Politik | Überetsch

Rastwiesen Gespräche

Eppan: Die langjährige Idee der Neugestaltung des Rastwiesenareals kommt der Umsetzung einen Schritt näher. Begeisterung bei Felix von Wohlgemuth und Reinhard Zublasing.
Rastwiesen Projekt
Foto: feld72 / Bergmeister.eu
  • Reinhard Zublasing (SVP): Flexibilität, Nachhaltigkeit und die Einbindung der Bürger sind für den gesamten Prozess zentral. Foto: Reinhard Zublasing

    Das Projekt zur Neugestaltung der „Maria Rast Wiesen“, dem ehemaligen Militärareal in St. Michael Eppan, hat in der Gemeinde viel Interesse geweckt. Reinhard Zublasing, Gemeindereferent und Felix von Wohlgemuth, Gemeinderatsmitglied der Gemeinde Eppan, sprechen über Fortschritte, Herausforderungen, konkrete Pläne und Ideen sowie die Bedeutung des Vorhabens. Die individuell geführten Gespräche spiegeln Begeisterung und positive Zuversicht wider: Das Projekt ist ein wichtiger Schritt für die Gemeinde Eppan und die Zukunft der Mobilität und Nachhaltigkeit im städtischen Bau.

     

    „Es wird mehr auf die Bedürfnisse der Bürger eingegangen.“

     

    Mir geht es darum, dass dieses Projekt als positiv angesehen wird, weil es für diese Gemeinde eine extreme Chance ist. Dass im ersten Anlauf nicht alles perfekt verlief, liegt in der Natur der Menschen und wurde optimiert“, erklärt Zublasing. Trotz anfänglicher und jahrelanger Herausforderungen sieht er die Entwicklung und auch Verzögerung als vorteilhaft. „Die städtebauliche Sicht hat sich geändert, es wird mehr auf die Bedürfnisse der Bürger eingegangen. Der partizipative Prozess ist ein wesentlicher Bestandteil der Entscheidungsfindung geworden.“ 

    Von Wohlgemuth betont die Bedeutung und die Komplexität des Projekts: „Es sind im Grunde zwei Projekte: Einmal das südliche Areal, welches etwas größer ist mit ca. 4,5 Hektar, das bereits an das Land übergegangen ist. Dann gibt es den nördlichen Teil, der noch im Besitz der Staatsgüterverwaltung ist." Im nördlichen Teil sollen zukünfltich ein neues Zivilschutzzentrum wie die neue Feuerwehrhalle sowie die Bergrettung und einige übergemeindliche Organisationen wie beispielsweise die Hundestaffel unterkommen.

  • Die Umsetzung

    Felix von Wohlgemuth: Ein langsamer Prozess, um auch in Zukunft noch Raum für notwendige Einrichtungen zu haben, ist besonders wichtig. Foto: Grüne Verdi Verc

    Die alleinige Umsetzung des Projekts im südlichen Teil des Areals wäre für die Gemeinde Eppan nicht möglich gewesen. „Für uns als Gemeinde war es nicht machbar, weder von der technischen Umsetzung noch von der finanziellen Abwicklung das Areal zu kaufen und es dann schrittweise umzusetzen. Somit ist die Gemeinde als alleiniger Abwickler nicht in Betracht gezogen worden“, so Zublasing. Das bestätigt auch von Wohlgemuth: „Die Gemeinde Eppan konnte das Areal nicht übernehmen, da es finanziell nicht tragbar wäre und einen enormen administrativen Aufwand bedeutet hätte.“

    Zublasing erklärt: „Das Land hat in Gegenleistung für das Areal woanders Militärwohnungen für das Berufsheer gebaut. Der Gegenwert beträgt circa 14,5 Millionen Euro, welche an das Land zurückgezahlt werden müssen.“ „Deshalb hat das Land entschieden, die Euregio+ mit der Finanzierung und Planung zu beauftragen“, so von Wohlgemuth. Zublasing führt aus: „Das Projekt Rastwiesen wird von drei Hauptpartnern betreut: Die Provinz Bozen, die als Eigentümer des Geländes fungiert, die Gemeinde Eppan, die die städtebauliche Hoheit und Entscheidungsgewalt über das Areal besitzt und die Euregio+, eine 100-prozentige Inhouse-Gesellschaft des Landes, die das Projekt finanziell begleitet.“ Für die Fertigstellung sind zehn Jahre geplant, dann muss aufgrund der Finanzierung das Projekt beendet sein, was bedeuten würde, dass es 2035 fertig gestellt wird.

  • Das Areal heute: der Zugang in das ehemalige Militärareal ist fast unmöglich und es existieren nur wenige Fotos vom aktuellen Stand. Die Natur hat sich große Teile wieder zurückerobert. Foto: Erwin Flor
  • Ideenwettbewerb und Bürgerbeteiligung

    Siegerprojekt: es sollen keine Autos auf dem Areal kursieren und eine harmonische Gemeinschaft entstehen. Foto: feld72 / Bergmeister.eu

    „Das erste Projekt, gestaltet von Euregio+, war reine Wohnkubatur, total fantasielos. Wir haben massiv dagegen opponiert,“ berichtet von Wohlgemuth. Nach intensiven Verhandlungen wurde die ursprüngliche Planung zurückgezogen und ein neuer Ansatz mit Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen. Daraufhin wurde 2022 ein Ideenwettbewerb für rund 150.000 Euro umgesetzt. „Wir haben viel gelernt. Durch eine starke Beteiligung der Bürger konnten wir verstehen, was die Eppaner wollen. Beim Ideenwettbewerb gab es einen klaren Austausch zwischen Jury und Bürgerrat. Das Siegerprojekt von feld72 war schlussendlich für Bürgerrat und Jury der Gewinner“, erläuterte Zublasing. Es zeigte sich ein allgemeiner Wunsch nach Flexibilität. „Es ist wichtig, eine langsame Anpassung zu haben, um schrittweise auch notwendige Veränderungen vornehmen zu können“, betont von Wohlgemuth.

     

    „Um für zukünftige Entwicklungen und Bedarf Raum zu schaffen.“

     

    Geplant ist eine Mischzone mit ca. 150 Wohnungen zum Verkauf oder Vermietung, ein Altersheim, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomiebetriebe sowie eine Art Turnhalle und ein Waldbereich. „Die Halle soll für jegliche Freizeitaktivität verwendet werden können und multifunktionell sein“, so Zublasing. Zudem soll circa ein Hektar komplett frei bleiben „um für zukünftige Entwicklungen und Bedarf Raum zu schaffen“, betont von Wohlgemuth.

    Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Nachhaltigkeit. „Zwischennutzung, Wiederverwertung, Recycling sind zentrale Themen. Der Baumbestand soll so gut es geht auf dem gesamten Areal erhalten bleiben“, erklärte Zublasing, „dafür haben sich Planer und Bürger stark ausgesprochen.“ Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Umweltverträglichkeit geschenkt. „Im Plan ist vorgesehen, dass nachhaltig gebaut wird, von Baumaterialien bis hin zu Kühlung und Heizung. Hier kann zum Beispiel mit Hackschnitzeln gearbeitet werden, welche vom eigenen Wald der Gemeinde hergestellt werden könnten," erklärte von Wohlgemuth.

     

    „Es haben sich alle dafür ausgesprochen, dass in diesem Areal oberirdisch kein Auto fahren soll.“

     

    Ein weiteres zentrales Thema ist die Neugestaltung des Mobilitätskonzepts. „Das Mobilitätskonzept ist sehr interessant. Es haben sich alle dafür ausgesprochen, dass in diesem Areal oberirdisch kein Auto fahren soll", so Zublasing. Wohlgemuth sagt außerdem: „Auch alle Bürger, die da wohnen, werden sich an der Oberfläche nicht mit Autos bewegen. Es wird eine unterirdische Parkgarage geben, die leicht zugänglich ist.“ Zublasing betont auch, wie wichtige die Nutzung von Fahrrädern als Verkehrsmittel sein wird: „Man geht davon aus, dass sich ein ganz großer Teil der Mobilität vom Auto Richtung Rad verlagert, was bereits jetzt noch mehr gefördert werden soll.“ Zudem betonen beide die gute Anbindung der Buslinien des öffentlichen Verkehrs.

    Die Vision für das Rastwiesenareal ist klar definiert: „Das Rastwiesenareal von Eppan verkörpert eine einladende Vision, die Familienfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und bezahlbaren Wohnraum, soziales Miteinander, Freude, generationenübergreifende Gemeinschaften, CO2-Neutralität, Wohnen, Wirtschaft und Freizeit vereint. “

  • Herausforderungen bei der Umsetzung

    Zwischennutzung: Ab 2025 besteht die Hoffnung, dass mehr Einblick für die Bürger geschaffen werden kann und bestimmte Bereiche als Zwischennutzung brauchbar werden, bis mit dem Bau gestartet wird. Foto: Erwin Flor

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die historische Verantwortung und soziale Integration. „Die Geschichte des Areals soll nicht ausradiert werden. Es wäre schön, einzelne architektonische Elemente wie beispielsweise den Wachturm zu erhalten. Auch eine Ausstellung könnte die Entwicklung des Areals von der Jahrhundertwende bis heute dokumentieren“, fügte von Wohlgemuth hinzu.

    Dieser Aspekt der Zwischennutzung ist auch für Zublasing zentral: „Es ist ein großer Wunsch der Gemeinde, die Remisen zwischennutzen zu können. So wäre etwa ein Skatepark geplant. Allerdings scheitert es an dem dort liegenden Flüchtlingsareal der CAS (centri di accoglienze straordinarie), welche Kontakt zu den circa 50 Flüchtlingen strengstens verbieten. Somit wird die Umsiedlung notwendig, die politischen Gespräche laufen.“

     

    „Die langfristige Entwicklung liegt im Fokus, welche eine sukzessive Realisierung erfordert. “

     

    Abschließend betonte Zublasing die Bedeutung der nachhaltigen und sozialen Stadtentwicklung: „Das gesamte Projekt Rastwiesen unterliegt der Herausforderung, mit den verfügbaren finanziellen Mitteln, den Wünschen und Anforderungen der Eppaner Bürger gerecht zu werden. Die langfristige Entwicklung liegt im Fokus, welche eine sukzessive Realisierung erfordert.“

     

    „Es ist eine Chance für die Gemeinde Eppan.“

     

    Das Projekt Rastwiesen soll ein beispielhaftes Viertel werden, das durch die Einbindung der Bevölkerung und eine nachhaltige Planung überzeugt. „Es ist eine Chance für die Gemeinde Eppan, ein neues, lebenswertes Viertel zu schaffen, das sich harmonisch in das bestehende Dorf einfügt und den Bedürfnissen der Bewohner gerecht wird,“ so Felix von Wohlgemuth abschließend.