salto-Geschichte schlug – weniger in Südtirol als in Italien - größere Wellen. Während der Freiheitliche Generalsekretär Otto Mahlknecht per Presseaussendung Solidarität mit Markus Perwanger einforderte („Die Verpflichtung von Rai-Südtirol, den Zuhörern und Zusehern ein Programm in deutscher Sprache anzubieten, ist zu verteidigen und darf nicht verwässert werden“), wurde die Affäre über die lokale ANSA vom „Corriere della Sera“ und vom „Il giornale“ übernommen.
 
 
Wer den RAI-Kosmos kennt, weiß, dass es für Führungskräfte der staatlichen Rundfunkanstalt einem SuperGAU gleichkommt, wenn die römische Führungsetage über Medien von Polemiken im eigenen Haus erfährt. Eine Nachfrage aus Rom ist damit (fast) sicher.
Auch das dürfte Markus Perwanger dazu bewogen haben seine Entscheidung nochmals zu überdenken. Es kam zu einer mündlichen Aussprache mit der Diözese. Der RAI-Koordinator soll dabei recht unverblümt den kirchlichen Verantwortlichen vorgeworfen haben, sie hätte salto.bz Informationen zukommen lassen, um die Geschichte bewusst zu lancieren.
Die Kurie wies diese Anschuldigungen energisch zurück. Zudem erklärte man, dass man bereits die Live-Übertragung in den beiden Kirchensendern „Radio Grüne Welle“ und „Radio sacra famiglia“ vorbereitet haben.
Am Ende aber lenkte Markus Perwanger ein. Er entschied das Radioprogramm im allerletzten Moment noch umzustellen. So wird am Ostersonntag doch noch der Übertragungswagen der RAI vor dem Bozner Dom stehen und den mehrsprachigen Ostergottesdienst von Bischof Ivo Muser in Südtirols Haushalte übertragen.
„Das ganze war ein Fehler aber hatte keinerlei politischen Hintergrund“, sagt Markus Perwanger.
Der Osterfriede im Äther dürfte damit wieder hergestellt sein.