„Auf a Ratscherle“ mit meinem Laptop
2 Wochen lang treffen sich Akademiker aus aller Welt in der Hauptstadt Südtirols und gehen unter anderem der Frage nach, wie es in Zukunft möglich sein wird, mit unseren Computern zu „sprechen“.
ESSLLI steht für European Summer School in Logic, Language and Information. Phonetisch mag die Idee eine tolle Alliteration ergeben, doch passen die Konzepte auch inhaltlich zusammen? Der Vorsitzende des Organisationskomitees und Professor der Fakultät für Informatik an der Uni Bozen Diego Calvanese erklärt den Zusammenhang der drei Fachbereiche: „Logik, Sprache und Computerwissenschaft sind sehr eng miteinander verbundene Themen. Die formalen Aspekte der Sprache sind mit Logik sehr eng verbunden, denn was in der natürlichen Sprache erlaubt ist und was nicht kann mittels logischer Formeln beschrieben werden. Computerwissenschaft kommt dann auch ins Spiel, denn das Erfassen natürlicher Sprache ist eine sehr komplexe Aktivität, und Computerwissenschaft beschäftigt sich eben damit wie Maschinen komplexe Aufgaben effizient erfüllen können.“
Mit anderen Worten, die Schnittstelle, um die es in den 2 Wochen gehen soll, liegt zwischen Mensch und Technik. Oder besser, bei künstlicher Intelligenz. Erforscht und gelehrt werden unter anderem die neuesten Techniken zur Sprachverarbeitung durch Maschinen. Diese Techniken werden es in naher Zukunft ermöglichen, dass Maschinen mit uns Menschen ins Gespräch kommen, also natürliche Sprache verstehen, und auch Sprache wiedergeben. Diese Vorstellung mag zurzeit vielleicht noch absurd klingen, jedoch erinnert Professor Calvanese daran, dass diese Vorstellung gar nicht so weit hergeholt ist. „Man denke dabei an die automatische Erkennung von Personen in Bildern und Videos, die eng mit der Spracherkennung verwandt ist und eines der Grundelemente für selbstfahrende Autos darstellt.“
In diesem Sinne wird das Ziel von ESSLLI, fächerübergreifend Logik, Sprache und Informationstechnik zu lehren, erfüllt. Die erste Ausgabe der Summerschool fand 1989 in den Niederlanden statt. Seitdem rotiert das europäische Projekt jährlich von Stadt zu Stadt, wobei ein Komitee darüber entscheidet, welcher Stadt die Ehre erwiesen wird. „ Es ist ein bisschen so wie bei den Olympischen Spielen, nur in viel kleinerem Maßstab,“ bringt es Professor Calvanese auf den Punkt. Heuer hat Südtirol dieses Ziel erreicht. Nach einjähriger komplexer Organisation, beherbergt die Uni Bozen nun rund 400 PhD- und einige wenige Masterstudenten aus ganz Europa, Amerika und Asien. Auch die Lehrenden bilden ein internationales Gemisch. Die meisten gehören zu den weltweit besten Spezialisten auf ihrem Gebiet und können die Studenten somit auf den neuesten Stand der Wissenschaft bringen.
Dies versuchte auch Professor Marco Baroni aus Trient, indem er sein Projekt Composes vorstellte. Prof. Calvanese erklärt: „In Composes ging es darum, Maschinen in die Lage zu versetzen, den Sinn von Sätzen aus einzelnen Wörtern zu erfassen. Wir Menschen machen das automatisch, ohne uns dessen bewusst zu sein, aber für Maschinen ist das eine sehr komplexe Tätigkeit, die noch nicht vollständig verstanden wird.“ Für Facebook, Google und Co. sind diese Themen essentiell. Seine Arbeit in diesem Forschungsbereich wird der Trientner Professor deshalb beim Informatikgiganten Facebook fortsetzen.
Das Projekt ESSLLII ist zwar nur ein kleiner Schritt für die zukünftige Informatikwelt, aber ein großer Schritt für die Uni Bozen - hoffentlich um leichter kluge Köpfe nach Bozen zu locken, und dann auch hier zu behalten. Denn, dass seit Jahren ein brain drain die akademische Welt Südtirols überschattet, daraus macht auch Professor Calvanese keinen Hehl: „ Das brauchen wir und die Südtiroler Firmen, die an einem chronischen Mangel an kompetenten Informatikern leiden.“