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Foto: Walter Donegà
Gesellschaft | Projekt

Komm sprich mit mir

Das Projekt „Voluntariat per les Llengües“ existiert bereits seit drei Jahren. Sinn und Zweck ist es, Deutsche mit Nicht-Deutschen zusammenzubringen. Wie Sprachblockaden dadurch übewunden werden.

Sprachen sind da um gesprochen zu werden. Das wusste bereits Theodor Fontane. Hierzulande scheint diese Weisheit noch eine Spur relevanter. Denn mit drei Landessprachen ist Südtirol ohne Zweifel mehrsprachig. Viele Italiener und Einwanderer müssen jedoch Deutsch immer noch als Fremdsprache bezeichnen. Und deswegen ermöglicht das Assessorat für italienische Kultur den Lernwilligen unter ihnen, ihre Deutschkompetenz zu erweitern. Ganz ohne teuere Sprachreisen oder Kurse. Das Projekt nennt sich „Voluntariat per les Llengües“, wurde 2010 aus der Taufe gehoben und funktioniert gänzlich durch Freiwilligenarbeit: ein deutscher „Sprachgeber“ meldet sich und verbringt eine Stunde pro Woche mit einem nicht-deutschen „Sprachnehmer“. Das Motto ist simpel: „Ich gebe mein Deutsch weiter“. Mittlerweile nehmen 1500 Personen aktiv am Projekt teil.

Autonome Paare

„Es läuft folgendermaßen ab“, erklärt Rosa Forer von „Voluntariat per les Llengües“, „der Sprachgeber meldet sich bei uns und erklärt sich bereit, einen Teil seiner Freizeit für das Projekt zu opfern“. Dann werde aufgrund gemeinsamer Interessen und Hobbys das ideale Sprachpaar aus „Sprachgeber“ und „Sprachnehmer“ gebildet. „Beim ersten Treffen stellen wir den beiden einen Betreuer zur Seite, dieser erklärt ihnen den Ablauf“, schildert Forer. Anschließend seien die Sprachpartner autonom und können eigenständig Zeiten und Treffpunkte absprechen. „Beim fünften und beim zehnten Treffen ist nochmal der Betreuer dabei“, sagt sie, „einfach um ein Feedback zu bekommen“. Nach dem zehnten Treffen trennen sich die Wege der Sprachpartner. „Muss aber nicht sein“, fügt Forer hinzu, immerhin könne man noch zehn Treffen anhängen oder sich in Zukunft einfach privat aufsuchen.

„Teilnehmer fühlen sich wohl“

Ist eine solche Art Deutsch zu lernen aber effizienter als jeder Sprachkurs? „Ja“, meint Rosa Forer überzeugt, „bei einem Sprachkurs spricht meistens nur der Lehrer, die Teilnehmer kommen fast nie zu Wort“. Und deswegen lege man bei „Voluntariat per les Llengües“ besonders Augenmerk auf die Lernenden. Sie sollten so viel Deutsch wie möglich sprechen. Ein weiterer Vorteil der Treffen sei die Intimität, dazu weiß Forer: „Wenn die Partner ein gutes Verhältnis zueinander aufgebaut haben, kann mach auch das ein oder andere persönliche Thema ansprechen“. Und das sei in einem Sprachkurs undenkbar. Überhaupt würden die Initiatoren viele positive Rückmeldungen bekommen, schwärmt Rosa Forer, „Blockaden werden schneller abgebaut und die Teilnehmer fühlen sich wohl“.

Auch für Italienisch

Zu den Teilnehmern würden vor allem Italiener zählen, die ihr Deutsch aufbessern möchten. Bei etwa 14 Prozent der Sprachpaare sei der „Sprachnehmer“ fremder Muttersprache. „Für Ausländer gibt es aber noch ein weiteres Projekt“, erzählt Forer vom Amt für Zweisprachigkeit, „dabei können sie auch Italienischkentnisse erwerben“. „Parla con me in italiano“ sei allerdings nur für Ausländer, ergänzt sie. Und was ist das Ziel von „Voluntariat per les Llengües"? Ganz klar, eine Heimat mit mehrsprachiger Zukunft. Ohne Deutsch als Fremdsprache.