Wirtschaft | Almwirtschaft
Wolf und Käse
Foto: Handelskammer Bozen
Am Sitz der Handelskammer Bozen wurde heute (20. April) die aktuelle WIFO-Studie zur Zukunft der Almwirtschaft vorgestellt. Bei der Präsentation anwesend waren neben Handelskammerpräsident Michl Ebner auch Arnold Schuler, Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, WIFO-Direktor Georg Lun, Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Ulrich Höllrigl, Vize-Direktor des Bauernbundes, Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen, und Alberich Hofer, Bergbauernvertreter im Landesbauernrat. Die Studie, die auf Anregung des Südtiroler Bauernbundes und in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Landesverwaltung realisiert wurde, kann auf der Webseite www.wifo.bz.it/studien nachgelesen oder heruntergeladen werden.
Wie es im einleitenden Teil des Berichts heißt, bestand ein Hauptziel der Erhebung darin, das aktuelle Stimmungsbild bei den Südtiroler Almbewirtschaftern einzufangen. Dafür wurden 420 Personen befragt – was rund einem Drittel der im Jahr 2021 in diesem Sektor Tätigen entspricht. Befragt wurden die Almbetreiber danach, was sie als größte Schwierigkeiten und Herausforderungen empfinden, welche Chancen sich ihrer Meinung nach für die Almwirtschaft eröffnen und wie zuversichtlich sie in die Zukunft blicken. Angesichts der aktuellen Debatte rund um das Thema Großraubwild überrascht es nicht, dass die Almbewirtschafter darin eine der größten Herausforderungen sehen. Wie Handelskammerpräsident Michl Ebner betonte, gehöre der Wolf aktuell zu den größten Bedrohungen für das Almvieh. „Da er nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden, um eine Bestandsregulierung zu ermöglichen und wolfsfreie Zonen zu schaffen“, so Ebner.
Die traditionelle Almwirtschaft ist mit der Ausbreitung des Großraubwildes unvereinbar.
Ähnlich wird die Situation von Leo Tiefenthaler, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, eingeschätzt, der erklärt: „Die traditionelle Almwirtschaft ist mit der Ausbreitung des Großraubwildes unvereinbar: Ohne eine rasche Regulierung dieser Tierarten werden Nutztiere nicht mehr aufgetrieben und Almen aufgelassen – mit verheerenden Folgen für das Landschaftsbild, die Artenvielfalt und den Tourismus.“ Landesrat Arnold Schuler betonte dagegen: „Der Erhalt der Almwirtschaft gehört zu den obersten Zielen auf politischer Ebene und wird dementsprechend auch mit Zuschüssen unterstützt. Trotzdem bleibt die Almwirtschaft aber eine Herausforderung und dessen sind wir uns bewusst. In Bezug auf die Großraubwildproblematik hat die derzeitige Situation im Trentino gezeigt, wie schwierig es ist, eine Regulierung vorzunehmen. Es ist deshalb wichtig, dass auf allen Ebenen gemeinsam gearbeitet wird. Auch ich persönlich werde mich weiterhin dafür einsetzen, damit den Almbetrieben auch in Zukunft ihre wichtige Rolle erhalten bleibt.“
Südtiroler Almwirtschaft
Auf rund 15 Prozent der gesamten Südtiroler Landesfläche wird Almwirtschaft betrieben. Im Jahr 2021 waren in der LAFIS-Datenbank 1.718 Almen registriert, wovon 1.533 mit Vieh bestoßen wurden. Ein Drittel der aktiven Almbetriebe bewirtschaftet eine Almfläche von weniger als fünf Hektar. Jeder zehnte Almbetrieb hat hingegen eine Fläche von über 100 Hektar. Im Jahr 2021 wurden auf Südtirols Almen insgesamt 86.433 Rinder, Ziegen und Schafe aufgetrieben. Im Vergleich zum Jahr 1970 ist die Anzahl der gealpten Rinder leicht zurückgegangen, während immer mehr Kleinvieh wie Schafe und Ziegen gesömmert werden.
Regionale Besonderheiten
Die historisch gewachsenen Besitzverhältnisse haben in Südtirol zu einer unterschiedlichen Größenstruktur der Almbetriebe in den verschiedenen Landesteilen geführt. Die meisten Almbetriebe sind im Pustertal (452), in der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern (295) sowie im Eisacktal (275) tätig. Im Vinschgau werden dagegen nur 93 Betriebe gezählt, gemessen an der Fläche hält dieser Bezirk aber 27,5 Prozent der gesamten Nettoweidefläche Südtirols. Im Vinschgau werden die Almen vor allem von Interessentschaften/Agrargemeinschaften bzw. öffentlichen Körperschaften betrieben und sind daher mit 209,4 ha Nettoweidefläche je Betrieb deutlich größer als in den anderen Bezirken, wo die Almen überdurchschnittlich häufig von Landwirten/Unternehmen geführt und entsprechend kleiner strukturiert sind.
Wirtschaftlichkeit
2021 haben die Almbetriebe rund 33,1 Millionen Euro an Einnahmen erzielt. Die öffentlichen Förderungen machten dabei den Löwenanteil aus. Rund 15 Millionen Euro, sprich beinahe die Hälfte aller Einnahmen, entfällt auf die Betriebsprämie. Ein Viertel der Einnahmen stammt aus dem Viehauftrieb, ein Fünftel entfällt auf die gastronomische Tätigkeit wie Ausschank. Ein kleinerer Teil der Einnahmen wurde über den Verkauf von Almprodukten und sonstigen Quellen generiert.
Herausforderungen
Nach den Herausforderungen gefragt, gaben rund 80 Prozent der Befragten die Rückkehr des Großraubwildes an. Nicht weniger herausfordernd wird der Aufwand für die Weidepflege eingeschätzt. In diesem Zusammenhang steht auch ein weiteres Ergebnis der Befragung, wonach 57,1 Prozent der Almbetriebe angegeben haben, dass die Verbuschung bzw. Verwaldung ihrer Almflächen in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Als Gründe dafür wurden der Zeitmangel genannt, aufgrund dessen die Bewirtschafter Zwergsträucher oder Jungbäume nicht entfernen oder andere notwendige Arbeiten der Weidepflege nicht durchführen konnten. Zu den weiteren Herausforderungen zählen Konflikte mit Wanderern und Mountainbikern, der hohe Aufwand bei Sanierung der Almgebäude und/oder die unzureichende Wirtschaftlichkeit. Auch die Almwirtschaft ist vor dem allgemeinen Fachkräftemangel nicht gefeit, so haben nicht wenige Almbewirtschafter ein Problem damit, geeignete Hirten zu finden.
Wie es im Bericht heißt, ist in Bezug auf die Problematik Großraubwild eine differenzierte Betrachtung notwendig. Einerseits geben zwei Drittel der Almbetriebe das Großraubwild, allen voran den Wolf, als die größte Gefahr für ihr Almvieh an. Für Almbetriebe, die Kleinvieh auftrieben, ist diese Gefahr mit 92,3 Prozent sogar eindeutig die größte. Auf der anderen Seite schätzt über ein Drittel der Bewirtschafter andere Gefahren als wichtiger ein. Überraschend häufig genannt wird zum einen die Gefahr, die durch freilaufende Hunde ausgeht, gefolgt von der Unfallgefahr im unwegsamen Gelände bis hin zur Verletzung bzw. Tötung durch Wetterereignisse wie Blitzschläge. Insbesondere jene Betriebe, die auch Ausschank anbieten und/oder kleines Nutzvieh halten, beklagen sich häufiger über freilaufende Hunde.
Zukunftsaussichten
„Im Einklang mit der ambivalenten Bewertung der wirtschaftlichen Situation, überrascht es nicht, dass jeder vierte Almbetrieb die Zukunft recht düster sieht und der Meinung ist, dass seine Alm in den nächsten 10 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird“, ist in der Studie zu lesen. Private Landwirte/Unternehmen (28,9 %) sind dabei überdurchschnittlich häufig davon überzeugt, dass dieser Fall eintreffen wird. Auf der anderen Seite geht der Großteil der öffentlichen Körperschaften (85,2 %) sowie der Agrargemeinschaften (82,4 %) sehr wohl davon aus, dass sie ihre Alm in zehn Jahren noch bewirtschaften werden.
Eine entscheidende Rolle bei dieser pessimistische Einschätzung spielen hauptsächlich die Rückkehr des Großraubwildes sowie die fehlende zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Die Almbetriebe wurden aber auch danach gefragt, welche neuen Erwerbsquellen sie aus ihrer Sicht als sinnvoll einschätzen. In erster Linie wurde die Vermarktung der eigenen, hochwertigen Almprodukte genannt, aber auch neue Angebote, wie beispielsweise die touristische Nutzung der Almen im Winter oder spezielle Bildungsangebote für Gäste sind zumindest für einen Teil der Befragten eine interessante und sinnvolle Erweiterung ihrer Tätigkeit.
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https://www.sbb.it/de/sbb
https://www.sbb.it/de/sbb-news/detail/koexistenz-war-ein-irrglaube
Bei Wolf und Bär bestätigen auch Herr Tiefenthaler und Herr Ebner, dass Politiker und Medienmacher nie frei sind von Emotionen! - Emotionen können Menschen mobilisieren, werden aber auch manipulativ von Populisten missbraucht....
Wie wertvoll wäre es für Südtirol und darüber hinaus, wenn sich diese zwei einflussreichen Personen genauso ausdauernd und unverrückbar, FÜR das Erreichen der Klimaziele, einsetzen würden.