“Unbeholfene Versuche”
Als “unbeholfen” und “schräg” bezeichnen die Grünen Frauen in einer Aussendung am Donnerstag Vormittag die aktuelle Diskussion über Prostitution, die derzeit in Südtirol und speziell in Bozen geführt wird. Sie plädieren für eine “ehrliche, verantwortungsvolle und neue Stadtpolitik – mit neu verteilten Rollen”.
Bereits am kommenden Mittwoch will Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi bei der Sitzung des italienischen Gemeindenverbandes ANCI in Rom formell sein Anliegen deponieren, dass der ANCI Druck auf das Parlament ausübt, um die Prostitution zu regeln. Um das Problem Straßenstrich und all die Herausforderungen rundherum – wie die Sicherheit von Prostituierten und Anrainern – in den Griff zu bekommen, schwebt Caramaschi vor, die Prostituierten in geschlossenen Strukturen unterzubringen. Inzwischen gibt es seit Anfang der Woche neue Halteverbote am Bozner Boden. Mit Verkehrsschildern will Caramaschi Freier, die mit dem Auto auf der Suche nach käuflichem Sex in das Viertel fahren, davon abhalten. Das absolute Halteverbot an der Bozner-Boden-Straße gilt von 0 bis 20 Uhr. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Geldstrafe von 41 Euro rechnen.
Halteverbote und Öffnung von Bordelle – für Brigitte Foppa und Evelyn Gruber-Fischnaller von den Grünen Frauen “unbeholfene Versuche” des Bozner Bürgermeisters, bei denen “die zentralen Punkte des Problems Prostitution weiterhin umgangen werden”. Foppa und Gruber-Fischnaller schlagen in der aktuellen Debatte drei alternative Sichtweisen vor, aus denen sich auch andere Handlungsrichtungen ableiten ließen:
Zum einen, so die Grünen Frauen, sei Prostitution ein Männerphänomen. Nichtsdestotrotz stünden normalerweise stets die Frauen, die Sex gegen Bezahlung anbieten, im Mittelpunkt des öffentlichen und politischen Interesses. Männliche Prostituierte und weibliche Kundinnen seien hingegen Randfiguren in diesem Szenario. “Es wäre also sinnvoll, den Blick auf die Käufer zu richten”, sind Foppa und Gruber-Fischnaller überzeugt. Die Grünen Frauen seien gegen die Ahnung der Kunden von Prostituierten. Allerdings sollte die Kundschaft sehr wohl erhoben, analysiert und sichtbar gemacht werden. Vor allem aber sollte darüber informiert werden, “wen und was sie beim Sexkauf bezahlen”.
Zum anderen sei Prostitution als freiwillig gewählter Beruf (die Grünen Frauen sprechen in diesem Fall von “Sexarbeit”) nur ein winziger Teil des gesamten Phänomens. Für diese Frauen sei eine Art von Bordell akzeptabel, sind die Grünen Frauen der Meinung. Internationale Erfahrungen zeigten aber, “dass der Straßenstrich dadurch kaum gemindert wird”. Dabei werde gerade dieser allgemein als Problem wahrgenommen. “Der übergroße Teil der Prostituierten sind eben nicht freie Sexarbeiterinnen, sondern Sklavinnen, ausgebeutete Frauen, die über Menschenhandel nach Europa gekommen sind und die keineswegs frei über Beruf, Standort, Einkommen entscheiden.”
Und schließlich reißen Foppa und Gruber-Fischnaller das Thema Sicherheit und Gesundheit der Frauen an – ein Thema, das häufig ins Feld geführt wird, um die Einführung von Bordellen zu unterstreichen. Die Grünen Frauen fordern, dass die Frauen dabei in die Diskussion mit einbezogen werden. Denn: “Die Bürgermeister, die Vorschläge für eine ‘sichere Prostitution’ machen, haben die moralische Verpflichtung, von den Bedürfnissen der Frauen auszugehen.” Und vielleicht, vermuten Foppa und Gruber-Fischnaller, würden durch eine solche Debatte andere Maßnahmen als ein Halteverbot in den Blickpunkt rücken, wie sichere Standplätze, Beleuchtung, Toiletten, Beheizung und hygienische Vorsorge.
Verschieben in andere Stadtteile, Wegsperren hinter die Türen eines Bordells – das klinge im ersten Augenblick plausibel, schließen die Grünen Frauen. In Wirklichkeit werde damit aber nichts gelöst, am allerwenigsten ändere sich etwas an der Misere der Frauen. “Dabei wäre das die Stelle, an der eine ehrliche, verantwortungsvolle und moderne Stadtpolitik ansetzen sollte.”
Oh! Die Grünen Frauen sind
Oh! Die Grünen Frauen sind also nicht für eine generelles Prostitutionsverbot und auch nicht für die Bestrafung von Freier. Das ist schon mal ein Schritt vorwärts, schön!
Was ist aber mit "allerdings sollte die Kundschaft sehr wohl erhoben, analysiert und sichtbar gemacht werden" gemeint? Überhaupt dieses "sichtbar gemacht werden" klingt ein wenig gruselig. Müssen Freier in Zukunft mit einer rosa Armbinde durch die Stadt laufen oder fahren? Nur wenn sie auf der Suche nach einer Dienstleistung sind, oder auch im normalen Alltag?
Antwort auf Oh! Die Grünen Frauen sind von Mensch Ärgerdi…
"allerdings sollte die
"allerdings sollte die Kundschaft sehr wohl erhoben, analysiert und sichtbar gemacht werden"
Ich wollte gerade auch auf diese Stelle Bezug nehmen. Es ist toll was für einen "Mix" an Maßnahmen die grünen Frauen so zusammenbasteln und dabei auch noch Prangermethoden Platz finden.
Ja man redet von einem Männerproblemen. Ich sehe hier ein Problem der grünen Frauen. Diese Heiliginnen die bald die katholische Kirche in der postmodernen Gesellschaft als moralische Instanz ablösen werden würde ich gerne auf einer Podiumsdiskussion sehen wo sich auch Prostituierte befinden. Dann würden ihnen solche Sätze vergehen:
"Die Grünen Frauen fordern, dass die Frauen dabei in die Diskussion mit einbezogen werden."
Ich hoffe dass mit "die Frauen" die Prostituierten gemeint sind und nicht Frauen allgemein. Und nebenbei gibt es auch Transsexuelle und Männliche Prostituierte. Warum werden diese von den "grünen Frauen" exkludiert?