Wirtschaft | Ötzi-Museum

Geschwätz von gestern

Gerhard Brandstätter zeigt sich verwundert darüber, dass der Sparkassensitz als neuer Sitz für den Ötzi genannt wird. Vor 18 Monaten sagte er genau das Gegenteil.
Schlange vor Ötzimuseum
Foto: Hannes Prousch
Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich, weiser zu werden“, ist ein Zitat, das man dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer zuschreibt. Es passt aber auch zur aktuellen Entwicklung um die Suche nach einem neuen Sitz für das Archäologische Museum und die Gletschermumie Ötzi in Bozen.
Die Polemik um eine mögliche Verlegung der Touristenattraktion auf den Virgl hat gleich mehrere Bewerber auf dem Plan gerufen. Neben der Benko-Gruppe Signa, haben auch die Athesia AG ein Objekt in der Museumstraße und der Bauunternehmer Pietro Tosolini ein Haus an der Talferbrücke für den Eismann angeboten. Im September 2019 kam dann auch noch die Südtiroler Sparkasse dazu. Die Traditionsbank wollte notfalls ihren Stammsitz in der Sparkassenstraße für das neue Ötzimuseum zur Verfügung stellen.
 
 
Weil die Entscheidung politisch brisant ist, hat die Landesregierung das Beratungs- und Stadtentwicklungsinstitut „Sinloc SPA“ aus Padua beauftragt, die möglichen Angebote zu bewerten und einen passenden Standort zu suchen. Sowohl Salto.bz als auch die Tageszeitung haben jetzt aber enge Verflechtungen der Sinloc mit einigen Mitbewerbern aufgedeckt. So gehören 11 Sparkassenstiftungen zu den Eignern der Sinloc. Sparkassenpräsident Gerhard Brandstätter ist amtierender Vizepräsident des nationalen Verbandes der Sparkassenstiftungen. Zudem ist die Sinloc auch in Meran für eine Unternehmergruppe als Beratungsunternehmen im Projekt Kavernentiefgarage tätig, die direktes Interesse an dem Öztiprojekt hat.
Nach diesen Enthüllungen scheint mancher in der Sparkasse jetzt aber kalte Füße am Eismann bekommen zu haben.
 

Vergesslicher Präsident

 
Gerhard Brandstätter verwehrte sich am Mittwoch gegenüber RAI Südtirol gegen Spekulationen, die Sparkasse habe etwas mit der Beauftragung des Instituts aus Padua zu tun. Laut RAI-Südtirol reagiert die Sparkassenführung plötzlich verwundert darüber, dass der Hauptsitz der Südtiroler Sparkasse überhaupt als neuer Sitz für den Ötzi genannt werde. „Wir wurden vor etwa einem Jahr darauf angesprochen. Aber wir haben nie ernsthaft über diesen Vorschlag nachgedacht“, erklärte Gerhard Brandstätter auf RAI-Südtirol. Der Sparkassenpräsident weiter: „Wir haben generell gesagt, man kann über alles diskutieren, aber wir haben den Vorschlag in der Bank nie behandelt. Und ich muss sagen, dass es nicht nur meine persönliche Meinung ist, sondern generell, dass es schwierig sein wird, dass die Südtiroler Sparkasse in der Sparkassenstraße ihren Hauptsitz mit Generaldirektion und Präsidium aufgibt, gerade in einem Moment, wo wir uns als Traditions- und Territorialbank verpflichtet fühlen. Deshalb ist das kein Thema für uns."
 
 
 
Dabei hatte Brandstätter vor 18 Monaten genau das Gegenteil öffentlich verkündet.
Am 18. September 2019 erschien in den Dolomiten ein Artikel mit dem Titel „Auch Sparkasse prüft Vorschlag für Özti“. Gerhard Brandstätter wird darin wie folgt zitiert: „Wir haben unsere Tochter Sparim damit beauftragt, zu prüfen, was machbar sein könnte.“ Konkret seien das Sparkassenhaus an der Ecke Sparkasse-Museumstraße im Gespräch als auch die Räumlichkeiten der Sparkassen Academy, die sich weiter südlich angrenzend an das Stadtmuseum befinden.
 
 
Brandstätter: „Die Academy könnte, wenn schon, als Zusatzimmobilie, etwa für Büros oder ähnliches dienen“. Der Sparkassenpräsident kündigt in den Dolomiten an, dass die Prüfung in einigen Wochen abgeschlossen sein wird. Dann werde man mehr wissen. Auf die Nachfrage ob die Bank ihr Traditionshaus aufgeben kann, sagte Brandstätter damals: „Dann wäre eine Option sicher ein neuer Büroturm“. Der Präsident könne sich – laut Dolomiten - aber auch vorstellen, dass dann im historischen Gebäude nur der Rechtssitz und einige Büros verbleiben.
Jetzt aber heißt es: Man habe nie ernsthaft darüber nachgedacht.
Wie sagte doch schon Adenauer….

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