Gesellschaft | Integration

Garten der Solidarität

In Bozen ist ein Netzwerk aus Flüchtlingen, Unternehmen und Bürgern entstanden. Ein hoffnungsvolles Beispiel an zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit und Hilfe.
img_6779.jpg
Foto: Foto: Salto.bz

„Da die Politik nicht alles schaffen kann, kann doch die Zivilgesellschaft ihren Beitrag leisten. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einigen Flüchtlingen und Migranten eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten.“ Das erklärte der Präsident der Salewa-Oberalp Gruppe, Heiner Oberrauch, auf der Pressekonferenz am Donnerstagmorgen.

Auf 3.000 Quadratmetern werden im „Salewa Garten“, direkt neben dem Bivac Bistro, seit März über dreißig verschiedene Sorten Gemüse, Kräuter und Früchte angebaut. Ein professioneller Gärtner, fünf freiwillige Helfer*innen und sieben offizielle Partner unterstützen und begleiten das Projekt und die 15 Flüchtlinge mit Rat und Tat bei ihrer Arbeit.  Zum Beispiel meldeten sich die Sterneköche Egon Heiss und Gregor Wenter, vom Restaurant Bad Schörgau im Sarntal, als Abnehmer der Produkte. Die Geräte wurden von der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft Bozen zur Verfügung gestellt und lagern zurzeit bei der Firma Niederstätter. Das Gardencenter Biasion liefert Pflanzen und kostbare Tipps und die Sozialgenossenschaft Officine Vispa half bei den bürokratischen Hürden und machte die „Gärtner“ zu Genossen der Genossenschaft. 

„Meine persönlichen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Menschen Lust und Kraft haben. Wenn sie aber nichts zu tun haben, dann werden sie depressiv. Ihnen wird die Würde genommen.“ (Heiner Oberrauch)

Heiner Oberrauch hat selbst eine Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause aufgenommen, denn Unternehmer sein heißt für ihn, etwas zu unternehmen. Er wolle seinen Enkelkindern, wenn sie ihn später nach der Flüchtlingskrise und den Toten im Mittelmeer fragen, nicht sagen wollen, nichts getan zu haben. Für den Salewa Präsidenten sind die Solidarität und das entstandene Netzwerk sinnstiftend und „ein hoffnungsvolles Beispiel“. Die Koordinatorin des Projekts, Stephanie Völser, betonte, wie wichtig für die geflohenen Menschen nicht nur die Möglichkeit zur Beschäftigung sei, sondern auch der Kontakt zur Südtiroler Bevölkerung.

 

Daher ist der Garten ab Juli einmal die Woche, immer donnerstags von 18 bis 19 Uhr, für alle Interessierten geöffnet. Gegen eine freiwillige Spende können die frischen Gartenprodukte erworben werden. „Wir sind uns natürlich bewusst, dass dieses Projekt nicht das Problem löst, aber vielleicht kann es ja auch Ansporn und Motivation für andere Initiativen sein“, so die Koordinatorin. Auch Landesrat Philipp Achammer appellierte an jene Menschen, die bei diesem Thema immer etwas auszusetzen hätten, egal ob nichts getan wird, oder ob etwas getan wird. Er unterstrich daher die Wichtigkeit solcher Projekte und bedankte sich für den Mut der Initiatoren. Achammer räumte dabei auch ein, dass die Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft in diesem Punkt noch zu schwach sei.