Gesellschaft | Einkaufszentren

Wie politisch darf eine Filmvorführung sein?

Der für heute abend angekündigte Film "Global Shopping Village" findet ohne Regisseurin Ulli Gladik statt.

Es habe sich wohl um ein Missverständnis gehandelt, meint die Wiener Regisseurin Ulli Gladik am Telefon. Sie hätte heute abend, Mittwoch, 21. Jänner ihren Film "Global Shopping Village" präsentieren sollen, eine geharnischte und fundierte filmische Kritik an Einkaufszentren. "Als ich jedoch gesehen habe, dass ich laut Programm an der Podiumsdiskussion die im Anschluss an den Film stattfinden soll, gar nicht aufschien, habe ich beschlossen, in Wien zu bleiben. Trotzdem möchte ich meine Solidarität mit den Bozner Kaufhausgegener bekräftigen," unterstreicht Gladik.

"Natürlich hätten wir die Regisseurin gerne dabei gehabt," erklärt Oswald Lang, Geschäftsführer des Filmclub/Capitol Kinos Bozen. "Wir wollten allerdings schon klarmachen, dass es eine Filmvorführung ist, im Rahmen der Reihe "Female Views" und keine politische Veranstaltung. Wir haben aber gewusst, wie wichtig das Thema in Bozen ist und deshalb eine Diskussion dazu organisiert, mit dem Historiker Hannes Obermair als Vertreter der Stadt Bozen, dem Städteplaner Lorenz Brugger und der Künstlerin Maria Walcher." Und Ulli Gladik? "Die hätten wir gleich als erste Rednerin vorgesehen gehabt," verteidigt sich Lang. 

Eine Grußbotschaft per Video schickte Ulli Gladik bereits zur ersten Kaufhausdebatte in der Eurac, dort erläuterte sie das Zustandekommen ihres Films und warum es ihr ein persönliches Anliegen war: "Ich wuchs in Murau in der Steiermark auf und dort entstanden Ende der 1990er Jahre rund um die Stadt eine ganze Reihe von Fachmarktzentren. Nach und nach gaben die Gewerbetreibenden in der Altstadt ihre Geschäfte auf, mittlerweile ist das kleinstädtische Leben dort völlig ausgestorben." Das sei für Gladik der wesentliche Anschub gewesen, den Film zu realisieren und zu recherchieren, was es mit den Shopping-Centern auf sich hat.

Die Regisseurin bleibt Bozen fern, dafür wird einer der Hauptdarsteller des Films, Holger Pump-Uhlmann im Publikum sitzen. Der Städteplaner und Einkaufszentren-Kritiker plädiert vor allem dafür, dass neue Projekte im Einklang mit der langfristigen Stadtplanung stehen müssen. 

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Rudi Rieder Do., 22.01.2015 - 10:15

Im Namen der Bürgerinitiative, die die "Öffentliche Debatte" beantragt hat, möchte ich Ulli Gladik, für ihren wertvollen Beitrag danken. Daß sie gestern den langen Weg aus Wien nicht in Angriff genommen hat, ist verständlich, da sie nicht unter den Relatoren genannt war, und sich nur begrenzt in die Diskussion einbringen hätte können. Bezeichnend für die Art, wie die Veranstaltung organisiert war, ist auch die Tatsache, daß Holger Pump-Uhlmann, einer der, wie auch im Artikel zu lesen, "Hauptdarsteller" des Films, nicht auf der Bühne, zwischen den geladenen Relatoren, sondern im Publikum sitzen musste. Wer mehr von ihm über die Auswirkungen von innerstädtischen Einkaufszentren erfahren möchte, hat heute um 20:00, im Kolping, Gelegenheit dazu. Ein Dank an die Initiative "Female views" dafür, daß die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Was ich aber seitens der Südtiroler sehr vermisse, ist Zivilcourage, den Mut, sich auch gegen den Druck, der politisch und wirtschaftlich ausgeübt wird, zu bewegen.

Do., 22.01.2015 - 10:15 Permalink
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Lorenz Brugger Do., 22.01.2015 - 14:36

Als einer der Redner des Abends möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass diese Veranstaltung als Sondervorstellung geplant war und man dabei gerne junge und außenstehende Personen dabei haben wollte. Wenn sich einige auf den Schlips getreten gefühlt haben, weil ihnen nicht der gebührende Rahmen gegeben wurde, um ihre Ansichten kund zu tun, so hat das wohl mit Befindlichkeiten zu tun, aber nichts mit der Sache an sich... Schade, dass dies zum Thema werden musste, anstatt sich mit denen zu unterhalten, die einen Input gegeben haben. Ich war sehr verwundert, dass niemand Fragen stellte zu unseren Reden und habe von ALLEN SEITEN eine KONSTRUKTIVE Auseinandersetzung mit dem Thema VERMISST. Keine Frage an die Redner, kaum Vertiefung der Thematik dafür sehr viel Selbstdarstellen und Anfeindungen, nur um vor allem Recht zu bekommen, von einer gemeinsamen Diskussion konnte keine Rede sein.

Eine sachliche Diskussion setzt sich aus Zuhören und einem Austausch der Gedanken zusammen, ohne jemanden dabei schlecht zu machen. Ich war sehr enttäuscht, dass dies offensichtlich schon nicht mehr möglich ist, die Gräben zwischen den Parteien sind wohl schon zu tief...

Vielen Dank an franz magazine für die Einladung und die Möglichkeit, über echte Bürgerbeteiligungen reden zu dürfen.
Aber offensichtlich hat das, was Bozen ja fehlt und viele ja unbedingt wollen, doch wieder niemanden interessiert...

Do., 22.01.2015 - 14:36 Permalink
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Rudi Rieder Do., 22.01.2015 - 15:21

Lorenz, was du sagst ist sicher berechtigt, doch ist der Moment einfach zu wichtig und aktuell, um sich nicht direkt mit dem eigentlichen Thema zu befassen. Eine Entscheidung, die unsere Stadt auf Jahrzehnte hin, sehr negativ beeinflussen wird, steht jetzt an. Man krempelt eine ganzes Viertel um, baut Tunnels, verlegt einen Busbahnhof, zerstört einen Park, gefährdet die Existenz vieler kleiner Betriebe, nur um den Interessen eines großen Investors entgegenzukommen.
Ich hätte gestern noch gerne auf deine Frage und die der anderen Redner geantwortet, aber dazu fehlte dann die Zeit.
Wem gehört die Stadt? Die Stadt gehört den Bürgern, den Menschen, und diese haben ihre Vertreter gewählt, damit diese sie im Sinne des Allgemeinwohls verwalten, doch verwechseln diese anscheinend das Allgemeinwohl mit Eigeninteressen. Schade!
Um dem entgegenzuwirken, braucht es die Instrumente, die du gestern angesprochen hast, partezipative Stadtentwicklung (ist das der richtige technische Begriff?) die Einbindung der Bürger, in die Entwicklung der Stadt. Die Bürger sollen mitentscheiden, was eine lebenswerte Stadt ausmacht und welche Art von Stadt sie sich wünschen. Wenn der Art.55quinquies vorsieht, daß ein Privatinvestor auf öffenlichem Grund bauen kann, muss die Bevölkerung entscheiden, ob es von öffentlichem Interesse ist und nicht ein paar politisch bestellte Techniker. Was die Frage der Künstlerin angeht, würde ich mir auch mehr Leben in den Straßen wünschen. Es müsste eine viel lockerere Handhabung der Regelungen geben, solange niemand dadurch belästigt wird. Spontane Ausstellungen, Musik, Leben, Politik in den Straßen wären nur eine Bereicherung und würden dazu beitragen, Menschen verschiedenen Alters, Sprache und Nationalität, näher zu bringen. Ich freu mich auf deinen Beitrag am Freitag, bei der öffentlichen Debatte.

Do., 22.01.2015 - 15:21 Permalink