Politik | Unabhängigkeit

Unermüdlich zur katalonischen Selbstbestimmung

Nach dem aberkannten Referendum vom November mobilisieren sich die Katalanen neu. Pep Guardiola unterstützt die Separatisten. Die Süd-Tiroler Freiheit schaut zu.

In zwei Monaten finden in Katalonien Regionalwahlen statt. Nach dem erfolglosen Referendum zur Unabhängigkeit der Region von Spanien im vorigen November formieren sich die Unabhängigkeitsbefürworter neu. Über 80 Prozent der Katalanen gaben ihre Stimme damals für die Unabhängigkeit ab. Das Referendum wurde jedoch vom Verfassungsgericht und der spanischen Zentralregierung für nichtig erklärt. All jene politischen Gruppierungen, welche sich vom spanischen Nationalstaat loseisen wollen, haben sich im Hinblick auf die Regionalwahlen nun zu einer Einheitsliste zusammen geschlossen.

Vom Fußball-Coach zum Politiker?
Denn Kataloniens nationalistischer Ministerpräsident Artur Mas hat für den 27. September zu plebiszitären Neuwahlen aufgerufen. Bei diesen sollen sich die 7,5 Millionen Katalanen explizit für oder gegen die Unabhängigkeit von Spaniens wirtschaftsstärkster Region aussprechen. Das Separatisten-Bündnis verfolgt das Ziel, bei einem Wahlsieg eine Abspaltung innerhalb von sechs bis acht Monaten zu bewerkstelligen. Die Separatisten erhalten dabei prominente Unterstützung: Pep Guardiola. Der Startrainer des FC Bayern München hat sich am vergangenen Sonntag bei einer Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz für die Unabhängigkeit Kataloniens starkgemacht. Bereits in seiner Zeit als Spieler und Trainer des FC Barcelona hatte Guardiola die katalanische Unabhängigkeitsbewegung unterstützt.

All diese Ereignisse in Katalonien sollten für uns Südtiroler Vorbildcharakter haben. (Süd-Tiroler Freiheit)

Der 43-Jährige wurde in der katalanischen Kleinstadt Santpedor geboren. Der FC Bayern München-Coach hat sich nun sogar als Kandidat für die separatistische Einheitsliste aufstellen lassen. Allerdings handelt es sich dabei um einen “symbolischen Akt”, betonte Guardiola. Eine Unterstützungskandidatur, immerhin, aber einen Parlamentssitz wolle der ehemalige Coach des FC Barcelona nicht einnehmen. 

Mein Land ist Katalonien

Dass "mein Land Katalonien ist", sagte Pep Guardiola schon, als er selbst noch Fußballspieler war. Damals erklärte er in einem Interview sinngemäß, er würde lieber für Katalonien spielen als für die spanische Nationalmannschaft. Man könne nicht verneinen, was man fühle, so Guardiola. Denn ihrem Empfinden nach seien die Katalanen ein eigenständiges Volk, das nur formell zu Spanien gehört.

Los von Madrid
Der Grund dafür liegt in der Geschichte. Katalonien war nicht immer Teil Spaniens. Vom zehnten bis zum 18. Jahrhundert war es ein unabhängiger Staat. Nach dem Spanischen Erbfolgskrieg wurde Katalonien 1714 jedoch Spanien einverleibt – und musste zunächst den Großteil seiner Rechte abgeben. Diktator Francisco Franco unterdrückte die Katalanen von 1939 bis 1975 radikal.  

Wenn wir alle früh aufstehen und hart arbeiten, dann sind wir ein unaufhaltsames Land

Circa ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Spaniens wird von den 7,5 Millionen Katalanen erwirtschaftet. Mit seinem Pro-Kopf-BIP würde Katalonien laut Regionalregierung in der EU auf Platz sieben landen. Das heißt: Die Region ist deutlich wirtschaftsstärker als Spanien selbst. Auch in den Bereichen Tourismus und Forschung ist sie dem Rest des Landes weit voraus. Als unabhängiger Staat könnte Katalonien alle Steuern behalten. Seit Jahren wird bemängelt, dass sich Madrid über den Fiskus alle Gelder einverleibt.

Mit 42 Milliarden Euro ist Katalonien trotz der guten Ökonomie aber auch  die am höchsten verschuldete Region Spaniens. Schuld daran seien die hohen Abgaben an Madrid, schimpfen viele Katalanen. In den letzten 20 Jahren hat die Region 200 Milliarden Euro mehr an die Zentralregierung gezahlt, als diese an die Region zahlte.

Katalonien hat eine absolut eigene Sprache.

Seit mehr als 800 Jahren hat Katalonien eine eigene Sprache. Tatsächlich ist das Katalanische nicht nur ein Dialekt, sondern unterscheidet sich erheblich von der spanischen Sprache. Jemand, der nur Spanisch spricht, versteht vom Katalanischen wenig bis nichts. Der frühere spanische Diktator Francisco Franco versuchte die katalanische Identität und Kultur durch ein Verbot der Sprache zu untergraben. Kein Telefonat durfte auf Katalanisch gehalten werden, Film- und Theaterstücke mussten auf Spanisch vorgeführt werden. Bücher und Zeitungen in katalanischer Sprache waren untersagt. Erst nach der Rückkehr Spaniens zur Demokratie wurden alle Verbote aufgehoben.


Die Süd-Tiroler Freiheit hinterher
Die Süd-Tiroler Freiheit wäre nicht die Süd-Tiroler Freiheit, wenn sie nicht politisches Kapital aus dem Unabhängigkeitsstreben der Katalanen zu ziehen versuchte. “All diese Ereignisse in Katalonien sollten für uns Südtiroler Vorbildcharakter haben”, so Co-Jugendlandessprecher Benjamin Pixner. “Die Kandidatur von Guardiola zeigt uns, dass, wenn es um die Freiheit geht, man sich kein Blatt vor den Mund nehmen soll. Zusammenhalt und der Einsatz für Volk und Heimat jedes einzelnen Bügers, ob prominent oder nicht”, sind für Pixner “die Grundsteine zum Erfolg”. Seit jeher versucht die Südtiroler-Freiheit, an Erfolge und Bestrebungen von Unabhängigkeitsbewegungen anzuknüpfen, bisher mit mäßigem Erfolg.