Politik | Polemik

„Grüner Genosse“

Breite Kritik aus dem rechten Lager an Arno Kompatschers offener Parteinahme für Alexander van der Bellen.

„Ich wage zu behaupten, dass die SVP-Basis und die Südtiroler Bevölkerung mehrheitlich einen Bundespräsidenten Hofer gutheißen würden“: Solch politische Prognosen kommen von der Freiheitlichen Ulli Mair. Und stehen ganz im Gegensatz zu den politischen Ansagen, die Landeshauptmann Arno Kompatscher am gestrigen Mittwoch vor der Auslandspresse in Rom gemacht hat.  „„Sollte die FPÖ in die Hofburg einziehen, hätte nicht nur Österreich, sondern auch Südtirol Probleme“, lautet die klare Ansage des Landeshauptmanns, der den Journalisten gemeinem mit Unternehmerverbandspräsident  Rede und Antwort stand.  Denn, wie Kompatscher seine klare Positionierung für Alexander van der Bellen begründete: Die politischen Ideen der FPÖ seien nationalistisch, was dem europäischen Geist zutiefst widerspreche. „Nationalismus hilft nicht der Entwicklung unserer Autonomie. Autonomie entwickelt sich nur mit guten Beziehungen zwischen Staaten, die an Europa glauben“, so Kompatscher.

Ein gefundenes Fressen für Ulli Mair, die sich in einer langen Aussendung über den „politisch linksgrünen Kurs“ des Landeshauptmanns und seines "Gesinnungsgenossen", SVP-Obmann und Landesrat Philipp Achammer, auslässt. „Wie kann sich ein Landeshauptmann, der Tag für Tag die Interessen und Rechte der deutschen und ladinischen Minderheit im fremden Staat zu vertreten hat zu einer solchen Aussage verleiten lassen?“, fragt die Freiheitliche. „Einen eventuellen Bundespräsidenten Hofer, der sich IMMER klar FÜR die Selbstbestimmung Südtirols ausgesprochen hat, als Problemfall zu bezeichnen,  ist schlichtweg dumm.“ Wer einem Grünen die Daumen drückt, hat für das eigene Volk und die Heimat nichts übrig, findet Mair. „Kompatscher hat mit seiner erneuten Aussage offenbart, dass er ein grünes Herz hat und anscheinend bloß aus Opportunismus in der Volkspartei ist. Mit dieser Einstellung ist er bei Philipp Achammer immerhin in guter Gesellschaft.“

Doch nicht nur die Blauen gehen angesichts von Kompatschers klarer Positionierung in die Offensive. Heimatbundobmann Roland Lang bezeichnet Kompatschers Aussagen als „politisch verantwortungslose, leichtsinnige und charakterlose Unterstellungen“. Diese würden den zahlreichen Entfremdungen durch die SVP-Politik gegenüber Österreich das Sahnehäubchen aufsetzen, so Lang. „Wenn der führende Politiker unserer Heimat Rückgrat hätte, würde er sich für die Unterstellungen und verbalen Entgleisungen entschuldigen. Doch das wird sicher nicht geschehen, zumal ihm die Freundschaft mit dem italienischen Premier Matteo Renzi wichtiger ist“, schreibt der Heimatbundobmann.

Von politischer Ungeschicklichkeit spricht auch Andreas Pöder (BürgerUnion). Kompatscher habe "einen Teil der österreichischen Wählerinnen und Wähler vor der Auslandspresse vernadert“, kritisert er.  „Wer als Landeshauptmann eine Pressekonferenz vor der Auslandspresse gibt, soll sich auch als Landeshauptmann verhalten“, fordert er. Dazu gehöre auch der Respekt vor der Entscheidung der österreichischen Bevölkerung. Für Südtirol wäre es wesentlich besser, eine Zusammenarbeit mit jedem Bundespräsidenten in Wien anzukündigen als sich vor der Wahl gegen einen Kandidaten und dessen Partei zu stellen, findet Pöder. „Kompatscher sucht damit lediglich den Applaus internationaler europäischer Medien, die grundsätzlich Kritisch gegenüber der FPÖ sind. Dass er damit Südtirol schaden kann, ist ihm dabei offenbar egal."

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Pasqualino Imbemba Do., 21.07.2016 - 14:35

Was der rechte Flügel nicht verstehen will: Mit Nationalismus geht's zurück ins... , ja, wohin eigentlich genau? Nationalismus in einer globalisierten Welt passt zusammen wie Fisch und Fahrrad. Die Zukunft liegt in einem vereinten Europa, doch leider startet dieses immer noch nicht durch: Zu egoistisch sind die Mitgliedsstaaten, als daß sie dem EU Parlament eine authentische Funktion zukommen ließen. Wir müssen ein Europa der Bürger anstreben, ein Europa, in dem soziale Leistungen angepasst sind (man denke beispielsweise nur an die gravierenden Unterschiede im Bereich Krankenversicherung zwischen D und I), vertiefen anstatt immer nur erweitern. Und Südtirol hat bessere Karten in einem solchen Europa.

Do., 21.07.2016 - 14:35 Permalink