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Die Wahl gehört der Frau

In Bozen wird über einen Antrag der Fratelli d’Italia diskutiert, der die Stadt zur „Pro-Life-Stadt“ erklären soll. Team K äußert sich und opponiert.
(vlnr) Thomas Brancaglion, Matthias Cologna, Sabine Kiem, Franz Planer
Foto: SALTO
  • In Bozen wird derzeit ein Antrag von Fratelli d’Italia diskutiert, der die Stadt offiziell zur „Pro-Life-Stadt“ erklären soll. Der Antrag, der sich auf das Gesetz Nr. 194 von 1978 stützt, zielt darauf ab, Initiativen zur Vermeidung von Schwangerschaftsabbrüchen zu fördern und die Stadt in dieser Hinsicht besonders hervorzuheben. Diese Gesetzgebung verpflichtet staatliche Institutionen dazu, Frauen umfangreicher zu unterstützen und über Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch zu informieren. Zudem wird gefordert, ein umfassendes Programm zur Förderung von Familien und der Geburtenrate zu entwickeln. Dies soll steuerliche Vorteile für größere Familien sowie finanzielle Unterstützung für Pro-Life-Zentren umfassen.

  • Stimmungsbild

    Matthias Cologna: „Es gibt eine rote Linie. Solche Aktionen sind immer ein hinterhältiger Angriff auf die Freiheiten der Frauen, denn nur Frauen sollten über ihren Körper entscheiden“, so in der Pressekonferenz. Foto: Comune di Bolzano

    Im Zuge des „Pro-Life“-Beschlussantrags fand eine Pressekonferenz von Team K statt, bei der es um den zentralen Aspekt der Entscheidungsfreiheit von Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen ging. 

    Thomas Brancaglion, Stadtrat von Bozen, bezeichnete das Thema als „schwierig, heikel, aber wichtig“ und verteidigte die Entscheidungsfreiheit von Frauen beim Schwangerschaftsabbruch. „Das Gesetz 194 ist ein italienisches Gesetz, das besser funktioniert hat als viele andere. Es hat sich bewährt, indem es die Zahl der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche von 65.000 pro Jahr auf 15.000 gesenkt hat. Wir sind der Meinung, dass die Erschwerung einer bewussten und freien Entscheidung der Frauen, sie in illegalen Entscheidungen treiben könnte “, erklärte er.

     

    Diese Maßnahmen könnten diskriminierend gegenüber Menschen sein, die keine Kinder wollen oder haben können.“

     

    Matthias Cologna, ebenfalls Stadtrat von Bozen, wies darauf hin, dass die Vorschläge der Fratelli d’Italia stark ideologisch geprägt seien, die den möglichen Schwangerschaftsabbruch mit dem Mangel an Geburten in Verbindung bringt. Er betonte, dass das Gesetz Nr. 194 effektiv gearbeitet habe und keinen negativen Einfluss auf die Geburtenrate hatte. „Im Jahr 1983 lagen die Abbrüche bei 31 pro 100 Lebendgeburten, heute sind es 16,6. Das zeigt, dass Abbrüche keinen Einfluss auf die Geburtenrate haben“, sagte Cologna. Er kritisierte auch die Vorschläge der Fratelli d’Italia, Bozen zur „Pro-Life-Stadt“ zu erklären und steuerliche Vorteile für große Familien einzuführen. „Diese Maßnahmen könnten diskriminierend gegenüber Menschen sein, die keine Kinder wollen oder haben können“, warnte er. Für Cologna und die Partei ist es wichtig zu zeigen, dass es ihrer Meinung nach eine rote Linie gibt, und solche Aktionen seien immer ein hinterhältiger Angriff auf die Freiheiten der Frauen, denn nur Frauen sollten über ihren Körper entscheiden.

  • Ärztliche Meinung

    Dr. Kiem Sabine: „Das ist nicht nur ein Affront gegen Frauen die einen Schwangerschaftsabbruch gemacht haben, das ist auch ein Affront gegen Frauen die keine Kinder bekommen können. Diese Form von Ideologie ist einfach zu verbieten“, so in der Pressekonferenz. Foto: Team K

    Sabine Kiem, Gynäkologin und Stadträtin von Meran, äußerte sich besorgt über die erneute Diskussion des Gesetzes. „Das Gesetz 194 ist gut, es braucht keine Änderungen, besonders nicht von ideologisch motivierten Gruppen“, sagte Kiem. Sie betonte, dass Frauen in Beratungsstellen bereits umfassend informiert und aufgeklärt werden und dass zusätzliche Hürden diskriminierend seien. „Die Diskriminierung beginnt dort, wo Frauen gezwungen werden, Bilder von Embryonen zu sehen oder sich anderen ideologischen Einflüssen auszusetzen. Das ist ein Übergriff, der verboten gehört“, fügte Kiem hinzu. Kiem sprach auch über die Vorteile neuer pharmakologischer Abbruchmethoden, die eine kostengünstigere und weniger invasive Alternative darstellen könnten, betonte dabei stark, dass die Entscheidung immer bei der Frau bleiben sollte.

     

    „Die Selbstbestimmung der Frau ist zentral.“

     

    Franz Ploner, Arzt und Landtagsabgeordneter, verteidigte das Gesetz als „europäisches Spitzenmodell“ und hob die Bedeutung der Selbstbestimmung der Frauen hervor. „Die Selbstbestimmung der Frau ist zentral. Wir als Mediziner sind verpflichtet, sie in ihrem Entscheidungsprozess zu unterstützen“, erklärte Ploner. Er kritisierte die politische Instrumentalisierung des Themas und warnte davor, ethische Fragestellungen für politische Zwecke zu missbrauchen. Die relativ hohe Verweigerungsquote in Südtirol von circa 85 Prozent könne laut Ploner von früher gelehrten Ideologien kommen, durch welche Ärzte den Eingrif ethisch nicht mit sich vereinbaren konnten. Er glaubt, dass die Mediziner heute säkularer seien und mit der neuen Generation auch in Südtirol ein Wandel kommen wird.

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Profil für Benutzer Herta Abram
Herta Abram Mi., 24.07.2024 - 07:56

Oh diese heuchlerischen, rückwärtsgewandten fdi Köpfe!
Investiert in Verhütungsmittel, die ihr gratis abgebt, und ideologielose Aufklärungsarbeit. Sorgt für wirklich gute, öffentliche oder private geförderte Kinderbetreuung, ganztags geöffnet, personell gut ausgestattet und als Bildungseinreichtung natürlich gratis. Kämpft für eine Kindergrundsicherung, die diesen Namen verdient. Macht inklusive Familienpolitik!
(Fast die Hälfte der Alleinerziehenden – überwiegend Frauen – ist armutsgefährdet oder sozial ausgegrenzt. Helft ihnen zuerst.)
Und fördert die Selbstbestimmtheit von Frauen!
- Das ist zukunftzugewandt und menschenwürdig!

Mi., 24.07.2024 - 07:56 Permalink