Wirtschaft | Arbeitsmarkt

Gewerkschaften im Dauereinsatz

Von Thun zu Memc: In gleich zwei Treffen wird am heutigen Dienstag versucht, die Situation der Beschäftigten in krisengeplagten Südtiroler Betrieben abzufedern. Morgen folgt Leitwind.

30 festangestellte Mitarbeiter, 13 befristete Arbeitsverhältnisse sowie einige Leiharbeiter: Das war die erschreckende Ankündigung, mit der die Bozner Firma Thun vor knapp zwei Wochen einen Personalabbau infolge anhaltender Umsatzrückgänge ankündigte. Heute wurde in einem Treffen mit der Firmenleitung versucht, die schmerzhaften Einschnitte zumindest ein wenig abzufedern.

Der wichtigste Vorschlag, auf den sich die Vertreter der Fachgewerkschaften in einem Treffen am Montag geeinigt hatten: Zumindest einige der unbefristeten Arbeitsverhältnisse sollen durch die Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitverträge oder andere Maßnahmen wie die Zurücksetzung von Einstufungen gerettet werden. „Im positivsten Fall könnten auf diese Art zumindest drei bis fünf der unbefristeten Arbeitsplätze gerettet werden“, meint Stefan Schwarze, Generalsekretär der Fachgewerkschaft FILCTEM/GECHTA. Allerdings muss davor noch einmal die Bereitschaft der Belegschaft geprüft werden, was in einem Treffen am kommenden Freitag passieren soll.

Noch sind die Namen der Betroffenen laut Schwarze nur indirekt über Alter und Dienstalter bekannt; klar ist, dass fast ausschließlich gut qualifiziertes Verwaltungspersonal betroffen ist, die Mehrheit davon im Alter unter 40 Jahren. Da die Arbeitslosenunterstützung dieser Altersklasse nur für ein Jahr zusteht, haben die Gewerkschaftsvertreter heute einen ersten Vorschlag für eine zusätzliche Entschädigung vorgelegt, der den entlassenen Mitarbeitern zumindest einen zusätzlichen Polster bieten soll. „Denn angesichts der aktuellen angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt wird es für viele von ihnen nicht leicht, sofort einen neuen Arbeitsplatz zu finden“, befürchtet Schwarze. Er spart nicht mit Kritik an der Unternehmensleitung, die seiner Ansicht nach aktiver auf die Krise reagieren hätte müssen. Vor allem fast alleinige Ausrichtung auf den italienischen Markt, wo Thun 90 Prozent seines Umsatzes erziele, ist aus Sicht des Gewerkschafters zu hinterfragen.

Hoffen bei Memc-Mitarbeitern

Während am morgigen Mittwoch beim Unternehmerverband über die neun Arbeitsplätze verhandelt wird, die der Sterzinger Winkrafthersteller Leitwind abbauen will, ist der Dauerbrenner Memc bereits heute Abend Thema eines Treffens zwischen Gewerkschaften, Firmenleitung und Landesrat Roberto Bizzo. Dabei soll aufgrund letzter Informationen vom Sitz der Multinationalen in den USA geklärt werden, wie die Aussichten für die rund 300 Memc-Beschäftigten stehen, die seit vergangenen November in Lohnausgleichskasse sind. Viele von ihnen hoffen nun darauf, dass sie dank des Abkommens zum Bezug günstigerer Energie durch die grenzüberschreitende Leitung nach Österreich im Herbst ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können. Laut Stefan Schwarze ist allerdings jetzt schon abzusehen, dass die Belegschaft im besten Fall verkleinert wird, also nicht mehr alle Arbeiter an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Bislang hält im Meraner Werk gut ein Drittel der ursprünglichen Belegschaft von rund 480 Mitarbeitern einen Teil der Produktion aufrecht. Das in Meran produzierte Silizium wird aber derzeit aus Japan importiert, sagt Schwarze.