Umwelt | Dolomiten

Wackeliges Weltnaturerbe?

Der Dachverband für Natur und Umweltschutz, Mountain Wilderness und Italia Nostra stellen in einem Dossier den Statuts der Dolomiten als Weltnaturerbe ernsthaft in Frage.
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Foto: Dachverband für Natur und Umweltschutz
Klauspeter Dissinger nimmt sich kein Blatt vor den Mund. „Wir werden in Paris um einen Termin ansuchen und dort die Dinge auf den Tisch legen“, sagt der Vorsitzendes des Südtiroler Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz. Möglicherweise mit gravierenden Folgen. „Wenn nichts passiert, werden wir auch für eine Aberkennung des Weltnaturerbes für die Dolomiten eintreten“, meint Dissinger.
Elf italienische Natur- und Umweltschutzverbände haben dem Weltnaturerbe Dolomiten zum zehnjährigen Geburtstag ein besonders Geschenk gemacht. Die treten als Mahner auf und läuten die Alarmglocken. Anfang der Woche haben die Vereine auf einer Pressekonferenz in Venedig ein Dossier vorgestellt, in dem auf die inakzeptablen Zustände und Entwicklungen im Dolomitengebiet hingewiesen wird.
Am Freitagvormittag wiederholten der Dachverband, Mountain Wilderness und die Bozner Sektion von Italia Nostra in Bozen die Pressekonferenz. In dem Dossier wird an neun konkreten Punkten die Kritik an der derzeitigen Umsetzung und Ausgestaltung des Weltnaturerbes Dolomiten aufgezeigt. Die zentrale Stoßrichtung dabei: Das Prädikat Weltnaturerbe wird ausschließlich zur touristischen Vermarktung und zur Steigerung der Übernachtungen genutzt, der Natur- und Umweltschutz bleibe dabei auf der Strecke.
„Auch die letzten Urteile des Bozner Verwaltungsgerichts in Sachen Aufstiegsanlagen“, sagt Hanspeter Dissinger auf der Pressekonferenz, „haben gezeigt, dass der wirtschaftliche Aspekt vollkommen überwiegt“.
 
 
Die Umweltverbände kritisieren dabei vor allem den politisch besetzen Verwaltungsrat des Weltnaturerbes Dolomiten. Auch die Verkehrsproblematik habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Von der angekündigten Schließung der Pässe sei man noch weit entfernt. Zudem verwiesen die Umweltschützer auf die Südtiroler Hotspots, wie etwa den Pragser Wildsee oder Villnöss. Hier fordern die Verbände eine klare Kontingentierung der Besucherströme und auch die Bezahlung eines Eintritts.
Das Resümee im 20-Seiten-Dossier fällt vernichtend aus:
 
Noi non rinneghiamo la nostra fedeltà di principio all’idea originaria, lanciata dalle associazioni nell’agosto del 1993, in cui si prospeava l’inserimento dell’intera area dolomica, dal Sarca al Tagliamento - città, villaggi, fondo valle compresi - come globale Monumento del mondo, sia naturale sia culturale. Anzi, siamo pronti a continuare a collaborare all’interno dell’attuale e monca realtà, purché ciò serva davvero a districare il Monumento WH dalle secche che oggi sempre più ne soffocano il significato e il valore. Non siamo disponibili ad operazioni di facciata dietro alle quali continua ad avanzare imperterrita la speculazione legata a una visione del turismo oggetivamente in contrasto con la missione di un monumento del mondo. 
Non siamo disponibili ad operazioni di facciata dietro alle quali continua ad avanzare imperterrita la speculazione legata a una visione del turismo oggettivamente in contrasto con la missione di un monumento del mondo.
Chiediamo un incontro ai massimi livelli con l’UNESCO per esporre le nostre denunce, difendere le nostre proposte, sollecitare un intervento serio e risolutore, volto a liberare la Fondazione dall’abbraccio troppo spesso mortificante delle convenienze politiche locali. L’UNESCO può e deve pretenderlo. Ove ciò non portasse i risultati sperati, non temiamo di proporre all’UNESCO la possibilità di ritirare alle Dolomiti la prestigiosa qualifica di Monumento del Mondo, Patrimonio naturale dell’Umanità. 
 
Die Aktion setzt Südtirols Politik aber auch jene der angrenzenden Provinzen mächtig unter Zugzwang. Es wird sich zeigen ob der Wink der Umweltschützer mit dem Zaunpfahl wirkt.
Oder ob die UNESCO wirklich ein Machwort aus Paris schicken wird.
 

Das Dossier