Sport | Interview

„Ich denke an das Jetzt“

Morgen spielt der HC Pustertal um seinen Youngster Tommy Purdeller gegen die Vienna Capitals. Der 20-Jährige konnte in der laufenden Saison gut hineinstarten, im Verein wie international. Der Rückkehrer über die Zeit in Kanada, die Anfänge und Träume.
Tommy Purdeller
Foto: Daniel Demichiel
  • SALTO: Herr Purdeller, wie würden Sie den bisherigen Saisonverlauf einschätzen?

    Tommy Purdeller: Persönlich bin ich recht gut hineingestartet, ich hatte auch einige Erwartungen an mich selbst. Ich bin ebenfalls glücklich, wie es mit der Mannschaft bis jetzt gelaufen ist. Anfangs taten wir uns etwas hart, aber wir haben dann besser hineingefunden. In den letzten drei Spielen sind wir wieder holprig unterwegs gewesen, aber ich denke, dass wir in Zukunft wieder gut durchstarten werden.

    Sie wurden ja sogar zum Young Star der ICE-League im September/Oktober gewählt...

    Es war cool, nach meinen ersten zwei Monaten in der Liga, dafür nominiert zu werden. Ich denke, es mir auch verdient zu haben, es ist auf jeden Fall schön zu sehen.

  • Purdeller im Match der Wölfe gegen Klagenfurt: Da gelang dem 20-Jährigen ein Doppelpack Foto: Iwan Foppa
  • Sie kommen gerade aus einer internationalen Pause zurück, die sowohl für Sie als auch für Italien unter dem neuen Trainer Jukka Jalonen sehr erfolgreich war. Wie beurteilen Sie diese jüngste Erfahrung?

    Die drei Spiele im Turnier sind gut gelungen, wir haben alle gewonnen. Man merkt dem Trainer seine Einstellung an, den Willen der Mannschaft zu helfen, den Willen Spiele zu gewinnen.

    Bis jetzt habe ich ausschließlich positive Erfahrungen gesammelt. Es war richtig toll mit der Mannschaft und dem neuen Trainer. Wir sind gut vorbereitet für die nächste Nationalpause im Dezember und ich freue mich wieder darauf.

    Sie spielten zwei Jahre lang in der OHL bei den Peterborough Petes, was konnten Sie aus dieser Zeit nach Bruneck und in die ICE-League mitnehmen?

    Ich habe mich da gewöhnt, auf dem kleinen Feld zu spielen. Da muss einfach alles schneller gehen, Entscheidungen müssen schneller getroffen werden. Das ganze Spiel war relativ schnell, da die Positionen kleiner waren. Das hat mir sehr viel weitergeholfen, als ich wieder nach Europa zurückgekommen bin, mich schneller ans „größere Eis“ zu gewöhnen, weil ich etwas mehr Zeit habe Entscheidungen zu treffen. Aber es macht jetzt auch nicht einen so großen Unterschied, gerade wenn man gegen erfahrenere Spieler spielt. Jedenfalls haben mir die letzten zwei Jahren in Kanada viel weitergeholfen, alleine die ganze Struktur dort, das ist etwas, um ins Profihockey hineinzusteigen, da es sozusagen eine Art Vorbereitung auf die NHL ist.

  • Der Rückkehrer

    Bereits in Kinderschlittschuhen stürmte Tommy Purdeller (geb. 2004) für die Juniorenabteilung des HC Pustertal bevor es zur Akademie der Red Bulls ging. Für die Juniorenmannschaft - RB Hockey Juniors - stürmte er 2021/22 bereits in der Alps-League und konnte bei den Juniorenweltmeisterschaften mit Italien Aufmerksamkeit erregen, bis er schließlich über den großen Teich bei den Peterborough Petes landete. Nach zwei erfolgreichen Jahren dort - unter anderem der Gewinn des OHL-Titels - zog es Purdeller zurück an den Ort, an dem alles begann: Der HC Pustertal für den zuvor auch sein Bruder Michael spielte. In der laufenden Saison steht der 20-Jährige bei 15 Skorerpunkten aus 19 Spielen.

    Der HC Pustertal erlebt zur Zeit eine Saison mit viel Auf und Ab, derzeit auf dem achten Platz mussten die Wölfe zuletzt drei Niederlagen in Folge verkraften, zuvor hatten sie noch die Roten Bullen aus Salzburg niedergerungen. Morgen Abend empfangen die Wölfe die Vienna Capitals - direkte Tabellennachbarn - mit dem Versuche wieder Fahrt aufzunehmen.

  • Verfolgen Sie regelmäßig nordamerikanisches Eishockey? Ob OHL oder NHL? 

    Ich schaue zwar keine Live-Spiele, aber ich verfolge immer, was passiert ist. Meine alte Mannschaft, die Peterborough Petes verfolge ich auch. Die haben im Moment ein „Problem“, da sie mitten im Rebuild sind, mit sehr vielen jungen Spielern. Heuer haben sie bisher nicht viel gewonnen. Aber ich schaue drauf, verfolge sie

  • Tommy Purdeller: Im Dress der Peterborough Petes Foto: David Pickering
  • Sie sind also ein Fan der Peterborough Petes geblieben?

    Ja, auf jeden Fall. Ich habe noch Freunde, die dort spielen und die ich regelmäßig höre.

    Sind Sie auch Fan von einer NHL-Mannschaft?

    Die Toronto Maple Leafs und die Pittsburgh Penguins verfolge ich ebenfalls, aber ich schaue generell die ganze NHL, die Highlights und Resultate.

    Zurück in die ICE-League: Zwei Derbys fanden diese Saison bis jetzt statt, wie nehmen Sie die Rivalität zum HC Bozen wahr?

    Es ist was Besonderes. Beim ersten Spiel am Anfang der Saison war das Derby-Feeling ein bisschen weniger da, vielleicht weil es noch so früh in der Saison war. Und es war trotzdem ein Spiel mit einer großen Stimmung in Bozen. Beim zweiten Spiel in Bruneck ist es aber noch mehr rundgegangen, da merkte man, dass man mitten in der Saison ist, dass es zählt. Es war „bärig“ zu sehen, wie die Fans aus Bozen und Bruneck mitfieberten. Eine tolle Erfahrung, ich freue mich auf das nächste Spiel gegen Bozen.

     

    „Ich denke an das Jetzt, an die Gegenwart, versuche, das Beste daraus zu machen, wo ich gerade bin und der Rest kommt von alleine.“

     

     

    Wie sind Sie überhaupt zum Eishockey gekommen?

    Ich habe früher immer Fußball gespielt. Mein Vater war Fußballtrainer, dementsprechend war ich mehr im Fußball drin. Mein Bruder, der neun Jahre älter als ich ist, begann mit neun Jahren Hockey zu spielen. Dadurch bin ich zum Eishockey gekommen, ich habe mit ihm zu Hause gespielt, mit sechs Jahren bin ich dann zu Bruneck und seit damals gefiel es mir immer.

    Haben Sie ein Ritual, das Sie vor gewissen Spielen durchführen? 

    Die Aufwärmroutine schaue ich immer exakt gleich durchzuführen, auch zur gleichen Zeit. Auch beim Anziehen, lege ich alles nach der gleichen Reihenfolge an, zuerst links, dann rechts oder auch den Schläger während jedem Drittel tapen. Solche kleinen Routinen durchzuführen, gab mir Sicherheit auf dem Eis.

    Welche Bedeutung hat für Sie die Rückennummer 34? 

    Die 34 habe ich in Salzburg genommen, weil ich dort die 20, die ich sonst immer hatte, nicht mehr haben konnte. Mit der 34 hatte ich einen kleinen Durchbruch und konnte nach Kanada gehen. In Kanada hatte ich wieder für zwei Jahre die 20, aber hier in Bruneck war diese nicht verfügbar, darum bin ich wieder bei der 34 gelandet, mit der ich mich wohl fühle und jetzt auch dabei bleibe.

    Warum war es davor die 20?

    Die 20 hatte früher immer mein Bruder.

  • Zurück zu den Wurzeln: Tommy Purdeller wuchs bei den Wölfen auf bevor mit 14 Jahren der Wechsel zu den Bullen kam Foto: Markus Ranalter
  • Wie war die Rückkehr von Kanada ins Pustertal?

    Für mich war es schön, zurück heim zu kommen. Ich war sechs Jahre lang nicht mehr daheim. Ich war nun viel mehr mit der Familie zusammen. Dazu kommt die feine Natur und viele Freunde. In der Heimat vor den heimischen Fans zu spielen ist ebenfalls großartig, darauf hatte ich viel Vorfreude. Ich versuche jetzt, das Beste daraus zu machen. Und dann vielleicht nochmal einen Sprung in eine höhere Liga zu schaffen oder sogar wieder nach Nordamerika zu gehen.

    Welcher Spieler, würden Sie sagen, ist Ihr Idol oder Vorbild?

    Auf jeden Fall Artemi Panarin der New York Rangers, seine Spielweise, seine Übersicht taugt mir sehr. Auch Kutscherow, da gibt es einige Spieler mit sehr großer Qualität. Es gibt keinen einzelnen Spieler, den ich viel verfolge und anschaue, ich versuche von vielen Spielern etwas zu lernen, in meiner Mannschaft etwa von Spielern vom Schlag wie Frycklund. Ich versuche, viel Erfahrung zu sammeln.

    Was sind Meilensteine, die Sie in Ihrer Karriere anstreben?

    Nochmal nach Nordamerika, um Erfahrung zu sammeln, das wäre auf jeden Fall großartig. Ansonsten hier in Europa, vielleicht in Schweden oder Deutschland in eine höhere Liga zu kommen. Mal schauen, wie weit es geht. Ich denke nie so richtig daran, wo es hingehen kann, wo das Ziel ist. Ich denke an das Jetzt, an die Gegenwart, versuche, das Beste daraus zu machen, wo ich gerade bin und der Rest kommt von alleine. Ich mache mir nicht den Druck, was ich erreichen muss oder nicht.

    Das nächste Spiel steht am Freitag daheim gegen die Vienna Capitals an. Was erwarten Sie sich für das Spiel? 

    Wir müssen wieder einen Bounce-Back haben, eine gute Antwort auf die drei jüngsten Niederlagen finden. Das ist ein wichtiges Spiel, das auf uns zukommt. Wir müssen gewinnen, auch für die Fans, sodass wir wieder eine gute Stimmung haben. Wir sind gut vorbereitet auf das Spiel und möchten unsere beste Leistung abrufen.