Deutsches Wahlkampffinale: Die Kanzlerin kommt
Von bombastischen Umfrageergebnissen berichtet die Süddeutsche Zeitung, aber auch von berechnender Wahltaktik der Bundeskanzlerin.
Aber die Wahlergebnisse? 35,2 Prozent 2005, eine Enttäuschung. 33,8 Prozent 2009, noch schlechter, aber dank der FDP mit ihren sensationellen 14,6 Prozent gerettet. Auch deshalb kämpft die Kanzlerin jetzt mit viel Ausdauer und der immer gleichen Botschaft gegen Leihstimmen für die Liberalen: Sie will die 40-Prozent-Marke knacken. Sie will diejenige sein, die aus der CDU wieder eine Volkspartei macht. Zumindest dem Ergebnis nach.
Merkels Luxussorgen werden in der "Die Zeit" angesprochen:
Bei der CDU kommt eine Sorge hinzu, die man als Luxussorge bezeichnen könnte: Die Partei liegt schon so lange und so deutlich in den Umfragen in Führung, dass die Parteistrategen fürchten, dass manchen Anhängern am Ende die letzte Motivation fehlen könnte, ins Wahllokal zu gehen. Spätestens seit dem Triumph der CSU am vergangenen Wochenende fürchten sie, dass eine trügerische Sicherheit an der Basis einige Prozentpunkte kosten könnte.
Und im "Stern" schließlich werden "die überraschenden Seiten" des Peer Steinbrück aufgezeigt. "Wirkte er vor ein paar Wochen noch frustriert, lustlos und mürrisch", gab es dann ein paar entscheidende Augenblicke, wie eben diesen:
Seine Auszeit Ende Juli. Steinbrück machte ein paar Tage Urlaub, fuhr aber nicht weg, sondern blieb mit seiner Frau einfach zu Hause in Bonn. Er schaltete ab, las Bücher, redete mit seiner Frau. In dieser Zeit muss er den alten Steinbrück in sich wiederentdeckt haben, den klugen, aggressiven, spöttischen Typen. Als er nach Berlin zurückkehrte, war er wild entschlossen: Egal, wie der Kampf ausgeht, ich verlasse die Arena erhobenen Hauptes.
Und was ist mit den Grünen? "Umfragen Sinkflug" seit anderhalb Wochen, schreibt Spiegel-Online. Jürgen Trittin, die zentrale Figur der Grünen in Deutschland, könnte zum Ausrutscher der Partei werden.Ein "Pädophilie-Text von 1988" wurde aufgedeckt, schlechte Fakten für einen erfolgreichen Wahlkampf.
Sollte es noch zu einem respektablen Ergebnis (der Grünen) über dem Wert von 2009 reichen, könnte er (Trittin) einigermaßen aus der Sache herauskommen. Zumal für den Fall, dass Angela Merkel die Grünen als Koalitionspartner braucht, wohl nur Trittin als ebenbürtiger Verhandlungspartner in Frage käme. Dann wäre er über Umwege doch noch der große Sieger - und ebenfalls Vizekanzler.
Hoffnungsvolle Stimmen klingen anders. Den "Grünen Frust" beschreibt "Die Zeit."
"Ich kämpfe gegen die Stimmung an", sagt eine Grüne, für die es nicht die erste Bundestagswahl ist, atemlos ins Telefon: "Was soll ich auch machen?" Die Situation sei dramatisch, beschreibt es ein anderer, der ebenfalls für den Bundestag kandidiert. Das Krisenmanagement der Partei sei "katastrophal". Von "großen Sorgen" wiederum sprechen Dritte. Die "hochfliegenden Pläne" der Spitzen-Grünen für den Wahlkampf, alles sei binnen so kurzer Zeit zusammengebrochen. Namentlich genannt werden will keiner von ihnen.
61,8 Millionen Wahlberechtigte sind am Sonntag, 22. September, zu den Urnen in Deutschland gebeten. Wer Europas größte Volkswirtschaft in den kommenden vier Jahren regieren wird, entscheidet sich in den späten Abendstunden. So banal es klingt, aber an der Wahlurne fällt die Entscheidung.
Und die Piraten?
Interessant dass ein Vorstandmitglied der Piratenpartei Südtirol an dieser Stelle die bundesdeutsche Schwesternpartei unerwähnt läßt. Keine Prognose?