Gesellschaft | Gewalt von Männern
Beirat und PD fordern konkrete Schritte
Foto: Gemeinde Meran
Nach den jüngsten Vorfällen geschlechtsspezifischer Gewalt im Burggrafenamt und Vinschgau ergreifen der Meraner Beirat für Chancengleichheit und der PD (Partito Democratico) das Wort. Auch Bürgermeister Dario Dal Medico (Civica) und Vizebürgermeisterin Katharina Zeller (SVP) verurteilen die Geschehnisse.
„Als Stadtverwaltung haben wir alles getan und werden auch weiterhin alles tun, um dieses Phänomen zu bekämpfen, denn wer Gewalt gegen Frauen ausübt, verstößt gegen ein grundlegendes Menschenrecht. Die enge und ständige Zusammenarbeit aller Institutionen, der gesamten Bürgerschaft und die professionelle Beratung aller Akteure, die tagtäglich an vorderster Front stehen, um von Gewalt bedrohte oder betroffene Frauen zu schützen, ist unerlässlich“, erklären Dal Medico und Zeller. Sie erinnern dabei an die 2021 gestartete Kampagne „Ohne Deine Zustimmung ist Gewalt“, die sich insbesondere auf sexuelle Gewalt konzentriert.
Männer könnten eine wichtige Rolle spielen, indem sie Macho-Attitüden und inakzeptables sexuell übergriffiges Verhalten meiden und anzeigen.
„Wir drücken der jungen Frau, die an einem öffentlichen Ort unserer Stadt Opfer einer Vergewaltigung wurde, unsere Anteilnahme aus. Wir hoffen sehr darauf, dass ihre Anonymität respektiert und diese Tat nicht instrumentalisiert wird, vor allem nicht für politische Zwecke“, so Claudia Bellasi, Grüne Gemeinderätin und Präsidentin des Beirates für Chancengleichheit, und Sabine Kiem, Team K-Gemeinderätin sowie Vizepräsidentin.
„Wir wissen, dass sie leider nicht das einzige Opfer dieser Tage ist: Nicht alle geschlechtsspezifischen Gewalttaten kommen in der Regel zur Anzeige und erlangen so öffentliche Aufmerksamkeit“, teilen sie in ihrer Stellungnahme mit. Erst kürzlich wurde eine 21jährige Frau tot in der Wohnung ihres Ex-Freundes in Schlanders aufgefunden.
Gewalt gegen Frauen sei alltäglich, „weil sie das Ergebnis einer toxischen patriarchalen Gesellschaft ist und sie wirkt sich sowohl auf Männer, als auch auf Frauen – jeglicher sozialer oder kultureller Herkunft – aus“.
Diese Gesellschaft wahre die körperliche Unversehrtheit und Wahlfreiheit von Frauen nicht zur Gänze, sie nehme deren Anzeigen nicht ernst und beschütze sie nicht. „Diese Gesellschaft macht sich nicht auf die Suche nach konkreten Lösungen, um die männlichen Privilegien und ihre Präpotenz in Frage zu stellen.“
Forderungen
Der PD schlägt angesichts der Entwicklungen eine neue Anhörung des Anti-Gewalt-Zentrums im Gemeinderat vor, um aktuelle Daten zu erhalten und gegebenenfalls Vorschläge und Empfehlungen entgegenzunehmen, beispielsweise zu Verfahrensabläufen, die darauf abzielen, den Untersuchungsprozess zur Feststellung von Gewaltverbrechen schneller und frei von möglicher Beweisbeeinträchtigung zu gestalten. In den Jahren 2018 bis 2022 wurden bei der Staatsanwaltschaft des Verwaltungsgerichtes Bozen insgesamt 2.864 Fälle zu geschlechtsspezifischer Gewalt abgeschlossen. Davon mussten 66,48 Prozent archiviert werden, die Fälle wurden damit nicht weiter untersucht.
Auch die Stadt Meran könne ihren Beitrag leisten, indem sie ein Forum für den Dialog und die Planung zwischen den Institutionen und Einrichtungen des Gebiets schafft, um operative Maßnahmen zur Prävention und Unterstützung von Opfern männlicher Gewalt umzusetzen.
In die gleiche Richtung argumentiert der Meraner Beirat für Chancengleichheit: „Die Solidaritätsveranstaltungen genügen nicht mehr: Was wir dringend brauchen, sind großzügige Finanzierungen für präventiv wirksame pädagogische Programme in allen Schulstufen, zu Themen der Sexualerziehung, der Konfliktlösung und Anti-Gewalttrainings.“
Er fordert ab sofort spezifische Fortbildungen für Betreiber*innen von Bars und öffentlichen Lokalen, die Fortführung und die Verstärkung der koordinierten Vernetzung zwischen Polizei, Sanitätsdiensten, Sozialdiensten, privaten sozialen Vereinen und den Frauenaufnahmezentren.
„Es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft zielgerichtet jegliche Form von Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, aber wir appellieren vor allem an die Männer, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen könnten, indem sie Macho-Attitüden und inakzeptables sexuell übergriffiges Verhalten meiden und anzeigen, wenn sie es hören und sehen. Schweigen bedeutet zu Komplizen zu werden…, nicht zu schweigen bedeutet zu helfen“, so der Beirat.
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