Das Antholzer Patt

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Normalerweise handelt es sich bei der Wahl des Gemeindeausschusses im Gemeinderat um eine reine Formalität. Doch ausgerechnet in einer Gemeinde, wo nur die Südtiroler Volkspartei (SVP) angetreten ist, musste der Wahlgang auf die nächste Sitzung verschoben werden.
Zwar wurde Amtsinhaber Thomas Schuster als Bürgermeister mit 949 Stimmen bestätigt, allerdings macht ihm die Fraktion Niedertal nun einen Strich durch die Rechnung. „Ich hatte gehofft, dass im Gemeinderat talübergreifend gedacht wird“, kommentiert Schuster. Er hatte für den Gemeindeausschuss die vier Meistgewählten vorgeschlagen. Das ist bei Aaron Brunner nicht gut angekommen.
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„Wir verstehen nicht, wieso im Gemeindeausschuss nicht mehr der Grundsatz gilt, möglichst alle Fraktionen der Gemeinde zu vertreten“, erklärt der 26-Jährige aus der Fraktion Niedertal. Gemeinsam mit zwei weiteren jungen Kandidaten startete Brunner bereits im Herbst letzten Jahres seinen Wahlkampf. Ziel ist es, nach zwei Legislaturperioden ohne Vertretung der eigenen Fraktion in den Gemeindeausschuss zu kommen – er erhielt auf Anhieb 309 Stimmen und kommt damit auf Platz fünf der Meistgewählten.
Schuster will allerdings nur vier Gemeindereferenten ernennen, vorgeschlagen hat er Silke Hecher (Mittertal) als Vizebürgermeisterin, Martin Steinkasserer (Obertal), Gebhard Baumgartner (Oberrasen) und Marlene Hölzl (Niederrasen). Damit würde auch eine hohe Frauenquote erfüllt werden. „Es sollte bei der Wahl der Ausschussmitglieder nicht um das Geschlecht, sondern vielmehr um Kompetenzen gehen“, erklärt Brunner.
Antholz und OlympiaThomas Schuster: Der Bürgermeister will zwei Frauen im Ausschuss behalten. Foto: Gemeinde Rasen-AntholzIn der Zwischenzeit ist die Gemeinde weiter mit Gerichtsverfahren konfrontiert, Grund dafür ist der Ausbau des Biathlonzentrums für die Olympischen Winterspiele 2026 für knapp 52 Millionen Euro. „Dass trotz dieser schwierigen Lage, junge Menschen für den Gemeinderat kandidieren, ist positiv“, sagt Schuster. Denn die Bietergemeinschaft Gasser/Ploner hat den Wettbewerb für das größte Baulos vor Gericht erfolgreich angefochten. Die Hälfte des Schadensersatzes von knapp 2,7 Millionen Euro wurde bereits ausbezahlt, vorgestreckt hat die Geldsumme eine Versicherung. Ob die Gemeinde für diese und weitere Zahlungen aufkommen muss, ist derzeit Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren.
„Dass das Biathlonzentrum für die Olympischen Winterspiele ausgebaut wird, ist schon vor langer Zeit beschlossen worden. Damit wird unter anderem die veraltete Anlage zur technischen Schneeerzeugung an internationale Standards angepasst und davon profitiert Rasen-Antholz als Standort für weitere Biathlonwettbewerbe“, erklärt Brunner. Gleichzeitig fordert der Jungpolitiker der SVP eine ganzjährige Nutzung für die Anlage.
„Damit die Bevölkerung vor Ort etwas von dem Biathlonzentrum hat, braucht es eine externe Organisation, die sich um die Anlage kümmert“, so Brunner. Der Vorschlag des Bürgermeisters Schuster, dort ein Gesundheitszentrum mit medizinischem Personal einzurichten, begrüßt er. „Außerdem haben wir viele Vereine im Tal, die das Zentrum für Trainings- oder Unterhaltungszwecke nutzen könnten.“ Die Landesregierung hat heute den Nachnutzungsplan für das Biathlon-Stadion genehmigt.
Neuwahl des AusschussesDer Gemeindeausschuss soll nun am nächsten Montag bei der Gemeinderatssitzung mehrheitlich genehmigt werden. „Ich hoffe, Thomas Schuster teilt uns seinen neuen Vorschlag zeitnahe mit, um Transparenz zu gewährleisten“, erklärt Brunner. Bis dahin sind Gespräche mit den betroffenen Fraktionen geplant.
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