Gesellschaft | Integration

„Eine Lösung ist in Aussicht“

Aufgrund mangelnden Personals für Integration kann ein beeinträchtigter Junge nicht mehr die Schule besuchen. Die Politik versichert, eine Lösung zu finden.
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Foto: Facebook
  • Ende März dieses Jahres wurde in der Facebook-Gruppe „Arbeitsmarkt Südtirol“ eine Stellenanzeige geschaltet, die hohe Wellen schlug. Eine Frau aus Kastelruth suchte darin eine Mitarbeiterin für ihre beeinträchtigte Tochter in der dritten Klasse Mittelschule. Ohne Mitarbeiter für Integration können betroffene Kinder die Schule nämlich nicht besuchen. Bildungslandesrat Philipp Achammer hatte damals SALTO gegenüber erklärt, dass das Problem bekannt sei und man an Lösungen tüftle. Er äußerte zudem das Vorhaben, das Stellenkontingent im Schuljahr 2024/25 erhöhen zu wollen. 

     

    „I vrmiss meinen freund! Er konn nimr mit ins schuala gian.“

     

    Das große Problem: Viele Vollzeitstellen werden nicht als solche genutzt, sondern in Teilzeitstellen aufgeteilt. Stellen in Vollzeit für ein einziges Kind alleine gibt es wenige. Die Stunden werden den betroffenen Kindern aufgrund einer Empfehlung nach einer Diagnose durch eine Fachkommission zugewiesen. Je nach Beeinträchtigung kommt es dadurch vor, dass gewisse Schüler nur wenige individuelle Stunden benötigen und sich somit keine Vollzeitstelle ausgeht. Deshalb wird oft versucht, Stellen zu koppeln, sodass ein Mitarbeiter mehrere Kinder begleitet, auch an verschiedenen Schulen. Da die Entfernungen zwischen den Schulen in der Peripherie Südtirols jedoch oft zu groß sind, gestaltet sich das Koppeln häufig als schwer. Achammer hatte im Frühling deshalb die Idee, den Aufgabenbereich der Integrationsmitarbeiter auszuweiten, durch zum Beispiel Mensaaufsicht oder Änderungen in der Stellenzuweisung, sodass eine gewisse Gewähr an Vollzeitstellen vorhanden ist.

  • Facebook zum Zweiten

    Am vergangenen Montag (16.12.2024) sorgte schon wieder ein Facebook-Eintrag für Aufsehen. Darauf zu sehen: Ein Junge, der seinen Freund – der im Rollstuhl sitzt – durch das Dorf schiebt. Dazu ist der Text, „i vrmiss meinen freund! er konn nimr mit ins schuala gian, weil mr kuan betreuer für ihn finden“, zu lesen. Grund hierfür war, dass die zuständige Mitarbeiterin in Elternzeit ging und somit für einen längeren Zeitraum ausfallen wird. Auf Facebook wurde das Thema heiß diskutiert und weitergeleitet, sodass es auch Thema der Südtiroler Politik wurde. „Wir sind schon an der Sache dran, eine Lösung ist in Aussicht“, versichert Achammer. Somit muss die Schulbank des beeinträchtigten Jungen vermutlich nicht mehr lange leer bleiben.

  • Bildungslandesrat Philipp Achammer: „Wir sind schon an der Sache dran.“ Foto: Seehauserfoto
  • Erste Schritte in die richtige Richtung

    Im laufenden Schuljahr wurden – wie Achammer im Frühling versprach – die Vollzeitstellen für Integrationsmitarbeiter angehoben, von 285 auf 301. Insgesamt werden in Südtirol 582 Schülerinnen und Schüler von Mitarbeitern für Integration begleitet, wobei auch Stellen gekoppelt wurden. Somit entstehen insgesamt 414 Stellen, von denen 58 Prozent zwischen 28 und 38 Stunden pro Woche beinhalten. 
    Trotzdem erklärt Achammer, dass Mitarbeiter für Integration immer schwieriger zu finden sind. Deshalb soll ab dem Schuljahr 2026/2027 eine neue Stellenzuweisung greifen, sodass nicht mehr jede Stelle aufgrund der Stunden zugewiesen wird, sondern dass die Stellen schon von vornherein den Schulen zugewiesen werden, um damit mehr Vollzeitstellen zu erreichen. In der Praxis werde es bestimmt auch wieder dazu kommen, dass ein Mitarbeiter an mehreren Schulen tätig ist, so Achammer. Um den Beruf attraktiver zu gestalten, wird die Mitarbeiterzulage durch den neuen Bereichsvertrag ab dem 1. Januar 2025 20 Prozent anstatt 4 Prozent bezogen auf Anfangsgehalt der jeweiligen Funktionsebene, betragen. Letztlich betont der Bildungslandesrat, dass das Stellenkontingent für Integrationsmitarbeiter auch im Schuljahr 2025/2026 angehoben werden müsse.